Im Bamberger Sportpark stand heute das nächste Derby für den heimischen FC Eintracht an, das Duell mit dem SV Memmelsdorf dürfte aber sicherlich das prestigeträchtigste Nachbarschaftsduell der aktuellen Landesligasaison sein. Aufgrund der tabellarischen Situation war diese Begegnung für die Mannschaft von Trainer Georg Lunz jedoch vor allem sportlich eminent wichtig, ist man nach in Vorwoche doch wieder auf den letzten Tabellenplatz gerutscht. Es galt also gegen die im gesicherten Mittelfeld platzierten Memmelsdorfer zu punkten, um bei drei Zählern Rückstand auf die Relegationsränge den Anschluss ans rettende Ufer zu halten und der geschundenen FC-Seele einen vielleicht entscheidenden Kick für die Restspielzeit zu versetzen. SVM-Trainer Rolf Vitzthum wollte dies natürlich verhindern und machte vor Spielbeginn deutlich, dass seine Mannschaft nichts zu verschenken habe und den Derbysieg anpeilen würde. Man durfte also gespannt sein, wer im Duell der Lokalrivalen vor ansprechender Kulisse am Ende die Nase vorn haben und seinem Kontrahenten einen Schuss vor den Bug verpassen würde.
Patrick Titzmann (vo.) hatte als einzige Bamberger Spitze heute eine schwere Aufgabe und konnte sich selten wie hier mit einem Flachpass vor dem angreifenden Jonas Hummel (hi.) durchsetzen.
Hendrik Kowalsky
Bei frühsommerlichen Rahmenbedingungen spielten die Gäste aus Memmelsdorf relativ befreit auf und ergatterten schon früh ein Plus an Ballbesitz, während die tief stehenden Gastgeber auf schnelles Umschaltspiel setzten und die Fehler der Mannschaft von Rolf Vitzthum aufzudecken versuchten. Nachdem die Eintracht im letzten Heimspiel noch auf den benachbarten Kunstrasen ausweichen konnte, war dies aufgrund der Regularien nun nicht mehr möglich und so musste der von der Winterzeit hart geschundene Naturrasen im Sportpark für dieses Spiel herhalten. Auf dem rumpligen Geläuf konnte sich daher kaum eine spielerische Note entfalten, beide Mannschaften agierten mit einfachen Mitteln und vielen hohen Bällen, was in der zehnten Spielminute auch zum ersten Mal Früchte tragen sollte. Denn nachdem Eintracht-Schlussmann Matthias Kühhorn eine scharf getretene Freistoßflanke von links noch mit den Fäusten abwehren konnte, erreichte der Abpraller den lauernden Markus Saal, der von der Strafraumgrenze direkt abzog und ins rechte Eck zum 1:0 für den SVM einschoss! Kurioser Treffer für die Gäste, Kühhorn konnte den guten Freistoß zwar sehr hoch, aber nicht allzu weit klären, dennoch blieb genug Zeit, um die Bogenlampe endgültig zu klären. Doch kein Bamberger störte den bereitstehenden Saal, sodass dieser per Aufsetzer traf. Die Gastgeber zeigten sich von dem frühen Nackenschlag jedoch keineswegs geschockt, und kamen nur zwei Minuten später mit einem fast identischen Angriff zum Ausgleichstreffer. Resultierend aus einer Flanke vom rechten Flügel, die von der Memmelsdorfer Defensive zu kurz geklärt wurde, wurde das hoch abprallende Spielgerät für Maximilian Großmann freigeblockt, der mit einem satten Schuss aus 17 Metern unter die Latte das 1:1 für den FCB erzielte! Toller Abschluss von Großmann, mit viel Risiko traf der Bamberger Mittelfeldmann das Leder optimal und schoss unhaltbar für SVM-Schlussmann Florian Dörnbrack ein. Auch die Memmelsdorfer ließen sich von dem Gegentor in der Folge nicht aus der Ruhe bringen, suchten geduldig die Lücke für das Zuspiel in die Spitze und belohnten sich in der 20. Minute mit dem schönsten Angriff des Spiels für ihren Aufwand belohnten. Denn nachdem der startende Philipp Hörnes auf der rechten Außenbahn in Szene gesetzt wurde und sich zur Grundlinie aufmachte, flankte er traumhaft an den Elfmeterpunkt, wo der eingelaufene Markus Beiersdorfer ins rechte Eck zur erneuten Memmelsdorfer Führung einköpfte! Ein wunderschöner Treffer der Gäste, ebenso sauber vorbereitet wie abgeschlossen, so einfach kann Fußball sein. Mit der Führung im Rücken erstickten die Gäste in der Folge die Offensivbemühungen der Hausherren meist schon im Keim und spielten sich in ihre beste Phase der Partie. Durch hohes Pressing zwang der SVM die bemüht, aber harmlos auftretenden Bamberger zu vielen langen Bällen und spielte nach Ballgewinn schnell und schnörkellos in die Spitze. Nach einer halben Stunde bot sich der Schmittenau-Elf nach einem solchen Ballgewinn die Riesenchance zum dritten Treffer, Fabian Baumüller hatte nach feinem Zuspiel von Markus Beiersdorfer aber offensichtlich zu viel Zeit zum Nachdenken und setzte seinen Schuss völlig frei aus zwölf Metern rechts neben den Kasten des FCB. Sechs Minuten später bekam Baumüller dann die Chance es besser zu machen, ließ sich nach weitem Pass an die rechte Strafraumseite aber zu weit nach außen abdrängen und traf aus spitzem Winkel nur noch den Außenpfosten des Eintracht-Gehäuses. Die Schlussphase des ersten Durchgangs verlief dann relativ ereignislos, die Eintracht konnte das Spielgeschehen nun etwas ausgeglichener gestalten, kam aber zu keiner nennenswerten Torchance und so ging es pünktlich beim Stand von 1:2 aus Bamberger Sicht in die Kabinen.
Memmelsdorfs Linksverteidiger Jonas Hummel (re.) ließ defensiv wenig anbrennen und macht seine Seite gut dicht, Dominik Oppelt (li.) kann er in dieser Szene aussteigen lassen.
Hendrik Kowalsky
Nach dem Seitenwechsel sollte das Spielgeschehen nahtlos an die Schlussminuten der ersten Halbzeit anknüpfen, beide Mannschaften neutralisierten sich im Mittelfeld und griffen vermehrt auf hohe Bälle zurück. Die Gastgeber kamen mutiger aus der Pause und verschoben ihre Reihen ein paar Meter nach vorne, weshalb auch die Gäste nun kaum noch spielerische Akzente zu setzen wussten und das Spielniveau doch erheblich abnahm. So bekamen die 312 Zuschauer nach der Pause keine schöne Partie mehr zu sehen, Torchancen blieben Mangelware, das Spiel plätscherte phasenweise vor sich hin. Nach einer Stunde reagierte Georg Lunz dann auf den harmlosen Auftritt seiner Mannschaft und brachte Lukas Reischmann ins Spiel, der frischen Wind in die lahmende FCB-Offensive brachte und zumindest etwas mehr Druck aufbauen konnte. Wirklich gefährliche Torchancen waren aber weiterhin nicht zu notieren, weshalb die Memmelsdorfer es sich in dieser Phase leisten konnten, ihre durchaus vorhandenen Kontersituationen leichtfertig zu vergeben und im letzten Zuspiel die nötige Genauigkeit vermissen zu lassen. Angesichts des knappen Spielstands lebte die Begegnung nun vor allem von der Spannung und es dauerte bis zur 75. Minute, ehe die Gastgeber zu ihrer ersten nennenswerten Ausgleichschance kamen. Nach einem Eckball von der linken Seite, getreten durch Andre Jerundow, wollten die Bamberger dabei schon zum Jubeln ansetzen, den Kopfball des ansonsten schwachen Patrick Titzmann konnte Philipp Hörnes aber noch von der Torlinie kratzen und für den bereits geschlagenen Florian Dörnbrack im Kasten retten. Allmählich ging es in die Schlussphase des Prestigeduells und daher musste die Bamberger Eintracht nun mehr riskieren. Immer wieder schlugen sie nun lange Bälle an den Strafräum des SVM, noch aber hielt die kompakte Abwehrreihe der Gäste um den bärenstarken Niklas Griebel stand. Doch in der 90. Minute kamen die Hausherren zu einer Riesenchance auf das 2:2, denn als sich Lukas Reischmann am linken Strafraumeck gegen mehrere Gegenspieler behaupten und zum mitgelaufenen Maximilian Großmann durchsteckte, ging dieser links am herauseilenden Florian Dörnbrack vorbei, scheiterte aus acht Metern aber an Niklas Griebel, der Großmanns Flachschuss mit einer Grätsche noch vor der Torlinie stoppen und zur Ecke klären konnte. Dieser Eckball brachte dann auch die letzte Szene der Partie, doch nachdem auch Tobias Linz die Hereingabe nicht verwerten konnte und aus acht Metern nur über den Querbalken zielte, ertönte wenig später der Schlusspfiff und die Feierlichkeiten der Memmelsdorfer konnten beginnen.
Noch vor dem Halbzeitpfiff hätte Fabian Baumüller (vo.) mit zwei Großchancen die Vorentscheidung für die Gäste herbeiführen können, hier zeigt er seine Defensivfähigkeiten und trennt Niklas Tscherner (verdeckt) fair vom Ball.
Hendrik Kowalsky
Insgesamt geht die Niederlage für Eintracht Bamberg durchaus in Ordnung, auf dem äußerst schwer zu bespielenden Rasen war an strukturiertes Fußballspielen zwar kaum zu denken, die Leistung der Lila-Weißen war dennoch nicht ausreichend, um gegen an diesem Tag allenfalls durchschnittliche Memmelsdorfer etwas Zählbares mitzunehmen. Nach dem Traumtor zum 1:1 fiel den kämpferisch soliden, aber viel zu harmlosen Gastgebern kaum etwas ein, um die sattelfeste SVM-Defensive in Bedrängnis zu bringen. Die Gäste wiederum verpassten es, in ihrer besten Phase nach dem 2:1-Führungstreffer das dritte Tor nachzulegen und dadurch frühzeitig Dampf aus dem Kessel zu nehmen. So blieb es bis zum Ende spannend und wenn die Hausherren in der Schlussminute noch den Ausgleichstreffer erzielt hätten, dürfte man sich in der Schmittenau darüber sicher nicht beschweren. Dennoch hatten die Gäste das Geschehen über weite Strecken im Griff, ließen sich 85 Minuten lang nicht hinten hineindrängen und können daher auch den Derbysieg feiern, der den SVM ins obere Tabellendrittel auf den fünften Tabellenplatz spült. Der FC Eintracht hingegen verpasste wichtige Zähler im Überlebenskampf und kann bei nun acht Zählern Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz wohl nur noch auf die Relegation hoffen, die mit drei Punkten Rückstand trotzdem in Reichweite ist. Dafür bedarf es aber dringend mehr Kreativität und Durchschlagskraft in des Gegners Hälfte, der heutige Auftritt war lange Zeit einfach viel zu wenig, um den so dringend benötigten Dreier einzufahren und mit einem Erfolg gegen den Lokalrivalen vielleicht einen Stimmungsumschwung zu bewirken. Es bleibt weiter höchst brenzlig für die Bamberger Eintracht, die nun in der kommenden Woche TSV Karlburg noch mehr unter Druck steht.
Spielbericht eingestellt am 01.04.2017 22:16 Uhr