Auf seine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte hatte sich Schwebenrieds Trainer Mario Schindler gefreut. Vor seinem Einstieg bei der DJK 2012 trug er fünf Spielzeiten lang das Abtswinder Trikot. „Das war eine schöne und besondere Zeit“, meinte er rückblickend. Seine Elf verkaufte sich teuer und verlangte den Abtswindern alles ab. Die Gastgeber hat es knüppeldick erwischt, der vor Wochen als so breit aufgestellte Spielerkader schmolz gehörig in diesen Tagen. Mit Pascal Kamolz (Innenbandverletzung im Knie) und Cristian Dan (ebenfalls Knieverletzung) fallen die beiden Mittelstürmer für einige Wochen aus, Nicolas Wirsching und Jörg Otto weilten im Urlaub. Innenverteidiger Sven Gibfried hat den Klub mit sofortiger Wirkung verlassen und kehrt um Bezirksligisten FC Geesdorf zurück. So nahm auf der Ersatzbank neben Torhüter Florian Warschecha auch Trainer Thorsten Götzelmann im Trikot als einer von drei Feldspielern Platz.
Abtswinds Tolga Arayici (li.), Christoph Weeth (DJK, re.).
Andreas Stöckinger
Die Umstellungen schienen Abtswind zunächst nicht zu stören. Zwar spielten die Gäste in den ersten Minuten munter nach vorne und deuteten ihr Potenzial in der Offensive an. Felix Zöller traf aber nach Rückpass von Kapitän Fleischmann den Ball aus guter Position nicht voll, so dass die erste Gästechance verpuffte. Abtswind wirkte vorne variabler und zeigte gleich die Schwächen der Schwebenrieder Abwehr auf. So setzte sich Michael Herrmann mit dynamischen Lauf über die Außenbahn gegen Pascal Stürmer durch, passte in die Mitte, wo Jonas Wirth flach zum 1:0 ins kurze Eck schoss (16.). Die Heimelf nutzte die zögerliche Defensivarbeit gleich noch einmal, wieder war Michael Herrmann über außen durch, an Bewacher Stürmer vorbei, da fuhr ihm DJK-Kapitän Uwe Ziegler arg ungestüm und regelwidrig im Strafraum in die Beine. Den fälligen Elfmeter verwandelte Przemyslaw Szuskiewicz sicher zum 2:0 (19.). Abtswind hatte nun mehr vom Spiel, agierte lauffreudig und fand immer wieder die Löcher bei den Gästen, deren 4-4-2-System im Mittelfeld einfach zu viele Lücken ließ. Tolga Arayicis Schuss aus spitzem Winkel parierte DJK-Torwart Nikolas Herold mit dem Fuß (28.), dann fehlte Michael Herrmann aus guter Position der Mut, um volley richtig abzuziehen (33.). Recht verwundbar schienen die Gäste in der Abwehr, die in der Phase keinesfalls Landesliga-Niveau aufwies. Der „krönende Höhepunkt“, wie es DJK-Trainer Schindler später nannte, war die Rote Karte gegen Alexander Müller. Als letzter Mann säbelte er Albert Fischer 30 Meter vor dem eigenen Tor um und musste vom Feld (43.). Den folgenden Freistoß schoss Jürgen Endres knapp vorbei.
Ben Verberkt (Abtswind, li.), am Ball David Fleischmann (DJK, re.).
Andreas Stöckinger
Mit einem Mann Überzahl und zwei Toren im Vorteil sollte der erste TSV-Sieg in der verbleibenden zweiten Halbzeit nur Formsache sein. Das dachten Abtswinds Anhänger, wie auch die Spieler. Doch Schwebenried belehrte sie eines Besseren. Nur vier Minuten nach dem Wechsel zog DJK-Kapitän David Fleischmann einen Freistoß von der linken Flanke scharf und mit viel Schnitt in Richtung Strafraum, über Freund und Feind hinweg. Der präzise getretene Ball lag auf einmal zum 1:2-Anschlusstreffer im Netz (49.). Das sollte ein Wirkungstreffer für die Abtswinder sein, die sich fortan schwer taten, trotz ihrer Überzahl, Chancen zu kreieren.
Schwebenried zog nun Fleischmann weiter zurück ins Mittellfeld und ließ den Gastgebern weniger Raum. Allerdings agierte Abtswind zu ungestüm und zu häufig mit langen Bällen. Nach einem Eckball hätte Schwebenrieds Jens Rumpel beinahe das 2:2 per Kopf erzielt, doch TSV-Torwart Malte Schulze-Happe parierte gerade noch (59.). Bei Abtswind brachte der eingewechselte Michael Seuling etwas Schwung und Entlastung über die Außen, Daniel Hämmerlein kam als zusätzlicher „Sechser“ ins Mittelfeld, um abzusichern. Das Spiel blieb spannend, Abtswind versuchte, hinten dicht zu halten und auf den erlösenden Konter zu warten. Der kam aber nicht. Stattdessen vertat Jens Rumpel nach einem Fleischmann-Zuspiel die Riesenmöglichkeit, in der Nachspielzeit den Ausgleich zu schaffen. Frei vor TSV-Torwart Schulze-Happe zielte er aber von halblinks um Zentimeter am Tor, und damit am nächsten Nadelstich gegen Abtswind, vorbei (90.+2).
Das war's, Abtswinds erster Sieg war zu Hause, doch große Jubel-Arien folgten nicht. Die Mannschaft war zu platt, wohl angesichts des Drucks und der Anstrengung, die erforderlich war. Ob Abtswind damit nun die Kurve bekommen hat? Das wird sich bereits am Samstag in Coburg zeigen, wo zumindest Urlauber Nicolas Wirsching wieder dabei sein soll. Der Patient ist auf dem Weg der Besserung, aber längst nicht geheilt, könnte man die Situation beschreiben. Manager Christoph Mix schloss nicht aus, dass Abtswind seinen Kader in den nächsten Tagen noch einmal ergänzt. Schwebenried-Schwemmelsbach muss daheim gegen Absteiger Memmelsdorf ran, um Punkte zu sammeln.
Spielbericht eingestellt am 06.08.2015 10:59 Uhr