von tsv-abtswind.de, Michael Kämmerer
Gäbe es die Torkamera in der Landesliga, hätte sich jede Diskussion erübrigt. So musste das menschliche Auge entscheiden. Die Beobachtung des Schiedsrichter-Assistenten half Unterpleichfeld und schadete den Abtswindern. Dass es überhaupt auf diese eine Szene ankam, hatten sie sich allerdings selbst zuzuschreiben.
Für diesen Montag hat Petr Skarabela seinem Team freigegeben. Das Training fällt aus. Das kennt man, wenn Mannschaften überzeugende Siege einfahren: ein trainingsfreier Tag zur Belohnung. Nach einer Niederlage mag das merkwürdig klingen. Aber der Trainer des TSV Abtswind weiß, was er tut. „Die Jungs sollen einen klaren Kopf bekommen“, sagte Skarabela nach dem bedrückenden 1:2 beim TSV Unterpleichfeld. Dabei dachte der 48-Jährige wohl auch an sich selbst. „Ich bin ein bisschen ein Hitzkopf. Auch ich muss ein wenig herunterfahren“, gab der Ex-Profi einen Spaltbreit Einblick in seinen Gemütszustand. Die Niederlage, so viel scheint sicher, wird ihn noch eine Weile beschäftigen.
Die Begegnung beim Landesliga-Neuling war allerdings auch aufwühlend und, als sich das Geschehen am Ende verdichtete, noch dazu emotional. Die Fehleranalyse der Abtswinder begann am Sonntagnachmittag schon auf dem Rasen. Warum nur hatte Florian Warschecha kurz vor Schluss sein Tor verlassen? Ein Konter rollte auf den Abtswinder Keeper zu. Warschecha entschied sich, dem Unterpleichfelder Leon Vollmuth entgegenzustürmen. Er kam nicht an den Ball. Das Unheil nahm seinen Lauf. Als das Leder Richtung Tor trudelte, rutschte Verteidiger Adrian Graf hinterher. Sein Rettungsversuch brachte den Ball an den Pfosten. Kein Tor? Doch, meinte Schiedsrichter-Assistent Christian Wetz. Der Unparteiische Marcel Geuß schloss sich nach einigem Zögern an. Anders als seine Kollegen in der Bundesliga konnte er sich nicht auf eine Torkamera stützen. Das Rätsel um Unterpleichfelds 2:1-Siegtreffer in der 87. Minute blieb ungelöst.
Eine andere Frage, die Petr Skarabela beschäftigte, drehte sich um die Torausbeute seiner Mannschaft. Kaltschnäuzigkeit lässt sich nun mal nicht trainieren, man muss sie haben. Das war der Fall gewesen, als Abtswind in der Vorwoche Höchberg mit 5:0 nach Hause schickte und bereits zur Pause vier Treffer eingeschenkt hatte. Nur diesmal kam nach der frühen Führung durch Pascal Kamolz, einem Kopfball im Anschluss an einen Freistoß von Jürgen Endres in der 13. Minute, nichts mehr. Die Möglichkeiten verpufften gegen einen Gegner, der daheim eine Auswärtstaktik wählte, aus der tiefen Defensive auf Gegenstöße spekulierte und notfalls so hart einstieg, dass es klapperte. Abtswind fand einfach nicht die Lücke. „Wir hatten Chancen für zwei Spiele. Zur Pause muss es 3:0 stehen“, bilanzierte Petr Skarabela. Nicht anders lief es im zweiten Durchgang. Abtswind machte einfach zu wenig aus der spielerischen Dominanz, den Ballanteilen und Möglichkeiten.
Kritikpunkt Nummer drei war das Abtswinder Verhalten gegen dezimierte Unterpleichfelder. Denn für Nino Wagner fand die Partie ein vorzeitiges Ende. Nach einer halben Stunde hatte er bereits Pascal Kamolz niedergestreckt. Als letzter Mann war er eingestiegen. Schiedsrichter Geuß, im Umgang mit Karten recht zurückhaltend, beließ es bei Gelb. Als Wagner in der 54. Minute erneut nicht gegen Kamolz ankam und ihn aushebelte, konnte Geuß nicht anders, als den Innenverteidiger mit Gelb-Rot vom Feld zu schicken. Elf gegen zehn – das klang nach einem Vorteil für die Mannschaft in Überzahl. Abtswind brachte der Platzverweis nichts. Im Gegenteil. „Wir haben nicht mehr so konsequent gespielt“, bemängelte Petr Skarabela. „Wir haben den Gegner aufgebaut.“ Und zwar durch eigene Fehler. Marcial Weisensel schüttelte seine zaudernden Verfolger ab und erspähte den herbeilaufenden Andreas Flockerzi. Dessen erster Abschluss blieb an Florian Warschecha hängen, der zweite saß.
Die Unterpleichfelder hatten mit dem Ausgleich zum 1:1 in der 68. Minute das, was sie wollten. Doch sie bekamen noch mehr. „Leidenschaft hat Qualität geschlagen“, sagte Trainer Thomas Redelberger. Der Aufsteiger ist nach drei Siegen Tabellenführer. Eines macht den 33-Jährigen, der 2012 aus Rimpar kam und die Mannschaft in der Kreisliga übernahm, besonders stolz: „Wir können uns keine fertigen Spieler aus der Bayernliga holen. Wir schauen uns in der Kreisliga und Kreisklasse nach Leuten um und entwickeln sie.“ Der Höhenflug gibt ihnen in Unterpleichfeld gegenwärtig Recht.
Spielbericht eingestellt am 01.08.2016 13:55 Uhr