von Michael Kämmerer
Zwei Schlüsselspieler entscheiden sich kurzfristig für ihren Einsatz
FC Fuchsstadt – TSV Abtswind 0:3 (0:1)
Wenn Pascal Kamolz, der beste Angreifer der Landesliga, gar nicht erst mitfährt und Adrian Dußler, statt selbst zu treffen, lieber den Vorbereiter spielt, dann sind beim TSV Abtswind eben andere zur Stelle – egal ob sie sich im Mittelfeld bewegen oder in der Abwehr. Um den ungefährdeten 3:0-Sieg gegen den FC Fuchsstadt kümmerten sich als Torschützen Nicolas Wirsching – sogar zweifach – und Sven Gibfried.
Mit 78 Treffern ist der TSV Abtswind die Torfabrik der Liga. Kein anderes Team macht es vorne so häufig wie der Tabellenführer. Im Schnitt fast dreimal pro Spiel. Klar, dass Abtswind mit Pascal Kamolz den erfolgreichsten Goalgetter stellt. Achtzehn Mal hat es der 32-Jährige diese Saison schon in fremden Kästen scheppern lassen. Adrian Dußler ist mit dreizehn Einschüssen der erfolgreichste Mittelfeldspieler der Klasse und obendrein ein exzellenter Vorarbeiter. Man könnte meinen, wenn die beiden den Abschluss verweigern, dann ist es um Abtswinds Treffsicherheit schlecht bestellt. Falsch gedacht. 15 Akteure, nahezu alle Feldspieler des Kaders, haben in dieser Runde schon den Ball ins Netz gebracht. Wenn also Pascal Kamolz wie am vergangenen Samstag erkältet zu Hause bleibt und Adrian Dußler das ein oder andere Mal im Abschluss vergibt, machen es mit Sicherheit andere.
Nicolas Wirsching zum Beispiel. Der verschmitzte Mittelfeldspieler, der häufig vor der Abwehr zu finden ist, sich aber auch gerne weit nach vorne begibt, ist schließlich Abtswinds drittbester Schütze. Seit dem Wochenende stehen zehn Tore auf seinem Saisonkonto. Der 25-Jährige beherrscht es mit dem Fuß und in letzter Zeit auch immer öfter mit dem Kopf – vor allem dann, wenn der Gegner ihn so unbeachtet lässt wie zuletzt die Fuchsstädter. Wirsching ist in den zurückliegenden Spielen wieder aufgeblüht wie der Rest der Mannschaft zu Beginn des Frühlings. Mit dem vierten Sieg am Stück – allesamt seit der Amtsübernahme von Interimstrainer Thorsten Götzelmann – bleibt Abtswind Tabellenführer und drei Spieltage vor Ultimo erster Anwärter auf den Aufstieg. Komfortabel ist der Vorsprung mit drei Zählern nicht, vor allem weil Verfolger Vach genauso zuverlässig dreifach punktet.
Was bisher als Fernduell ausgetragen wurde, spitzt sich in zwei Wochen im direkten Aufeinandertreffen zu und wird – so schätzen die meisten – die Meisterschaft entscheiden. Zumindest steht inzwischen fest: Abtswind hat in jedem Fall den zweiten Rang und damit die Aufstiegsspiele sicher. Doch wer an 26 von 27 Spieltagen Erster ist, für den wäre die Vizemeisterschaft kein Grund zur Freude. In Fuchsstadt mussten die Abtswinder keinen Gedanken ans Scheitern verschwenden. Dafür besaß der Gegner nicht die Qualität, um die auf mehreren Positionen dezimierte Götzelmann-Elf in Bedrängnis zu bringen. Neben Pascal Kamolz fehlten Peter Mrugalla, privat verhindert, und der verletzte Daniel Hämmerlein. Bei Jonas Wirth und Philipp Hummel (im Bild) war der Einsatz zunächst offen. Erst nach dem Aufwärmen gaben die beiden Angeschlagenen ihr Okay. Und das war wichtig, wie Thorsten Götzelmann später feststellte: „Jonas war das fleißige Bienchen im defensiven Mittelfeld. Und Philipp hat sich auf dem Flügel durchgebissen.“
Zu Götzelmanns Prioritäten gehört es, dem Gegner zuvorderst die Möglichkeiten auf ein Tor zu nehmen und dann erst selbst das Heil in der Offensive zu suchen. Zum zweiten Mal ist Abtswind nun unter der Regie des neuen Trainers ohne Gegentreffer geblieben. Viele Chancen, dies zu ändern, bekam Fuchsstadt nicht, im ersten Durchgang schon gleich gar nicht. Dafür gingen die Gäste schon nach fünf Minuten in Führung. Nach Sven Gibfrieds langem Pass profitierte Nicolas Wirsching vom Abstimmungsproblem zwischen Verteidiger Pascal Schmitt und Schlussmann Sven Eyrich und hob den Ball, zuvor noch mit der Brust gestoppt, im Fallen ins Gehäuse. Daniel Endres spielte den Frontmann und in gewisser Weise den Alleinunterhalter, wenn es bei Abtswind um den Abschluss ging. Doch diesmal wollte dem Angreifer bei seinen zahlreichen Gelegenheiten kein Tor gelingen – zumindest keines, das zählte.
Zweimal brachte Endres die Kugel über die Linie, und jedes Mal hob der Linienrichter wegen Abseits die Fahne. Bis die Hausherren in der 54. Minute ihren ersten halbwegs gefährlichen Schuss abgaben, hatte Endres schon sechsmal draufgehalten. Aber bevor bei der Heimelf angesichts des knappen Resultats auch nur der kleinste Hoffnungsschimmer aufkam, besorgte Nicolas Wirsching auch schon das 2:0. Adrian Dußlers Freistoßflanke landete haargenau auf Wirschings Kopf (55. Minute). Dußler, der manche Chance selbst liegenließ, bereitete auch den Schlusspunkt vor: Seine Hereingabe nach einer kurz ausgeführten Ecke beförderte Fuchsstadts Tobias Stöht aufs eigene Tor. Keeper Sven Eyrich bekam den Ball nicht zu greifen und klatschte ihn genau vor Sven Gibfrieds Füße. Der Verteidiger brauchte nur zum 3:0 einzuschieben (79.). Fuchsstadt besaß nicht die Qualität, um eine Überraschung zu landen. Das Einzige, was Thorsten Götzelmann diesmal störte: Seine Spieler diskutierten zu viel. „Wir müssen die Schiris in Ruhe lassen“, forderte der Trainer. „Aber gut: Wir befinden uns in einer entscheidenden Phase der Saison. Da ist man nicht immer entspannt und cool.“
Spielbericht eingestellt am 29.04.2018 11:29 Uhr