von Michael Kämmerer
Bei der letzten Auswärtsfahrt der Saison geht Abtswind leer aus
SV Memmelsdorf – TSV Abtswind 3:1 (1:1)
Auf den letzten Metern der Saison gerät der TSV Abtswind ein wenig vom Kurs ab: Die ersten beiden Plätze sind an andere vergeben. Ein Haufen Verletzte zehren an der Mannschaft. Die verbleibenden Spiele in der Landesliga sind der Pflicht geschuldet, sich anständig aus der Affäre zu ziehen. Doch auch die letzte Auswärtsfahrt nach Memmelsdorf brachte nichts Zählbares. Eine Woche vor dem Rundenende steht Abtswind nur noch an vierter Stelle.
Jona Riedel brachte es auf den Punkt: „Jeder weiß, dass es eigentlich um nichts mehr geht. Trotzdem will man die Saison so gut wie möglich abschließen“, sagte Abtswinds 21 Jahre alter Jungspund im Stile eines erfahrenen Recken nach dem 1:3 gegen den SV Memmelsdorf. Seit der Niederlage gegen Jahn Forchheim vor zwei Wochen, als die Mannschaft den zweiten Tabellenplatz verspielte, klingt die Runde im Wettkampfmodus aus. Und das ist das Dilemma, mit dem sich Trainer Petr Skarabela auseinandersetzen muss: Den sechs Siegen, die Abtswind erst wieder auf Tuchfühlung zur Spitzengruppe gebracht hatten, sind drei Niederlagen gefolgt. Die Spannung scheint im Schlussbogen der Saison von allen abgefallen zu sein. Skarabela empfindet die Situation vor dem letzten Spiel gegen den TSV Karlburg als „nicht zufriedenstellend“. Der Rückstand auf Forchheim ist in kürzester Zeit von zwei auf elf Zähler gewachsen. Die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach hat Abtswind von Rang drei verdrängt. Ein Sieg am kommenden Samstag vor eigenem Publikum soll der Spielzeit zumindest einen versöhnlichen Abschluss verleihen. Dennoch: Seit dem Aufstieg in die Landesliga vor fünf Jahren wird der TSV zum fünften Mal auf einem der undankbaren Plätze landen. Unter den Trainern Jochen Seuling und Thorsten Götzelmann wurde das Team jedes Jahr entweder Dritter oder Vierter. Und so wird das auch nach der ersten Saison unter der Regie von Petr Skarabela sein.
Nach der Partie gegen den SV Memmelsdorf legte der Vereinsvorsitzende Ulrich Zehnder beim Mannschaftsessen im Kreis der Fans gleichwohl das Augenmerk auf die positiven Leistungen. Das Abschneiden in dieser Saison erfülle seine Erwartungen. Deswegen könne man in Zukunft immer noch einen Anlauf auf die Bayernliga nehmen. Manager Christoph Mix steckt derzeit mitten in den Personalplanungen für die neue Spielzeit, um den Kader gezielt zu verstärken. Für den letzten Auftritt in der Fremde musste Skarabela einmal mehr auf ein schmales Aufgebot zurückgreifen. Neben den Langzeitverletzten war Verteidiger Adrian Graf wegen einer Bänderdehnung zu Hause geblieben. Carl Murphy nahm mit Schmerzen an der Leiste vorsichtshalber auf der Bank Platz – genauso wie Michael Herrmann mit angeknackster Rippe. Also musste der Trainer die Abwehr vollkommen neu zusammenstellen: Daniel Kaminski kam zu seinem zweiten Startelf-Einsatz in der Landesliga. Jona Riedel verteidigte hinten rechts auf einer Position, die er bislang nur aus Testspielen kannte. In der Mitte bildeten Sven Gibfried und Przemyslaw Szuszkiewicz ein Tandem. Als Gibfried zur Pause mit lädierter Achillessehne in der Kabine blieb, gingen die Umstellungen weiter: Dann musste auch noch Philipp Hummel nach hinten rücken.
Bei allen Umständen lieferte Abtswind eine gute Stunde lang ordentlich ab. 1:1 stand es bis dahin. Nach Peter Mrugallas vergebener Großchance in der 66. Minute spielte Memmelsdorf den Konter über den starken Markus Beiersdorfer aus. Die Hereingabe nutzte Simon Ruß unbedrängt zur 2:1-Führung der Hausherren. Jener Ruß, der sich kurz zuvor schon auswechseln lassen wollte aus lauter Unzufriedenheit mit seinen Mitspielern. „Simon ist ein sehr ehrgeiziger Spieler, was dem ein oder anderen vielleicht fehlt. Solche Charaktere braucht man auf dem Platz“, sagte Memmelsdorfs Co-Trainer Marco Zahn. „Er hat mal kurz gebrummt und dadurch die Mannschaft wieder geweckt und mitgezogen.“ Mit Erfolg. In der Schlussphase legte Thomas Kamm mit einem strammen Schuss das 3:1 nach (78. Minute). Auch wenn beide Mannschaften nur noch untergeordnete Ziele verfolgten – Abtswind wollte Platz drei verteidigen, Memmelsdorf Rang fünf sichern –, ergaben sich auf dem weitläufigen Spielfeld eine Reihe von Möglichkeiten. Gästestürmer Pascal Kamolz, seit Wochen in starker Verfassung als Torjäger und Antreiber, kam bereits in der ersten Halbzeit zu guten Abschlüssen. In der 57. Minute befand er sich auf dem Weg zum Tor, blieb dann aber uneigennützig, und die Chance war vertan. Durch Herrmanns und Murphys Fehlen trug Kamolz die Kapitänsbinde und damit auch mehr Verantwortung, die sich in engagierten Ansagen an die Mitspieler äußerte.
Petr Skarabela und Assistent Carl Murphy hatten sich von Beginn an auf den Steintreppen der Sportanlage positioniert und nicht am Spielfeldrand Stellung bezogen. Das sollte einen anderen Blick auf das Geschehen liefern. Von dort aus war ihnen das Abstimmungsproblem nicht entgangen, das in der 34. Minute zum 0:1-Rückstand führte: Sven Gibfried und Schlussmann Irnes Husic, der diesmal den Vorzug vor Patrick Hefner erhalten hatte, konnten sich nicht darauf verständigen, wer von beiden den Ball klärt. Markus Beiersdorfer brauchte nur noch einzuschieben. Der Außenstürmer war im ganzen Spiel nur schwer in den Griff zu bekommen. Sein Mitspieler Markus Saal sorgte durch die Mitte mehrmals für Gefahr. Zweimal stellte sich Husic ihm in den Weg. Abtswinds Reaktion auf das 0:1 dauerte zwar nicht lange, als Steffen Barthel in der 36. Minute an mehreren Gegenspielern vorbeizog und den Ball anschließend flach ins Eck setzte. Unter dem Strich war das allerdings zu wenig gegen bissigere Memmelsdorfer, die nach der Winterpause lediglich gegen Schweinfurt und Forchheim verloren.
Spielbericht eingestellt am 23.05.2017 20:28 Uhr