von infranken.de, Jürgen Schmitt
Martin Halbig kann auch Diplomat. "Wir müssen hier in Fuchsstadt keine Landesliga spielen. Das ist für uns immer noch etwas Besonderes und keine Selbstverständlichkeit." Natürlich weiß der FC-Übungsleiter, dass die starke Premieren-Saison 2016/2017 die Erwartungshaltung auf dem Kohlenberg befeuert hat. Genauso gut weiß der 52-Jährige aber auch, dass jegliche Form von Druckaufbau für die Truppe derzeit absolut kontraproduktiv ist. Nach dem Aufstieg war man nahezu verletzungsfrei geblieben, in der aktuellen Spielzeit scheinen die personellen Probleme chronisch. "Heute konnte ich immerhin dreimal ordentlich wechseln", sagte Halbig, der also schon zufrieden war, mit Florian Seidl, Christoph Schießer und Youngster Frederik Döpfert drei Neuzugänge aus unteren Ligen aufs Feld beordern zu können. Und das in einem Spiel, in dem die Punkte gefühlt mindestens doppelt zählten.
Das Gegenmodell in rot und weiß
Nach nur einem Punkt aus den vergangenen sechs Spielen hatten sich die FCler bedrohlich nahe dem Bodensatz der Liga genähert. Und trafen jetzt auf einen Tabellennachbarn, der gespickt ist mit technisch versierten Spielern, die zum Teil schon Hessenliga-erprobt sind. Der Vortrag der Kicker vom Untermain war bei Schmuddelwetter vor den 200 hartgesottenen Fans tatsächlich mitunter schick anzusehen, halt auch mit reichlich brotloser Kunst garniert.
Dennoch wollte Alemannen-Coach Slobodan Komljenovic nicht den Stab über seine Mannschaft brechen. "Mit dem Ergebnis kann ich nicht zufrieden sein, das Auftreten insgesamt war aber in Ordnung. Bei den Gegentoren haben wir halt zweimal gepennt", sagte der frühere Bundesliga-Profi, der sich auch nach dem Rückstand einem Brechstangenfußball verweigerte. "Wir haben das Spiel doch eigentlich dominiert. Und ich will auch, dass von hinten raus gespielt wird. Die Mannschaft soll sich schließlich weiterentwickeln." In den rot-weißen Trikots steckte an diesem Tag das Gegenmodell. "Bei uns geht es nur über den Kampf. Das muss jedem bewusst sein. Und dieses Erfolgserlebnis heute haben wir einfach gebraucht", sagte Martin Halbig, der Frank Fella ins Tor rotiert hatte und es diesmal mit zwei Spitzen versuchte, sodass Dominik Halbig an die Seite von Jogo Feser rückte, der sich beim frühen Führungstreffer von Andy Graup mit einer Kopfballvorlage einen Assist verdiente. Ansonsten blieben Torchancen in Durchgang eins Mangelware. Haibachs einzigen Hochkaräter hatte der starke Pasqual Verkamp nach einem Konter versemmelt, der auch nach dem Wechsel der auffälligste Haibacher war. Aber großartig eingreifen musste Fuchsstadts Schlussmann nur bei einem weiteren Verkamp-Schuss und beim krummen Ding von Faruk Arslan, während Stjepan Brkic das Gestänge knapp verfehlte.
Mehr kam offensiv nicht von den Alemannen, weil beim FC Fuchsstadt vorbildlich um jeden Meter, um jeden Ball gekämpft wurde. Und weil die Innenverteidigung um Michael Emmer und Lukas Lieb kompromisslos-konzentriert zu Werke ging. Das ähnelte mitunter schon sehr dem englischen Kick-and-Rush aus den früheren 70ern, war aber höchst wirkungsvoll. Erst recht, als Dominik Halbig es nach zwei vergeblichen Versuchen im dritten Anlauf dann doch klingeln ließ nach der sehenswerten Vorarbeit von Pascal Schmitt. Nach einem Zuspiel von Christoph Schießer hatte der Trainer-Filius sogar das 3:0 auf dem Fuß. "Gegen Rimpar und Feuchtwangen haben wir schon Punkte liegengelassen. Mit diesem Sieg im letzten Vorrundenspiel halten wir aber den Anschluss. Die Jungs sind heute marschiert und haben alles reingeworfen", freute sich Halbig, für den die fünf gelben Karten an diesem trüben Nachmittag tatsächlich sowas wie Trophäen waren.
Spielbericht eingestellt am 04.01.2018 20:24 Uhr