von Michael Kämmerer
Der Verteidiger versucht sich an Panenka, doch das Tor macht ein anderer
TSV Karlburg – TSV Abtswind 0:1 (0:0)
Die Verfolger waren unter sich, doch zum Ende der Landesliga-Hinrunde hängte der TSV Abtswind den TSV Karlburg ab. Ein Treffer von Steffen Barthel genügte. Selbst zwei Abtswinder Feldverweise brachten den Sieg nicht ernsthaft in Gefahr. Zu harmlos spielten die Gastgeber auf. Wer gegen neun Mann kein Powerplay zustande bringt, braucht sich über mangelnden Erfolg nicht zu wundern.
Mit diesem Tor waren die Karlburger einfach überfordert. Das fing in der Abwehr an, ging beim Schlussmann weiter und hörte mit dem Stadionsprecher auf. Genau, selbst der Ansager blieb nicht ohne Fehl und Tadel in der Fehlerkette, die den Treffer zum 0:1 begleitete. Der Mann am Mikrofon machte kurzerhand Thilo Wilke (als gebürtigen Karlstadter gegen seinen Ex-Verein) zum Vollstrecker für Abtswind, obwohl Steffen Barthel kurz nach Wiederbeginn den entscheidenden Schuss abgesetzt hatte. Klassischer Fall einer Sinnestäuschung. Kann ja mal passieren. Den jubelnden Spielern war’s in dem Moment eh egal. Im offiziellen Spielbericht des Schiedsrichters passte dagegen die Zuordnung, was nicht ganz unerheblich ist. Immerhin hat Barthel die Chance, Torschützenkönig zu werden. Mit zehn Treffern in sechzehn Spielen liegt er nach der Hinserie auf Platz zwei. Für einen, der vorige Saison noch in der Bezirksliga spielte, kommt das mit einem gewissen Überraschungsmoment. Das hat weniger mit Zufall zu tun, als mit der Qualität des 21-Jährigen, der über ein wirklich feines Füßchen verfügt und noch dazu jede Menge Spielintelligenz mitbringt. Barthel hat sich seinen Stammplatz mehr als verdient. Als ihn das Zuspiel von Thilo Wilke erreichte, nach dessen Beinschuss gegen den Karlburger Maurice Kübert, haute er ansatzlos auf den Ball, dass allen Gegnern das Nachsehen blieb (47. Minute). Die Hausherren hätten das Malheur schon vorher verhindern können, doch irgendwie stimmten die Absprachen nicht. Keeper René Kohlhepp ging zu zögerlich auf Nicolas Wirsching zu, und Marvin Schramm vertraute auf das beherzte Eingreifen des Schlussmannes. Jedenfalls ließ sich Wirsching nicht abbringen und leitete das 1:0 ein. Auch wenn es bis zum Schluss nicht mehr als das wurde, musste man keine große Angst um Abtswind haben. Karlburg war nicht das Kaliber, das Tabellenplatz vier verhieß. Unlängst thronten die Jungs aus MSP gar ganz oben, was mal wieder ein Beleg dafür war, wie verrückt es in dieser Liga zugeht. Verrückt traf es auch im Spiel am Samstag ganz gut. Nichts anderes war der Handelfmeter, den Abtswinds Verteidiger Adrian Graf absetzte. Die Älteren erinnern sich noch an den Tschechen Antonin Panenka, der im 76er EM-Finale („Nacht von Belgrad“) im Elfmeterschießen unter den Ball schaufelte, um in die Tormitte zu lupfen. Am Panenka-Heber versuchte sich auch Adrian Graf – mit dem Unterschied, dass das Leder an die Latte flog, während Schlussmann René Kohlhepp längt im Rasen lag (26.). Weil Graf auch gleich den Nachschuss nahm, gab es Freistoß für Karlburg.
So ist nun mal die Regel, dass beim Elfmeter keine zwei Ballkontakte desselben Spielers hintereinander erlaubt sind und das Aluminium keine Rolle spielt. „Es hat mich gewundert, dass Adrian schießt. Das haben die Spieler untereinander entschieden“, sagte Trainer Petr Skarabela. Vor einiger Zeit hatte bereits Przemyslaw Szuszkiewicz verschossen, der meist zur Ausführung geschritten war. Es scheint, als müsse die Suche nach einem etatmäßigen Schützen weitergehen. Nächstes Kuriosum war die Tatsache, dass die Gäste die Begegnung nur zu neunt beendeten. In der 69. Minute musste Carl Murphy wegen einer Kleinigkeit mit Gelb-Rot runter. Es gab Einwurf – nur für wen? Selbst Schiedsrichter und Assistent schienen sich nicht einig. Murphy griff nach dem Ball, den der Karlburger Steffen Lehofer in Händen hielt. Unsportlich fand das der Unparteiische. Lehofer übernahm auch beim zweiten Abtswinder Platzverweis die Opferrolle. Zwei Minuten dauerte daher nur der Auftritt von Pascal Kamolz nach seiner Einwechslung. Der Stürmer stieg dem Karlburger hinterher und erwischte ihn an den Hacken. Kein schmerzhaftes Vergehen, aber nun mal von hinten. Das gab Schiedsrichter Simon Marx die Möglichkeit, Rot zu ziehen (84.). Fünf Minuten und weitere fünf in der Nachspielzeit musste das Team von Petr Skarabela doppelt dezimiert überstehen. Um Lücken zu stopfen, wurde die Abwehr neu sortiert. Als sich auch noch Daniel Hämmerlein mit Muskelzerrung austauschen ließ, blieb selbst Steffen Barthel nichts anderes übrig, als zum Verteidiger zu werden. Wie schon die meiste Zeit zuvor schafften es die Karlburger auch jetzt nicht, ihre Bälle gefährlich vors Tor zu bringen. Eher hätte Jörg Otto auf der Gegenseite beim Konter getroffen, doch er rutschte beim Abschluss aus (90.+2). Steffen Barthels verdeckter Schuss aus dem Hinterhalt besaß ebenso das Potenzial, landete nur knapp daneben (50.). Die Gäste lösten ihre Defensivaufgaben souverän. Eine Herausforderung bewältigten Adrian Graf und Jonas Wirth im Verbund, als sie Cedric Fenske am Fünfmeterraum den Weg zum Ball verstellten (41.). Ein sicherer Schutz, dass Szenen wie diese gar nicht erst entstanden, war das druckvolle Auftreten der Skarabela-Elf vom Anpfiff weg. Die größte Umklammerung war eher physischer Natur: Karlburgs Tobias Wießmann hing sich an Przemyslaw Szuszkiewicz, der sich wiederum energisch losriss (17.). Statt zu bestrafen, ließ der Schiedsrichter beide davonkommen und beruhigte damit den ersten Aufreger des Spiels.
Spielbericht eingestellt am 30.10.2016 09:34 Uhr