„Wir vertrauen auf unsere Stärken, wollen zwar nicht von Beginn an Angriffspressing spielen, aber insgesamt doch hoch stehen, um nach Ballgewinnen rasch nach vorne umzuschalten.“ Nachdem sich der SVM zum Auftakt in Unterpleichfeld von einem Liganeuling übertölpeln ließ, sollte dies nicht noch einmal passieren und so richtete SVM-Coach Rolf Vitzhtum seine Elf entsprechend aus. Ebenfalls mit einer Pleite gestartet waren die Korbstädter, die beim 0:4-Heimauftakt gegen Rimpar schnell in ihrer Euphorie gebremst und auf den harten Landesligaboden geholt wurden. „Wir brauchen mehr Ballbesitzanteile. Das war unser großes Manko“, so Alexander Grau, der seine Mannschaft daher gemeinsam mit Christian Goller auf drei Positionen umbaute, um vor allem mit Markus Mex als zweitem Sechser für mehr Sicherheit in der Zentrale zu sorgen.
Manuel Schwarm (hi.) und Markus Mex in einem intensiven Luftzweikampf.
Bernd Riemke
Eine Maßnahme, die zunächst auch die gewünschte Wirkung erzielte. Die Gastgeber hatten zwar von Beginn an mehr Ballbesitz, doch Lichtenfels versteckte sich nicht, stand solide in der Defensive und war bemüht, bei Eroberung des Spielgerätes rasch den Vorwärtsgang einzulegen. Spätestens als Niklas Griebel den gewohnt umtriebigen Daniel Oppel nach knapp einer Viertelstunde nur durch ein Foulspiel daran hindern konnte, allein auf Keeper Dörnbrack zuzulaufen, waren die Hausherren gewarnt. „Sechser nachschieben“, spornte Vitzthum daher seine Mannen an und die taten, wie ihnen geheißen. Fortan verlagerte sich das Geschehen zunehmend in die Hälfte der Korbstädter, bei denen Torsteher Florian Roßbach erstmals gegen den enteilten Philipp Hörnes eingreifen musste (19.), dabei aber rechtzeitig aus seinem Kasten kam und die Situation entschärfte. Der SVM praktizierte in der Folgezeit ein variables Offensivspiel, bei dem sich Diagonalbälle auf die Flügel abwechselten mit vertikalen Anspielen hinter die Viererkette der Gäste. Die hatten so ihre liebe Not und gleichsam mehrmals das Glück auf ihrer Seite, nicht in Rückstand zu geraten. Markus Saal hatte die vermeintliche größte Möglichkeit, kam frei vor dem Tor jedoch einen Schritt zu spät und verfehlte eine mustergültige Hereingabe von der rechten Seite um eine Fußspitze (33.). Manuel Schwarms Kopfball in der 41. Minute war wuchtig, aber wenig platziert und Michael Wernsdorfer zielte zwei Zeigerumdrehung einen knappen halben Meter zu hoch mit seiner Direktabnahme aus etwa 18 Metern. Die Führung der Hausherren lag in der Luft – und sie sollte fallen. Wieder ging es schnell über die rechte Seite. Mit flüssigem Direktpassspiel hob Memmelsdorf die Kompaktheit der FCL-Hintermannschaft aus und als sich Tobias Seifert in zentraler Position im Kopfballduell behauptete, zappelte das Leder am langen Pfosten im Netz (44.). Ein überfälliger Treffer, den sich die Hausherren mehr als verdienten. Der angeschlagene Aufsteiger taumelte in der Schlussviertelstunde gen Halbzeitpfiff.
Pascal Schneider (re.) schlägt den Haken, doch Daniel Oppel lässt sich so leicht nicht abschütteln.
Bernd Riemke
Umso gestärkter kam Lichtenfels jedoch aus den Kabinen und ließ mit dem ersten Angriff nach Wiederanpfiff nicht nur die Miene des Heimtrainers erstarren. „Wir wollen forcieren, dass die Gäste diesmal einen Bock schießen“, hoffte Vitzthum vor der Partie, doch genau anders herum sollte es kommen. Florian Goller durfte sich trotz eines direkten Gegenspielers das Leder auf dem rechten Flügel in aller Seelenruhe zur Flanke zurechtlegen und in der Mitte gab Stefan Fischer trotz Bedrängnis dem Ball die entscheidende Richtungsänderung, so dass es urplötzlich 1:1 stand (47.). Der Treffer verfehlte seine Wirkung nicht. Hätte Keeper Dörnbrack in der 54. Minute nicht so gut mitgespielt und dem enteilten Oppel das Runde in einer Eins-gegen-Eins-Situation vom Schlappen gepflückt – die Partie wäre gänzlich gedreht gewesen. „Ich war mir vor Saisonbeginn nicht schlüssig, wer die Nummer 1 sein soll. Dass Florian Dörnbrack heute spielt, war daher so abgesprochen und völlig unabhängig von der Leistung Jürgen Jenschs in der Vorwoche“, begründete Vitzthum seinen Wechsel zwischen den Pfosten. Ein Wechsel, den die Neuverpflichtung aus Burgebrach in ihrem ersten Landesligaspiel selbst wieder rückgängig machte. Gerade als der Trainer mit der offensiven Einwechslung von Thomas Kamm ein Zeichen an seine Mannschaft setzte, den Schalter wieder umzulegen und als der ebenfalls eingewechselte Fabian Baumüller über die linke Seite zu einem echten Hochkaräter kam, im Abschluss aber denkbar knapp verfehlte (67.), gerade da holte Dörnbrack den enteilten Daniel Oppel unmittelbar vor der Strafraumgrenze von den Beinen und sah von Schiedsrichter Michael Gutbrod den Roten Karton. Eine absolut nachvollziehbare Entscheidung, die keine zwei Meinungen zuließ. In Unterzahl drängte der SVM zwar weiterhin auf den Siegtreffer, doch die Innenverteidigung um Martin Hellmuth – mit 26 Jahren im Übrigen das Nesthäkchen der Lichtenfelser Viererkette und trotzdem älter als jeder eingesetzte SVM-Akteur – ließ in der mitunter hitzigen Schlussphase nichts mehr zu. Im Gegenteil, die Gäste nutzten den entstandenen Freiraum im Mittelfeld, um ihre zweifelsohne vorhandene spielerische Klasse unter Beweis zu stellen und sich in Tornähe zu kombinieren. Die größte Möglichkeit vertändelte der ansonsten gut spielende Steffen Hönninger, als er sich in der 87. Minute nicht zwischen einem eigenen Abschluss und der Ablage auf den Nebenmann entscheiden konnte und sich schließlich das Spielgerät in aussichstreicher Position abnehmen ließ. So blieb es bei einem letztlich leistungsgerechten Remis, über das sich die Korbstädter weitaus mehr freuen konnten. Rolf Vitzthum war die Enttäuschung nach nur einem Zähler aus zwei Begegnungen gegen Liganeulinge wahrhaftig ins Gesicht geschrieben.
Geschickt schirmt Manuel Aumüller (re.) das Spielgerät gegen Michael Wernsdorfer ab.
Bernd Riemke
Spielbericht eingestellt am 23.07.2016 18:49 Uhr