von infranken.de, Adrian Grodel
Das Derby zwischen Bamberg und Lichtenfels lockte einst Massen in die Stadien - und auch beide Traditionsvereine hatten schon wesentlich bessere Zeiten gesehen. Von Traditionen allein kann man sich nichts kaufen, das wissen beide Klubs nur zu gut. Dennoch haben ihre Namen nach wie vor einen gewissen Reiz. Der Beweis: Fast 300 Zuschauer kamen ins Fuchs-Park-Stadion, also fast 100 mehr als der bisher komplette Durchschnitt in der Landesliga Nordwest. Bester Besuch bei den Blau-Violetten in dieser Saison.
Viele Chancen auf beiden Seiten
Wohl niemand hätte gelaubt, das sich die sportliche Geschichte dieses Aufeinandertreffens auf die Nachspielzeit reduzieren würde. Der FC Eintracht lag bis zur 89. Minute mit 2:0 in Front, und das nicht einmal unverdient, weil der Gastgeber im Gegensatz zum FCL schlichtweg wenigstens zwei seiner zahlreichen Torchancen bis dato genutzt hatte. Spielerisch war die Partie bei weitem nichts für Genießer, sie lebte überwiegend vom Kampf und von Dutzenden individueller Fehler. Und plötzlich wurde sie hochdramatisch, als Lukas Dietz in der Schlussminute der Anschlusstreffer für die stark ersatzgeschwächten Gäste gelang.
Lichtenfels warf nun logischerweise alles nach vorne, was dem FCE Räume zum Kontern bescherte. Mit einer 100-prozentigen Möglichkeit: Der frisch eingewechselte Toyin Ogunjimi tanzte die halbe FCL-Abwehr und den nicht immer sicheren Gästeschlussmann Florian Rossbach aus, brachte den Ball aber nicht im leeren Tor zum entscheidenden 3:1 unter. Stattdessen Fassungslosigkeit auf Bamberger Seite im Gegenzug: Stefan Fischer, nach 40 Minuten für den verletzten Pascal Graf gekommen, drückte den vom Pfosten zurückspringenden Ball zum Ausgleich über die Linie. Damit nicht genug. Thomas Nawrat, der für den verletzten Matthias Kühhorn das FCE-Tor hütete und bereits vorher glänzende Paraden gezeigt hatte, hielt letztlich den Punktgewinn fest, als Fischer und Oppel an ihm scheiterten. Eine Bamberger Niederlage wäre dann doch zu viel des Guten gewesen.
Kein Wunder, dass sich FCE-Trainer Georg Lunz tief enttäuscht zeigte: "Wir haben 88 Minuten lang eine Mannschaft gesehen, die lebt - und die dann plötzlich eingeschlafen ist und schlecht verteidigt hat. Das 2:2 ist leider nur ein bitterböser Teilerfolg." Seinem Gegenüber Alexander Grau fiel dagegen ein Stein vom Herzen: "Heute waren einmal wir diejenigen, die das späte Tor zum Punktgewinn gemacht haben. Dennoch bin ich schwer enttäuscht vom Auftreten meiner Mannschaft, besonders in der ersten Halbzeit."
Schlägerei auf der Tribüne
Leider schrieb dieses spannende Derby auch eine unsportliche Geschichte. Augenzeugenberichten zufolge provozierten vermeintliche Gästefans unter Alkoholeinfluss das Bamberger Fanlager, so dass es zu einer heftigen Schlägerei auf der Tribüne und einer Spielunterbrechung kam. Gästecoach Grau reagierte sofort: "Ich werde mich dafür einsetzen, dass solche Leute auf dem Fußballplatz nichts mehr zu suchen haben."
Spielbericht eingestellt am 19.10.2016 14:56 Uhr