In der Memmelsdorfer Schmittenau stand heute eine schwere Aufgabe für den heimischen SVM auf dem Programm, denn die zweite Mannschaft der Würzburger Kickers sollte seine Visitenkarte abgeben und brachte eine qualitativ hochwertige Mannschaft mit. Zu dieser Einschätzung kam auch Memmelsdorfs Trainer Rolf Vitzhtum vor der Partie, der vor allem die spielerischen Qualitäten der Gäste heraushob und seine Mannschaft darauf einschwor, früh zu stören und die "kleinen" Kickers nicht in ihr Spiel kommen zu lassen. Würzburg II wiederum benötigte auch am heutigen Tag einen Dreier, um weiter im Aufstiegsrennen mitzumischen und den Traum von Durchmarsch in die Bayernliga aufrecht zu erhalten. Von einer Pflichtaufgabe wollte Trainer Claudiu Bozesan aber nichts wissen und stellte sich auf eine schwere Partie gegen einen kampfstarken und gut organisierten Gegner ein. Man durfte sich also auf eine spannende Begegnung zweier fußballerisch durchaus hochwertiger Mannschaften freuen, in dem die junge Elf der Gastgeber alles in die Waagschale werfen muss, um den ambitionierten Gästen ein Bein zu stellen.
Kickers-Abwehrchef Nico Herzig (hi.) zeigte eine gewohnt starke Leistung und ging kompromisslos in jeden Zweikampf, hier setzte er sich gegen Fabian Baumüller (vo.) jedoch unfair durch.
Hendrik Kowalsky
Das Spiel begann mit der üblichen Abtastphase, wie erwartet hatten die Gäste mehr Ballbesitz zu verzeichnen und ließen das Leder gefällig durch die eigenen Reihen laufen, während Memmelsdorf den Fokus zunächst auf das konsequente Zustellen der Räume und die nötige Kompaktheit im Mittelfeld legte. In der Anfangsviertelstunde sollte daher relativ wenig passieren, die Kickers suchten die Lücken im Abwehrverbund der Hausherren, während der SVM bissig und konsequent in die Zweikämpfe ging und nach Ballgewinn schnell umzuschalten versuchte. Nach 20 gespielten Minuten bot sich den Gästen dann die erste gute Gelegenheit, doch nach einer schnellen Kombination über mehrere Stationen und dem öffnenden Pass an die rechte Strafraumkante scheiterte der startende Niklas Weißenberger an Jürgen Jensch im Kasten der Gastgeber, der den strammen Schuss aus zwölf Metern zur Ecke abwehren konnte. Drei Minuten später tauchten dann auch die Hausherren erstmals gefährlich vor dem Tor der Würzburger auf, doch die einzige Memmelsdorfer Spitze Fabian Baumüller brachte das Leder per Flachschuss aus elf Metern nicht im Gehäuse der Gäste unter. Die knapp 50 Zuschauer, die dem anfänglichen Regenwetter trotzten sahen in der Folge eine temporeiche und technisch gute Partie, große Torchancen blieben indes Mangelware. Man lauerte viel mehr auf die Fehler des Gegners, da diese in den sehr gut gestaffelten Defensivreihen beider Teams aber ausblieben, stand vorerst weiterhin auf beiden Seiten die Null. Als es allmählich Richtung Halbzeitpfiff ging erhöhten die Gäste langsam den Druck, sie schoben ihre Reihen noch ein Stück weiter vor und waren oftmals mit allen Feldspielern in des Gegners Hälfte zu finden, mehr als ein halbes Dutzend Eckbälle sollte dabei aber vorerst nicht herausspringen. In der 42. Minute hatte Kickers-Trainer Claudiu Bozesan dann aber doch den Torschrei auf den Lippen, denn nach einem Eckball von links durch Kapitän Sebastian Fries stieg Abwehrchef Nico Herzig am Höchsten und köpfte den Ball aus acht Metern perfekt in den linken Dreiangel. Bei seinem Treffer hatte er sich jedoch im Luftkampf per Aufstützen unfair durchgesetzt, weshalb der gute Schiedsrichter Kevin Hegwein dem Treffer die Anerkennung verweigerte. Damit blieb es dann doch beim 0:0 und bis zum Pausentee sollte sich daran auch nichts mehr ändern.
Am Ende setzten sich die Gäste verdient mit 2:0 durch und belohnten sich für ihre gezeigte Geduld gegen bissige Memmelsdorfer, weshalb Kapitän Sebastian Fries (li.), der dieses Kopfballduell mit Kevin Steinmann (re.) jedoch verliert, und seine Teamkollegen weiter vom Durchmarsch träumen können.
Hendrik Kowalsky
Nach dem Seitenwechsel sollte sich am Geschehen relativ wenig ändern, weiterhin versuchten die Gäste durch frühes Pressing Ballgewinne im Spielaufbau der Hausherren zu erzwingen, während Memmelsdorf auf die Kontersituationen wartete und bissig in die Zweikämpfe ging. Doch schon bald war bei der Würzburger Zweitvertretung eine Steigerung zu erkennen, die Bozesan-Elf intensivierte nun seine Bemühungen, versuchte schnell über die Außenbahnen nach vorne zu spielen und die Bälle in die Gefahrenzone zu bringen, was den SVM auch alsbald vor größere Probleme stellen sollte. In der 57. Minute konnten die Gastgeber einen Vorstoß der Kickers an der Strafraumgrenze nur per Foulspiel stoppen, den fälligen Freistoß setzt Routinier Christian Demirtas aber an das linke Lattenkreuz. Fünf Minuten später sollte der Treffer dann aber fallen und daran hatten die Hausherren durchaus einen großen Anteil. Denn nachdem eine Freistoßflanke der Memmelsdorfer viel zu kurz kam und einen direkten Konter der Gäste einleitete, schlug Kickers-Zehner Nico Gutjahr einen langen Ball in den Lauf des durchstartenden Niklas Weißenberger, der gegen den herauseilenden Jürgen Jensch aber offenbar zu spät kam. Doch dem ansonsten sicheren Memmelsdorfer Rückhalt unterlief ein folgenschwerer Patzer, er senste über das Spielgerät und so musste Weißenberger aus zehn Metern nur noch zum 1:0-Führungstreffer ins leere Tor einschieben! Sehr, sehr bitter für die Gastgeber, doch der Rückstand hatte sich in den letzten Minuten ein klein wenig angedeutet, zu groß wurde der Druck auf die sehr junge Elf Heimmannschaft. Nun musste der SVM natürlich mehr Risiko eingehen und dadurch öffneten sich den Gästen auch mehr Räume zum Kontern, während sie gleichzeitig ihre eigene Defensivarbeit weiterhin äußerst konsequent und souverän erledigten. Weitere zehn Minuten später belohnte sich Würzburg dann für sein hohes Pressing, denn nachdem der junge SVM-Verteidiger Wladislaw Nikoforow den Ball in der eigenen Hälfte an den früh störenden Nico Gutjahr verlor ging es ganz schnell, Gutjahr zog in Richtung Tor und legte vor dem Kasten nochmal quer zum mitgelaufenen Sebastian Fries, der dann problemlos zum 2:0 und der damit einhergehenden Entscheidung einschob! Damit war der Deckel mehr oder weniger Drauf, die Hausherren ermöglichten den Kickers unter gütiger Mithilfe auch den zweiten Treffer und in der Schlussphase kam Würzburg noch zu weiteren guten Gelegenheiten, die jedoch ungenutzt blieben. Somit passierte dann auch nichts Nennenswertes mehr und als Schiedsrichter Hegwein die Partie auf die Sekunde pünktlich beendete, konnten sich die Gäste über einen verdienten Auswärtssieg freuen.
Insgesamt geht das 2:0 für die Kickers absolut in Ordnung, der Aufsteiger präsentierte sich in allen Mannschaftsteilen sehr stark, besonders die Defensive um den eigentlichen Bundesligaprofi Nico Herzig leistete sich kaum Unsicherheiten und war bei hohen Bällen nicht zu bezwingen. Somit wurde es für die Gastgeber im Spiel nach vorne sehr schwer, genügend Druck zu erzeugen, weshalb die aufopferungsvoll kämpfenden Memmelsdorfer nur bei diversen Kontersituationen Torgefahr erzeugen konnten. Nach einer dennoch insgesamt ausgeglichenen ersten Hälfte konnte die erneut mit einigen A-Junioren gespickte Vitzhtum-Elf das immer höhere Tempo der Gäste nach dem Seitenwechsel dann nur noch bedingt mitgehen, es schlichen sich mehr Fehler ein zwei davon sollten sich schlussendlich als folgenreich herausstellen. Dennoch kann man mit der Leistung und der gezeigten Einsatzbereitschaft in der Schmittenau durchaus leben, die "Jungen Wilden" hielten nach Kräften dagegen und machten den favorisierten Gästen das Leben lange Zeit schwer. Doch die Kickers blieben ruhig, warteten geduldig auf ihre Situationen und schlugen dann, als der Moment gekommen war, im Stile einer Spitzenmannschaft eiskalt zu. Dadurch springt die Würzburger Zweitvertretung vorerst auf Rang zwei der Landesligatabelle und hat den Durchmarsch in die Bayernliga weiterhin vor Augen, ist jedoch auf Punktverluste der Konkurrenz aus Schweinfurt angewiesen. Für Memmelsdorf hingegen geht es nur noch um einen positiven Saisonausklang, die Leidenschaft ist jedenfalls ungebrochen und man darf ob der Fülle an qualitativ guten, jungen Spielern durchaus optimistisch in die Zukunft blicken.
Spielbericht eingestellt am 17.04.2016 00:04 Uhr