Die Ausgangslage war den Hausherren bewusst. Mindestens ein Unentschieden muss her, sollte Eintracht Bamberg sogar gewinnen, würde ihnen ebenfalls nur ein Sieg reichen, um vor dem letzten Spieltag den vorletzten Platz zu behaupten. Jedoch hatten die Kitzinger Bayern die letzten neun Spiele nicht mehr gewonnen und seit Oktober überhaupt nur einen einzigen Sieg verzeichnet. Personell sah zumindest das Aufgebot auf den ersten Blick nach Landesliga aus, doch die Tücke befand sich mit einigen angeschlagenen und untrainierten Spielern im Detail. Mit Marco Endres hatte Trainer Björn Auer eine Alternative mehr zur Verfügung. Der 23-Jährige absolvierte sein erstes Spiel seit Ende März, als er sich bei der letzten Aktion des Spiels in Abtswind verletzt hatte. Nur auf der Bank und das aus disziplinarischen Gründen saß Ahmed Bakare. Auch bei Kahl ließ ein weiterer Sieg auf sich warten. In den letzten sechs Spielen verzeichnete die Mannschaft von Trainer Albert Repp drei Unentschieden und drei Niederlagen. Im Vergleich zur unglücklichen Niederlage gegen Schweinfurt – die Gegentore fielen in den letzten Minuten – stand Thomas Rumel statt Patrick Kasiow im Tor, ansonsten vertraute Repp jener Mannschaft, die dem späteren Meister fast die Feier verdorben hätte.
Levi Wendel (Kitzingen, hi.) grätscht in Enrico Puglisis Hereingabe.
Jürgen Sterzbach
Die Begegnung begann mit einer Aufregung in Reihen der Gäste, die ein Handspiel reklamierten, als Felix Straßberger der Ball nach einer Ecke Enrico Puglisis an die Hand gesprungen war. Es lag jedoch keine Bewegung in dessen Richtung vor, noch war dem Spieler eine Absicht zu unterstellen, so dass der Schiedsrichter die Partie mit Abstoß von Kitzingens Torhüter Florian Nöth fortsetzen ließ. Die Gastgeber zeigten in der ersten Viertelstunde den größeren Zug zum gegnerischen Tor und drängten Kahl zurück. Die Gäste versuchten ihrerseits, über ihre beiden Außen Enrico Puglisi auf links und Gabriel Akman auf rechts für Gefahr im und am Strafraum zu sorgen. Ein Schuss Shawn Hilgerts war die erste nennenswerte Chance der Partie, da er knapp rechts oben das Tor verfehlte. Es sollte für Kitzingen und den Spieler die einzige Aktion der ersten Halbzeit bleiben. Denn in der folgenden Szene jubelte Kahl, als Kitzingen Kahls ersten Freistoß nicht konsequent genug verteidigte. Ali Zaeteri verlängerte im 16-Meter-Raum einen Freistoß von halbrechts auf das Tor, am Pfosten streckte sich der von der Abwehr vergessene Jasko Colovic dem Ball entgegen und grätschte ihn aus einem Meter Entfernung über die Linie ins Tor. Das Gegentor ließ einmal mehr die Gegenwehr der Gastgeber fallen. Es war das 17. Gegentor Kitzingens in dieser Saison innerhalb der ersten Viertelstunde. Fast hätte Dominik Witzel nach einem schnellen Pass getroffen, doch als er gemeinsam mit Sebastian Morhard alleine vor dem Tor auftauchte, suchte er selbst den Abschluss und Nöth parierte den Schuss. Die Gäste vom Untermain bekamen nun Oberwasser, doch fehlte auf beiden Seiten bis zum Ende der ersten Halbzeit eine zielgerichtete Aktion. Als Phillip Schlarb von links eine Flanke ins Zentrum zog, verpassten gleich drei Mitspieler den Ball. Es war die letzte Gelegenheit einer ersten Halbzeit, die den Abstiegskampf auf beiden Seiten offenlegte.
Sebastian Stumpf (Kitzingen, re.) kontrolliert den Ball vor Andre Franz (Kahl).
Jürgen Sterzbach
Neuen Mut fassten die Gastgeber mit Beginn der zweiten Halbzeit und besaßen eine Gelegenheit, als André Hartmann aus 25 Metern den Abschluss suchte, doch Kahls Torhüter Thomas Rumel den Ball zur Seite faustete. Kitzingens Schwung rauschte analog zur ersten Halbzeit schon bald auf einen Wellenbrecher. Als die Abwehr eine Situation vertändelte statt sie zu klären, war Sebastian Morhard zur Stelle und zog ab. Sein Schuss schlug unten rechts ein und erhöhte den Vorsprung Kahls mitten in jener Phase, in der sich Kitzingen wieder etwas mehr zugetraut hatte. Damit war es nun vorbei. Zu selten ergaben sich im weiteren Spielverlauf, und es waren noch mehr als dreißig Minuten zu absolvieren, zu Ende gespielte Aktionen Kitzingens, die meisten endeten bereits vor der Gefahrenzone Kahls. Auf der Gegenseite verpasste es die Abwehr Enrico Puglisi dort zu stoppen. Der Kahler startete einen Sololauf um mehrere Kitzinger Slalomstangen und hob den Ball als krönenden Abschluss seiner Einzelaktion über Nöth ins Tor. Als die Gastgeber nichts mehr zu verlieren hatten, gelang ihnen der eine oder andere Spielzug. So legte Stumpf Bakare die Flanke auf, doch dessen Hereingabe war etwas zu hoch für den Kopfball Jossef Jabiris. Einen Freistoß Kastriot Krasniqis lenkte Kahls Verteidiger Ali Zaeteri zum Eckball ab. Doch war die Entscheidung zu diesen Zeitpunkt schon längst gefallen und Kahl erhöhte sie eine Viertelstunde vor Schluss um ein weiteres Tor, als Niclas Strugarov den Eckball Gabriel Akmans von rechts zentral freistehend ins Tor köpfte. Eine Minute später drohte der nächste Vorstoß den Verfall Kitzingens an, doch stand der vermeintliche Torschütze Sebastian Morhard im Abseits. Kitzingens Tor war letztlich für die Galerie. Nach einem Abwehrfehler Kahls reagierte Sebastian Stumpf am schnellsten und drückte den Ball am Pfosten vorbei ins Tor. Es war das zweite Saisontor des 20-Jährigen, mehr Relevanz besaß es aber nicht mehr, so dass sich der Jubel Stumpfs und seiner Mitspieler in Grenzen hielt.
Torhüter Thomas Rumel (Viktoria Kahl) dirigiert die Abwehrmauer auf Position.
Jürgen Sterzbach
Für Bayern Kitzingen und Viktoria Kahl endete der Nachmittag mit einer herben Enttäuschung. Die Hausherren rutschten durch das Unentschieden von Eintracht Bamberg gegen Fuchsstadt – der Ausgleich fiel in der Nachspielzeit – auf den letzten Platz ab und stehen vor dem Abstieg aus der Landesliga. Um das zu verhindern, müssen die Kitzinger am letzten Spieltag punkten und das ausgerechnet beim Meister in Schweinfurt. Alleine der Glaube an ein solches „Wunder“ fehlt – und das ist noch nicht alles. Ebenso muss Röllbach noch einmal Leistung zeigen und verhindern, dass Bamberg am letzten Spieltag nicht mehr oder genauso viele Punkte holt wie Kitzingen, denn bei Punktgleichheit würde der direkte Vergleich (2:1, 1:1) zugunsten Kitzingens entscheiden. Entsprechend niedergeschlagen waren die Hausherren nach Spielende ob ihres bevorstehenden Abstiegs. Auch Viktoria Kahl verging die Freude über den Auswärtssieg schnell. Als die Mannschaften noch auf dem Sportgelände verweilten, sprachen die Mienen Bände. Kahl muss in die Relegation, da Höchberg – durch zwei Elfmeter in der Nachspielzeit – einen Rückstand in Rimpar drehte und schließlich gewann. Mit einem Unentschieden wären die Höchberger in Reichweite Kahls geblieben, aber so sind sie als Tabellen-13. am letzten Spieltag uneinholbar. Für Kahl bedeutet das die Verlängerung der Saison um bis zu vier Spiele innerhalb von zwei Wochen. Das abschließende Heimspiel gegen Schwebenried muss der Vorbereitung auf die entscheidenden Spiele dienen.
Spielbericht eingestellt am 15.05.2017 00:02 Uhr