von Matthias Ley
Abtswinds entdeckt die Liebe zur Standardsituation
Da ist für jeden Geschmack das Passende im Kochtopf: Emotion, flippige Übungsleiter an der Außenlinie, 6 Tore, die meisten aus Standardsituationen resultierend, auch mal ein knackiger Zweikampfkracher, aber auch eine seltsam uninspirierte Zuschauerkulisse am Spielfeldrand. Halt ein echter Kessel Buntes, oder Gegensätze ziehen sich halt an. Turbulenter Start: Nach 10 Minuten führen die Hausherren mit 2:1. Den Kopfballtreffer von Abtswinds Daniel Hämmerlein (als Eckball punktgenau platziert von Jörg Otto) egalisiert Sandro Kramosch im direkten Gegenzug. Ein „Sonntagshammer“ kurz vor der Strafraumkante. Und Kleinrinderfelds auffälligster Akteur legt wenige Minuten nach und trifft aus halblinker Position flach ins lange Eck. Abtswinds Trainer Thorsten Götzelmann gestikulierte, motivierte, war präsenter an der Linie als manch seiner Schützlinge auf dem Platz. Aber die quälten sich, investierten viel und wurden doch öfter hinten gefordert als selbst eigene Akzente setzen zu können. Kleinrinderfeld wollte gewinnen. Auf Biegen und Brechen. Letztes Heimspiel, Verabschiedung von Dennie Michel inklusive, der den Verein Richtung Würzburg verlassen wird. Als leicht emotional aufgeladen. „Gerade in der ersten Halbzeit hat Kleinrinderfeld viel Druck gemacht. Wir standen eigentlich mit dem Rücken zur Wand und haben irgendwie den knappen Rückstand in die Pause gerettet.“ Thorsten Götzelmann fasst die erste Hälfte knapp zusammen. In der Halbzeitpause meinte Abtswinds Coach: „Jungs, das war nicht alles schlecht bislang. Wir hatten auch gute Aktionen.“ Beispielsweise beim Zuspiel auf Axel Zehnder, der mit Ball und Gegenspieler an der Backe in den Kleinrinderfelder Strafraum einzieht und unsanft gelegt wird. Der Unparteiische hat freie Sicht und lässt die Szene kommentarlos weiterlaufen. „Aus meiner Sicht ein klarer Elfmeter. Aber egal ob er pfeift oder nicht, das war eine klasse Aktion von Axel“ lobt der Übungsleiter. Hennes Scheder, Trainer des TSV Kleinrinderfeld, legt noch einen nach. „Noch vor der Pause hätten wir nachlegen müssen. Abtswind stand fast nur noch hinten drin. Und dann geht so eine Partie nach hinten los.“ Aber wie? Auch nach dem Seitenwechsel pendelt die Partie vor mauer Kulisse zwischen Mittelfeldgeplänkel und Sommerkick hin und her. Nach sensationeller Vorarbeit von Carl Murphy steht Abtswinds Mittelstürmer Cristian Dan glockenfrei im gegnerischen Strafraum. Etwas klischeehaft: Mittelstürmerposition, 8 Meter Aug in Aug mit Kleinrinderfelds Schlussmann und der Stürmer versemmelt die Galavorlage total. Die tragische Figur im grün-weißen Dress. Abtswind hat jetzt zwar deutlich mehr vom Spiel, aber es fehlt der zündende Funke. Selbst der Ausgleichstreffer durch Nicolas Wirsching putscht den Fanblutdruck kaum über´n Nullmeridian. Wenig später liegt der Ball halbrechts vor der Kleinrinderfelder Strafraumkante. Carl Murphy hebt die Pille über die Mauer Richtung kurzem Torwarteck. Kleinrinderfelds Keeper Jan Johannes kommt den einen entscheidenden Tick zu spät. Hennes Scheder reagiert und bringt nach einer knappen Stunde frisches Personal. Joshua Heberlein kommt für den etwas indisponiert wirkenden Manuel Jäger. David Hedtstueck stellt die deutlich offensivere taktische Variante gegenüber dem abgekämpften Magnus Rentzsch dar. Auch wenn das der ein oder andere Kleinrinderfelder Fan lautstark anders sah. Nach einem Freistoß, getreten von Mario Christ, verpassen Sandro Kramosch und der eben eingewechselte David Hedtstueck, bevor Abtswinds Keeper Eduard-Alin Wellmann resolut zupackt. Wieder auf der anderen Seite. Ruhender Ball an wild zerrender Eckfahne. Carl Murphy serviert platziert an den kurzen Pfosten und Abtswinds Innenverteidiger Sven Gibfried verlängert per Kopfball ins lange Eck. Erst jetzt zeigen die Hausherren eine deutlichere Reaktion, gehen in der Schlussphase mehr Risiko, was den Gästen im Gegenzug mehr Raum bietet für den ein oder anderen schnellen Tempogegenstoß. Es ist spannend, ja, das kann man nicht absprechen. Trotzdem. Nie wird dieses Landesligaspiel das eklig haftende Prädikat „Sommerlaune“ los. Es ist ein Kessel Buntes: Für jeden was dabei aber nichts wirklich Konkretes. „Glückwunsch an Abtswind“ meint auch Kleinrinderfelds Trainer Hennes Scheder und schiebt den Spruch des Tages hinterher: „Aus meiner Sicht ist der Sieg 2 Tore zu hoch“
Spielbericht eingestellt am 16.05.2016 14:45 Uhr