von Michael Kämmerer
Ein Video wird den Abtswinder Spielern noch einmal die Niederlage vor Augen führen
TSV Abtswind – ASV Rimpar 0:2 (0:1)
Es gab für den TSV Abtswind noch eine rechnerische Möglichkeit auf den zweiten Platz und die Aufstiegsspiele zur Bayernliga. Die Resthoffnung hat sich nun endgültig zerschlagen. Die unerwartete Niederlage gegen den ASV Rimpar vergrößerte den Rückstand zu Jahn Forchheim auf acht Zähler – eine Lücke, die sich bei zwei verbleibenden Partien nicht mehr schließen lässt. Gleichzeitig verhalf das 2:0 den Gästen vorzeitig zum Klassenverbleib.
Es schien so etwas wie eine Vorahnung zu sein. Petr Skarabela wollte die Möglichkeiten der Technik nutzen, um das Geschehen für die Ewigkeit festzuhalten. Auf Geheiß des Abtswinder Trainers zeichnete eine Videokamera die neunzig Minuten gegen Rimpar auf. Was in den Profiligen zum Standard gehört, kommt hin und wieder auch bei ambitionierten Amateuren vor. „Gut, dass wir heute aufgenommen haben“, sagte der 49-Jährige zu Beginn der zweiten Halbzeit. Bei der Verarbeitung der Niederlage im Kreise der Mannschaft wird der erfahrene Übungsleiter auf die bewegten Bilder zurückgreifen und den Spielern vor allem ihre Fehler vor Augen führen. Davon gab es besonders in der ersten Hälfte deutlich zu viele. Nach dem matten Auftritt in Forchheim vor einer Woche, als Abtswind im Spiel um Platz zwei versagte, trat das Team den Beweis an, dass es noch schlechter geht. „Das war zu wenig“, stellte Skarabela fest, der einer Reihe von Spielern die fehlende Frische anmerkte: „Heute sind fünf, sechs Leute mit sechzig, maximal siebzig Prozent auf dem Platz herumgelaufen.“ Kein Wunder also, dass das Spiel so ausging wie im Film: Die Guten besiegen die Schlechten.
Ein passabler zweiter Durchgang vermochte die Handlung zu Gunsten der Abtswinder nicht mehr zu retten. Es hatte den Anschein, als fehlte den Spielern schon zu Beginn der rechte Glaube, noch einmal in den Kampf um die Vizemeisterschaft eingreifen zu können. Und das schlug sich in der Leistung nieder. Rimpars Trainer René Grimm hatte das ins Kalkül gezogen: „Das war unsere Chance. Wenn Abtswind punktgleich mit Forchheim gewesen wäre, hätte das eine Packung für uns werden können.“ Stattdessen nutzte der Außenseiter den Leistungsabfall des Gegners, um die benötigten Zähler für ein weiteres Jahr Landesliga einzuheimsen, und dafür genügten die eingeschränkten Möglichkeiten, mit denen sich die Rimparer schon über Wochen zurechtfinden müssen. Reservisten füllten den Kader, der Co-Trainer saß als Einwechselspieler auf der Bank, und ein Ehemaliger kehrte aus dem Ruhestand zurück, weil das Team viele Patienten hat. Da ging es René Grimm nicht anders als seinem Abtswinder Kollegen, dem seit längerem mehrere Leistungsträger fehlen.
Dass es diesmal besser war auszusetzen, musste auch Jonas Wirth einsehen. Eine Verletzung aus dem Training machte sich beim Aufwärmen bemerkbar. Skarabela ließ ihn vorsichtshalber draußen. Das Risiko erschien ihm zu groß, Wirths Zustand zu verschlimmern – auch mit Blick auf die nächste Saison. So kam an einem vermaledeiten Samstagnachmittag eins zum anderen. In der 14. Spielminute warteten die Abtswinder vergeblich auf einen Pfiff des Schiedsrichters. Was im ersten Moment nach Abseits aussah, stellte sich beim Betrachten der Videoaufzeichnung als korrekt heraus. Bei der Ballabgabe stand Abtswinds Verteidiger Adrian Graf einen Schritt näher zum eigenen Tor als der Rimparer Andreas Hetterich. Der Stürmer zog auf und davon und knallte das Leder unter die Latte. Die Gästeführung saß und erschütterte Abtswind umso deutlicher. Kein Biss, kein Druck, keine Balleroberung – die Hausherren liefen ohne Spannung in ihren Aktionen hinterher. So kam eine ganze Halbzeit lang nur ein Torschuss zustande, den Philipp Hummel abgab und der nichts bewirkte, weil ein Gegenspieler abfälschte (24. Minute).
„In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft verstanden, dass es so nicht geht“, sagte Petr Skarabela über die Leistungssteigerung nach dem Seitenwechsel, die manchen Zuschauer wieder versöhnte. Sogar Chancen zum Ausgleich ergaben sich. Die beste hatte Jona Riedel, der nach Jürgen Endres Heber über die Abwehr aufs Tor zulief und zu sehr lupfte, so dass der Ball über die Latte flog (56.). Pascal Kamolz hatte ebenfalls das 1:1 auf dem Fuß. Der kantige Angreifer aber ließ sich von seinem Bewacher Martin Eck abdrängen, bevor er kontrolliert schießen konnte (55.), und hatte bei seinem nächsten Versuch ein Stolpern zu viel in den Beinen (58.). Abtswind war längst nicht so gut wie in besten Zeiten, aber immer noch besser als vor der Pause. Trotzdem trafen nur noch die Gäste: Bei einem Flugball von rechts verharrte Schlussmann Patrick Hefner auf der Linie. Das machte es einfacher für Timo Rüttiger, um zum 2:0 zu versenken (83.). Selbst der Schiedsrichter hatte ein Einsehen mit den Hausherren: „Nachspielzeit oder nicht?“, fragte Sven Bode Abtswinds Trainer. Petr Skarabela winkte ab, als fühlte er sich im falschen Film. Er hatte genug gesehen.
Spielbericht eingestellt am 08.05.2017 19:23 Uhr