Ungleiche Vorzeichen vor diesem Aufsteigerduell in der Landesliga Nordwest: Während der heimische FC Coburg angesichts des qualitativ hochwertig besetzten Kaders erwartungsgemäß in der neuen Liga keinerlei Anlaufschwierigkeiten hatte und mit 17 Zählern aus neun Partien im vorderen Drittel der Tabelle zu finden war, reisten die Gäste aus Ebensfeld mit fünf Niederlagen in Folge an. Magere fünf Zähler hatte man bis dato auf dem Konto und belegte den vorletzten Tabellenplatz. Die Rollenverteilung zwischen Rot-Schwarz und Gelb-Weiß war also vor der Partie scheinbar klar geregelt, als das Schiedsrichtergespann um Johannes Humper vom VfR Katschenreuth pünktlich um 16 Uhr die Partie anpfiff.
Coburgs Torhüter Jannik Knoch konnte in dieser Szene außerhalb des Strafraums klären.
Simon Weber
Vom Anstoß weg sah man sofort, dass die Heimelf das Zepter übernahm und den Weg in die Offensive suchte. FCC-Trainer Christoph Böger hatte sich für diese Partie etwas Neues einfallen lassen und ließ seine Elf im 3-5-2 mit einer Dreierkette agieren, um eine Überzahl im Mittelfeld zu schaffen, was auch gelang. Die Heimelf hatte sofort das optische Übergewicht und war tonangebend, ohne jedoch zunächst klare Chancen herauszuspielen. Das erste Ausrufezeichen setzte Calle Schiebel, der von der Strafraumkante mit links abzog, der Ball ging jedoch knapp unten rechts vorbei. Die von Klaus Gunreben im 4-2-3-1 aufgestellten Gäste aus Ebensfeld lauerten auf Ballgewinne, um über schnelle Gegenstöße zum Erfolg zu kommen. Sie waren es auch, die die erste klare Torchance hatten: Eine Freistoßflanke hob Björn Vogel in den Coburger Strafraum, wo der völlig allein gelassene Sebastian Amon einen Kopfball aus sieben Meter am Tor vorbeisetzte. Das hätte durchaus die Führung für die Gäste sein müssen! Die in gelb gekleideten TSV-Kicker ärgerten sich gerade noch über die vergebene Chance, da klingelte es im eigenen Kasten: Nach einem schönen Doppelpass über die linke Seite brachte Christian Schneider den Ball flach und scharf in die Mitte, wo ein Klärungsversuch eines Ebensfelder Abwehrspielers misslang. Torjäger Daniel Sam schaltete am schnellsten und schob die Kugel unhaltbar für Torwart Heiko Brückner zur Führung für den Favoriten ein. Die Heimelf war auch zunächst in der Phase nach der Führung absolut spielbestimmend, versäumte es jedoch, die Führung auszubauen. Erst wurde Daniel Sam nach einem Doppelpass in der Zentrale von Calle Schiebel durch die Gasse geschickt und traf aber alleine vor Torwart Heiko Brückner den Ball nicht voll. Dann setzte sich Andrè Meyer über die linke Seite durch und flankte auf Daniel Sam, welcher aus fünf Metern ungehindert über das Tor köpfte. "Den macht er eigentlich", dachten sich wohl nicht nur die Anhänger der Vestestadt. Die Elf aus Ebensfeld wachte nun mehr und mehr auf und nach einem schnell vorgetragenen Gegenstoß über Florian Häublein wurde dessen Diagonalball auf Kevin Popp verlängert, der fackelte nicht lange und zog aus 18 Metern ab, doch sein Ball landete am Außenpfosten. Die Gelb-Weißen merkten nicht nur in dieser Szene, dass man die Coburger Defensive mit schnellen Angriffen durchaus vor schwere Aufgaben stellen konnte. Benedikt Quinger war es dann, der auf der linken Seite Kevin Popp bediente. Der schoss freistehend jedoch zunächst einen Abwehrspieler an und der Nachschuss landete am Außennetz, sodass auch diese Torchance nach einer guten halben Stunde Geschichte war. Mit zunehmende Spieldauer ließ das Coburger Spiel mehr und mehr die sicheren Ballstaffetten vermissen, die man noch zum Anfang der Partie gezeigt hatte. Nach einem Foulspiel legte sich dann Björn Vogel dann den Ball in der Nähe der Mittellinie zum Freistoß zurecht und brachte diesen in den Strafraum, wo sich Torhüter Jannik Knoch verschätzte. Daniel Alt vom TSV schob sich instinktiv zwischen Abwehrspieler und Torhüter und nickte den Ball in das leere Gehäuse zum Ausgleichstreffer ein. Es ging nun drunter und drüber, denn lange hatten die Gästefans keine Zeit, um sich über den Ausgleich zu freuen! Quasi im Gegenzug kam Daniel Sam im Coburger Strafraum an den Ball und lief mit diesem Richtung Torauslinie, es bestand also keine Gefahr. Dennoch setzte der für den verletzten Christian Quinger eingewechselte Dominik Eideloth zu einer völlig unnötigen Grätsche an und brachte den Torjäger zu Fall, ein klarer Elfmeter. Abwehrchef Christian Beetz legte sich die Kugel zurecht und versenkte sicher links unten zum wichtigen erneuten Führungstreffer noch vor dem Pausentee, denn wenig später pfiff der Referee zur Halbzeit.
Coburgs Andrè Meyer (rechts) agierte heute als Spielmacher.
Simon Weber
Ohne Wechsel ging es in die zweite Halbzeit, in der sich umgehend das gleiche Bild wie in der Viertelstunde vor der Halbzeit bot: Ebensfeld war nun bissiger in den Zweikämpfen und hatte den Respekt abgelegt, während die Heimelf sich nach wie vor zu viele Fehlpässe und Ungenauigkeiten im Spiel nach vorne leistete. Gut sechs Minuten waren im zweiten Durchgang gespielt, als erneut Jubel bei den zahlreich mitgereisten Ebensfelder Anhängern aufbrandete: Kapitän Kevin Popp setzte sich über die linke Seite durch und brachte den Ball in die Mitte, wo ein Angreifer den Ball nicht voll traf. Florian Häublein rannte unbedrängt und köpfte die aus dem Querschläger resultierte Kerze über den Coburger Torhüter hinweg zum Ausgleich in das Tor. Ein kurioser Treffer, der irgendwie zur heutigen Partie passte. Die Heimelf versuchte nun, wütend zu antworten, fand jedoch zunächst kein Mittel, um sich weitere Torchancen herauszuspielen. Die Defensive der Gäste stand nun sicher und im Umschaltspiel funktionierte heute beinahe alles, so auch knapp 20 Minuten vor Spielende: Nach einem Ballverlust des FCC landete der Ball bei Benedikt Quinger, der schnell schaltete und auf halbrechter Seite Florian Häublein auf die Reise schickte. Dieser zog trocken ab und der Ball landete unhaltbar flach im langen Eck des Coburger Gehäuses, die Partie war gedreht! Nun kannte der Jubel beim Tabellenvorletzten keine Grenzen mehr, doch noch waren knapp 20 Minuten zu spielen! Die Heimelf warf nun alles nach vorne - unter anderem wurde mit David Reich ein weiterer Stürmer eingewechselt - und erspielte sich auch Chancen für weitere Treffer. So musste der Ebensfelder Torwart Heiko Brückner sein ganzes Können aufbieten, als Christian Schneider einen Freistoß von der rechten Seite auf den langen Pfosten zum freistehenden Christian Beetz brachte, dessen Kopfball konnte der erfahrene Torwart gerade noch von der Linie kratzen. Zwei Minuten vor Spielende war dann aber auch er machtlos. Quasi im Sekundentakt flogen die Bälle durch den Ebensfelder Strafraum, die Gäste konnten für keine Befreiung mehr sorgen. Christian Schneider nahm auf der linken Seite Maß und flankte den Ball butterweich vor das Tor, wo Daniel Sam hochstieg und mit einem wuchtigen Kopfball zum 3:3 einnetzte. Man merkte, dass man im FCC-Lager auch mit diesem Spielstand noch nicht zufrieden war und weiter auf das 4:3 spielen wollte, doch eine weitere Chance spielte sich die Heimelf nicht mehr heraus und nach einer dreiminütigen Nachspielzeit pfiff der gut leitende Schiedsrichter die Partie ab.
Aufgrund des Zeitpunkts fiel der Coburger Ausgleichstreffer zwar glücklich, war aber in jedem Fall verdient. Die Heimelf versäumte es in der ersten Halbzeit, die Führung auszubauen, jedoch hatten auch bereits da die Gäste ihre Einschussmöglichkeiten. Spätestens nach einer halben Stunde war der TSV Ebensfeld insgesamt gesehen gleichwertig und verdiente sich somit den Auswärtszähler in Coburg.
Spielbericht eingestellt am 05.09.2015 20:40 Uhr