von Michael Kämmerer
Als Herbstmeister hat sich Abtswind auf die Spitze eingeschossen
TSV Lengfeld – TSV Abtswind 2:4 (1:1)
Nachlegen. Das war die Devise. Was hätte der schönste Sieg über den Verfolger Vach gebracht, wenn Abtswind in Lengfeld nicht die Punkte abgeräumt hätte, wenn also die Brisanz der Begegnung nicht mehr ganz so gewesen wäre? Zwischenzeitlich stand die Partie aus Sicht der Gäste auf der Kippe, als die Lengfelder in Führung lagen und auf einen weiteren Treffer drängten. Doch gerade die Einwechslungen halfen, das Geschehen in die richtige Bahn zu lenken.
Herbstmeister! Ein Titel ohne Wert, aber psychologisch nicht zu verachten. Der TSV Abtswind hat sich zum Abschluss der Hinserie an der Spitze behauptet und sechs Zähler Vorsprung nach der Hälfte der Etappe herausgeschossen. Wenn allerdings wie am Sonntag drei zuverlässige Stammkräfte nicht mitmischen, kann es selbst gegen einen spielstarken Aufsteiger wie den TSV Lengfeld problematisch werden. Michael Herrmann, Mathias Brunsch und Adrian Dußler waren mit Problemen am Oberschenkel nicht voll belastbar. Das wirbelte die Aufstellung durcheinander und machte sich vor allem im defensiven Mittelfeld bemerkbar, wo Jonas Wirth und Jürgen Endres zum ersten Mal in dieser Saison Seite an Seite spielten. In den vergangenen Jahren hatten die beiden Oberfranken das bewährte Gespann auf der Doppelsechs vor der Abwehr gebildet.
In jüngster Zeit war das Duo, das sich auch außerhalb des Platzes versteht, gesprengt worden. Wirth hatte nach einer Operation im Sommer erst vor kurzem wieder eingreifen können. Endres musste ebenfalls um seinen Platz kämpfen, weil seine Hochzeit und die Flitterwochen ihm immer mal wieder Trainingspausen abverlangten. Auch wenn beide sich in der Vergangenheit auf dem Spielfeld nahezu blind verstanden, mussten sie beim ersten gemeinsamen Auftritt erst wieder ihre Routine finden. „Das funktionierte nicht so einfach“, stellte Trainer Petr Skarabela fest. Als Pascal Kamolz in der fünften Minute nach Steffen Barthels Freistoßflanke zum 1:0 einköpfte, schien alles seinen Verlauf zu nehmen, wie es schon so häufig passiert war, wenn Abtswind sein ganzes Potenzial ausschöpfte. Zumindest kurz darauf war das in der Abwehr nicht der Fall.
Ein Fehlpass reihte sich an den nächsten. Als Nutznießer machte sich Kevin Markert, der jenseits des Sechzehners draufhielt und zum Ausgleich traf (6. Minute). Der Landesliga-Aufsteiger spielte munter mit, schaffte es vor allem im zentralen Mittelfeld Schwung aufzunehmen, um seinen Paradestürmer Igor Mikic in Szene zu setzen. Als der Zehn-Tore-Mann sich nach vorne gewunden hatte, rutschte Sebastian Markert nur knapp an Mikics Hereingabe vorbei (34.). „Wir stellen uns nicht hinten rein“, rühmte Lengfelds Trainer Michael Hochrein seine Elf, die sich als Aufsteiger mit Platz sieben belohnt hat. Das lässt dem Gegner Räume. Nur verstand es Jürgen Endres in der 38. Minute nicht, einen halbwegs brauchbaren Schuss abzugeben, obwohl ihm frei vor dem Tor alle Möglichkeiten gegeben waren. Der Ball rollte in die Arme des Tormanns.
Zur Pause mussten die Gäste zweimal tauschen: Bei Frank Hartlehnert zeichneten sich die Abdrücke gegnerischer Stollen im Gesicht ab. Das Einsteigen hatte bei ihm Kopfschmerzen und schlechte Sicht ausgelöst, so dass es nicht mehr weiterging. Der mit Gelb belastete Adrian Graf musste sich vor einem Platzverweis fürchten. Also kam auch er zum zweiten Durchgang nicht mehr aus der Kabine. Sein Nachfolger in der Innenverteidigung, Daniel Hämmerlein, hatte gleich bei einer seiner ersten Aktionen das Nachsehen gegen Igor Mikic. Als auch noch Nicolas Wirsching im Strafraum überspielt war, hob Lengfelds Sürmer den Ball geradewegs zur 2:1-Führung ins lange Eck (48.). Beim nächsten Schuss tauchte Patrick Hefner, der nochmals den gesperrten Julian Schneider vertrat, im richtigen Moment ab (53.).
Fünf Minuten später befanden sich die Abtswinder erneut in der Bredouille, als Konstantin Sokolowski vor Hefner köpfen konnte und das Gehäuse nur knapp verfehlte. „Das war eine Phase, in der es bei uns nicht lief“, erkannte Petr Skarabela. Sein Team musste sich steigern. Und tat das, als Adrian Dußler ins Spiel kam. Der Mittelfeld-Regisseur hatte Einsatzbereitschaft für eine halbe Stunde signalisiert und machte vom ersten Ballkontakt an die Mannschaft um eine Klasse besser. Die zweite wegweisende Einwechslung gelang Skarabela mit Daniel Endres. Dessen kraftvolle Art machte ihn zum idealen Konterspieler. Und dann waren da noch Pascal Kamolz und Peter Mrugalla, die den Spielverlauf entscheidend beeinflussten: „Pascal ist unsere Lebensversicherung. Er hat einen Lauf wie nie zuvor“, sagte Skarabela. „Auch Peter war in der zweiten Hälfte einer der Besten.“
Kamolz schlug die Ecke zu Dußler, der den 2:2-Ausgleich per Kopf erzielte (68.). Für Lengfeld gab es keine Entlastung mehr. Jürgen Endres legte mit einer Ecke für Daniel Endres zum 3:2 vor (75.) – zum dritten Mal führte eine Standardsituation zu einem Kopfballtor. Aus dem Spiel heraus traf für Abtswind nur Pascal Kamolz. Nachdem er erst einen Schuss an die Latte gesetzt hatte (86.), schob er den Ball vor Mitspieler Peter Mrugalla ins Tor, der bereits den Schlussmann umkurvt hatte (90.+3). Der 4:2-Endstand bedeutete für Kamolz das zehnte Saisontor, mit dem er sich an die Spitze der Torschützenliste beförderte. Er ist damit so etwas wie der Herbstmeister unter den Torjägern.
Spielbericht eingestellt am 24.10.2017 18:14 Uhr