von Michael Kämmerer
Auch in der dritten Halbzeit sind die Protagonisten gut aufgelegt
TSV Abtswind – ASV Rimpar 5:1 (3:0)
Alles wieder gut! Der TSV Abtswind hat die 2:4-Heimniederlage gegen den SV Euerbach/Kützberg mit einem rauschenden 5:1-Erfolg nahezu vergessen gemacht. Darunter leiden musste der ASV Rimpar. Besonders gut in Schuss zeigte sich der dreimalige Torschütze Pascal Kamolz, der ins Sturmzentrum zurückgekehrt war. Bereits vor dem letzten Spieltag im Jahr 2017 steht fest, dass Abtswind die Winterpause als Tabellenführer verbringen wird.
Was war das für ein großes Kino?! Das Spiel zwischen dem TSV Abtswind und dem ASV Rimpar hatte schon reichlich Unterhaltsames geboten, kein Wunder bei einem Kantersieg der Heimmannschaft. Erinnerungswürdig wurde auch die dritte Halbzeit, die öffentliche Pressekonferenz, bei der die Trainer einander die verbalen Bälle zuspielten und zur Hochform aufliefen, dass die Veranstaltung epischen Charakter und philosophisches Ausmaß bekam. Mit einer Dauer von 35 Minuten war die Gesprächsrunde im prallgefüllten Vereinsheim derart überzogen worden, wie es sich einst nur Thomas Gottschalk bei „Wetten dass..?“ getraut hatte. „Ich hoffe, ihr seid unseretwegen da und nicht, weil es hier so schön warm ist“, fragte Abtswinds Petr Skarabela die Leute, die sich nach dem Schlusspfiff in den kleinen Gastraum drängten.
Die Rolle des Entertainers übernahm Rimpars Harald Funsch, der trotz der deutlichen Niederlage seinen Humor nicht verloren hatte und dafür viel Applaus und die Lacher des Publikums erhielt, das am Ende gar eine Zugabe forderte. „Ich hätte lieber als Trainer gepunktet denn als Showmaster“, resümierte der 53-Jährige, der seine Laune auf seinen Realismus schob: „Wer nach Abtswind fährt, muss mit einer Niederlage rechnen. Daher kann ich mit dem 1:5 leben.“ Wo war nur der Harald Funsch früherer Tage geblieben, der Heißsporn, der an der Seitenlinie keinem Wortgefecht mit Gegnern, Schiedsrichtern und Zuschauern aus dem Weg gegangen war, der nach solchen Ergebnissen einst wild losgepoltert hatte?
„In meinem Alter denkt man ab und an mal nach. Manche Sachen, die man vor fünfzehn Jahren gemacht hat, sieht man mit ein bisschen Abstand anders“, sagte der Würzburger, der am vergangenen Samstag im Laufe der neunzig Minuten entspannt an der Bande lehnte und sich nahezu in die Rolle des stillen Beobachters begab: „Heute war ich eher der Denkende als der Verrückte.“ Abtswind entsprach einfach nicht Rimpars Maßstab, um mit Zählbarem zu rechnen. Zu groß fielen die Qualitätsunterschiede aus, die Funsch an drei Merkmalen festmachte: Der Spitzenreiter setzte sich im Mittelfeld häufiger in den Zweikämpfen durch als der Tabellenelfte, zeigte sich in der Offensive kaltschnäuziger im Abschluss und entschied die Duelle im Strafraum für sich. So betrieben die Hausherren Wiedergutmachung für die Niederlage eine Woche zuvor. Sie hatten ihr Manko im Abschluss behoben, brauchten weniger Chancen für umso mehr Tore. Gut möglich, dass das mit Pascal Kamolz zu tun hatte.
Der Stürmer war zuletzt auf dem ungewohnten linken Flügel zum Einsatz gekommen und damit zu weit weg vom Schuss gewesen. Vorne in der Mitte konnte er diesmal deutlich häufiger seine Gefährlichkeit ausspielen, und das machte sich auf seinem Torkonto bemerkbar: Dreimal traf der 31-Jährige gegen Rimpar und setzte sich mit dreizehn Saisontoren an die Spitze der Torschützenliste. Eine entscheidende Rolle spielte auch Jonas Wirth, den Skarabela für den verletzten Adrian Dußler aufbot: Wirth sorgte im defensiven Mittelfeld dafür, dass die Mitte anders als bei der jüngsten Niederlage keine Löcher bekam, und glänzte obendrein zweimal als Torvorbereiter. Doch es dauerte zwanzig Minuten, bis Abtswind Schwung aufnahm. Die Gäste hatten in der Anfangsphase mit einem mutigen, ganz und gar nicht verhaltenen Auftreten das Überraschungsmoment zu nutzen versucht. Ohne Erfolg.
Kamolz, der zunächst einen Kopfball freistehend über die Latte setzte und später vor dem leeren Tor den Fuß nicht ans Leder bekam, war zur Stelle, als er liefern musste: Die hohe Hereingabe Mathias Brunschs nutzte er schließlich nach knapp einer halben Stunde zur 1:0-Führung. Von da an war die Skarabela-Elf im Fluss. Das 2:0 durch Frank Hartlehnert, der den Ball an den linken und rechten Innenpfosten drückte, ehe er die Linie überschritt (39. Minute), und Kamolz’ 3:0 per Kopf (42.) ließen nicht lange auf sich warten. Es war ein Tor, das Adrian Graf mit einem weiten Schlag einleitete, Daniel Endres durch eine Flanke konkretisierte und das ob seiner Herrlichkeit Verzückung im Publikum erzeugte. „Wie auf der Playstation“, bejubelte ein Zuschauer den Spielzug. Wieder einmal hatte Abtswind schon zur Pause die Weichen für den Sieg gestellt.
Adrian Dußler, der für alle Fälle auf der Bank saß, brauchte es nicht mehr. „Er ist zwar einer der wichtigsten Spieler“, erklärte Skarabela, „doch ich wollte kein Risiko eingehen, dass er sich weiter verletzt.“ Dass Rimpar anschließend mehr Anteile hatte, phasenweise auf Augenhöhe mitspielte, mehrere gute Chancen erhielt und durch Phillip Löw in der 60. Minute auf 1:3 verkürzte – geschenkt. Im letzten Heimspiel vor der Winterpause machten die Platzherren trotz des miesen, windigen, kalten, nassen und düsteren Wetters schnell wieder ernst. Michael Herrmann flankte so exakt auf den Kopf von Daniel Endres, dass es fast nicht anders ging, als zum 4:1 zu treffen (66.). Pascal Kamolz hatte Lust auf mehr und schob Torhüter Patrick Meier die Kugel zum 5:1-Endstand durch die Beine (70.). „Bis auf die Gegentore, bei denen wir Überzahl im eigenen Sechzehner hatten, war ich mit der zweiten Hälfte nicht unzufrieden“, sagte Harald Funsch.
Spielbericht eingestellt am 12.11.2017 08:45 Uhr