Bayern Kitzingens Vorbereitung war quasi um zwei Wochen verlängert worden. Nach dem ersten Heimspiel gegen Schwebenried, das 1:1 unentschieden endete, konnte Kitzingens Trainer Frank Wettengel angesichts eines spielfreien Wochenendes am zweiten Spieltag noch einmal intensiver am Spiel seiner Mannschaft arbeiten. „Wir nutzten die Zeit, um uns spielerisch zu verbessern“, stellte er Fortschritte fest. Nur personell brachte die zusätzliche Zeit keine Besserung. Personell blieb es bei einem kleinen Aufgebot, das Wettengel für das erneute Heimspiel zur Verfügung stand. Christopher Lenhart und Shawn Hilgert fehlten verletzt, Manuel Kutz stand aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung. Mit dem wieder genesenen Tim Pfaffendorf und den zurückgekehrten Florian und Nico Gaubitz hielten sich die Veränderungen im Aufgebot zumindest die Waage. Zweimal hatte Wettengel den Gegner bereits beim 2:0 in Kleinrinderfeld und 2:2 gegen Kahl beobachten können. Der Bayernliga-Absteiger musste sich nach zahlreichen Abgängen neu formieren, befindet sich in der Findungsphase. Zum vorherigen Heimspiel fehlten die erfahrenen Neuzugänge Stanimir Bugar und Maximilian Großmann, dafür rückten mit Christopher Enk und Dominik Oppelt zwei aus der Kreisliga geholte Spieler in die Anfangsformation. Zuletzt waren sich beide Teams im August 2013 in der ersten Runde im Toto-Pokal auf Verbandsebene begegnet. Mit 4:1 setzten sich die damals in der Regionalliga spielenden Bamberger durch. Interessant: Mit Florian Nöth, Phillip Schlarb und Ahmed Bakare waren nur drei Kitzinger Spieler heute wie damals dabei.
Bambergs Thomas Görtler (re.) bringt Kitzingens Ahmed Bakare im Strafraum zu Fall.
Jürgen Sterzbach
Kitzingen hatte Bamberg mit defensiver Ausrichtung erwartet, dem die Gäste entsprachen. Die abwartende Haltung der Hausherren, die nicht zu offensiv beginnen wollten, um dem Gegner keinen Konter zu ermöglichen, lockte wiederum die Eintracht ein wenig aus der Reserve, so dass sich die ersten Minuten mehr in der Hälfte Kitzingens abspielten. Eine Viertelstunde war vorbei, als Ahmed Bakare einen Alleingang auf der rechten Seite startete. Bis zur Grundlinie marschierte der schnelle Dribbler, aufgehalten von niemanden. Auch an Bambergs Verteidiger Christian Ott zog er vorbei und befand sich bereits im Strafraum, als Thomas Görtler seinem Mitspieler zu Hilfe kam, doch ungeschickt den Weg des Gegenspielers kreuzte, so dass Bakare zu Fall kam. Schiedsrichter Joshua Roloff aus Nürnberg zögerte keine Sekunde, auf Strafstoß zu entscheiden, und er lag richtig mit dieser Entscheidung. Jannik Feidel verwandelte den Elfmeter aus Sicht des Schützen unten links, wobei Bambergs Torhüter Matthias Kühhorn die Ecke geahnt, doch den platzierten Schuss Feidels nicht mehr erreicht hatte. Begünstigt von der Führung konnte Kitzingen seine auf Sicherheit bedachte Haltung beibehalten, während Bamberg das Spiel an sich nehmen musste. Gegen kompakt in der Abwehr stehende Gastgeber besaßen die geforderten Gäste zu wenige Ideen, so dass meist ein Kitzinger Verteidiger den Vorstoß Bambergs mit einer Abwehraktion beendete. Über Tobias Linz auf der linken Seite, dem beweglichsten Bamberger, entstanden einige aussichtsreiche Ansätze und eine Chance, als Linz aus spitzem Winkel den Abschluss suchte, und Kitzingens Torhüter Florian Nöth sich strecken musste, um den Ball an sich zu nehmen. Nachdem die Führung aus einer cleveren und ungeschickt verteidigten Einzelaktion entstanden war, zeigten die Gastgeber – bis auf einen Schuss Mario Schmidts über das Tor – wenig nach vorne und gingen kein Risiko ein, das angesichts der nach vorne harmlosen Vorstellung des Gegners aber auch nicht nötig war.
Während die Bamberger um Michael Weimer (re.) jubeln, schimpft Niko Pfaffendorf.
Jürgen Sterzbach
Anfang der zweiten Halbzeit agierte Bamberg durch die Hereinnahme Niklas Tscherners mit einer etwas offensiveren Ausrichtung. Bereits in den letzten zehn Minuten vor der Pause hatte die Eintracht ihre Formation verändert, Görtler ins Mittelfeld gerückt, dafür Ott neben Eck in die Abwehr. Zudem tauschten die auf rechts eingesetzten Akteure ihre Rollen, Schwinn agierte nun defensiv und Weimer übernahm den offensiven Part. In seiner neuen Rolle war Weimer sogleich im richtigen Moment zur Stelle, als Kitzingens Abwehr nach einem vorherigen Ballverlust zwar bei Bashkim Peci stand, doch ihn trotz Doppelung nicht daran hinderte, den Ball im eigentlichen Hochsicherheitstrakt im und am Fünf-Meter-Raum auf kurze Entfernung zu Weimer zu spielen, der das Zuspiel am verdutzten Florian Nöth vorbei zum Ausgleich ins Tor schob. Kitzingen stürmte mit Wut im Bauch über das eigene Versagen in der vorangegangen Szene nach vorne, doch Sebastian Stumpfs Kopfball nach Flanke Kastriot Krasniqis fing Kühhorn ab. Es entwickelte sich ein offenes Spiel, da die beiden in der ersten Halbzeit noch größtenteils sicheren Abwehrreihen zunehmend unsicherer wurden. Bamberg hebelte Kitzingens Defensive mehrmals mit einem Steilpass aus dem Halbfeld in die Spitze aus. Der eingewechselte Andre Jerundow befand sich nach Görtlers Zuspiel auf dem Weg zum Tor, aber suchte weder den Abschluss noch schaute er auf, um zu sehen, dass dort, wohin er den Ball spielte, gar kein Mitspieler stand. Als Bamberg einen Vorstoß Kitzingens an der Eckfahne nicht stellen konnte, stand Schmidt im Strafraum frei, doch mit dem Rücken zum Tor, so dass er dem eingewechselten Maximilian Wunder den Schuss zur erneuten Führung auflegte. Dass sich auch der Torschütze keines Gegenspielers erfreute, passte in diese Phase des Spiels. In der letzten Viertelstunde drängte Bamberg gegen an Kräften nachlassende Kitzinger auf den Ausgleich. Weimer besaß dabei die aussichtsreichste Chance, als er Pecis aufsetzende Hereingabe von links auf das Tor köpfte, doch Nöth mit einer Glanzparade den Erfolg dieser Aktion verhinderte. Schließlich erlöste der Abpfiff die Gastgeber vom Anrennen des Gegners.
Kitzingens Mario Schmidt (re.) verfolgt Bambergs Stürmer Bashkim Peci.
Jürgen Sterzbach
Kitzingen ging als Sieger vom Platz, doch der Unterschied hatte nur durch das Tor bestanden, durch einen Fehler mehr, den der Gegner für sich auszunutzen wusste. Ansonsten lagen beide Mannschaften derart gleichauf, was Kitzingens Trainer Frank Wettengel mit der Formel beschrieb: „Wir waren nicht besser als Bamberg und sie nicht besser als wir.“ Eine treffende Zusammenfassung für das Spiel, doch war das nur die eine Seite. Die andere war, dass beide Mannschaften eine erkennbare Leistungssteigerung zu ihren bisherigen Spielen vorzuweisen hatten. Für Kitzingen zahlte sie sich mit drei Punkten aus, entsprechend groß war die Zufriedenheit in ihren Reihen. Vier Punkte aus zwei Heimspielen gegen Schwebenried und Bamberg sind eine gute Ausbeute, und erscheinen unter Berücksichtigung der personellen Situation noch besser. Bambergs Bemühen wurde dagegen nicht belohnt. So wusste Eintracht-Trainer Georg Lunz durchaus um die Fehler, doch er hatte keinen Grund, Einstellung und Einsatz seiner Mannschaft in Frage zu stellen. „Diesmal war es ein Schritt zurück, beim nächsten Mal gehen wir zwei nach vorne“, schaute er auf drei in Serie bevorstehende Heimspiele gegen Schwebenried, Schweinfurt und Coburg voraus. Kitzingen gastiert am nächsten Spieltag in Coburg, bevor Jahn Forchheim, das seine Favoritenrolle bislang erfüllte, am Bayernplatz vorspielt.
Spielbericht eingestellt am 01.08.2016 01:52 Uhr