von Michael Kämmerer
Die Wende zum Guten lässt für den TSV Abtswind noch auf sich warten: Nach vier Spielen steht der Landesligist weiterhin sieglos da. Gegen die U23 des FC Schweinfurt 05 musste die Mannschaft allerdings einige Widrigkeiten aushalten. Fußballfunktionäre tauschen sich gerne mal auf dem kurzen Dienstweg aus. Es muss nicht immer eine förmliche E-Mail sein oder ein klärendes Telefongespräch. In Zeiten der schnellen Kommunikation reicht auch eine Mitteilung auf dem Smartphone, um Vereinbarungen zu treffen. Abtswinds Manager Christoph Mix nutzt diese Möglichkeit häufig und gerne. Zwei Tage vor der Partie seiner Mannschaft gegen die zweite Garde des FC Schweinfurt 05 etwa schickte der 63-Jährige dem Trainer des Gegners sinngemäß folgende Zeilen: „Spielen in grün-weißen Trikots mit grünen Hosen und weißen Stutzen. Wenn wir die drei Punkte holen, spendiere ich Bratwürste für euch alle.“ Darauf reagierte Martin Halbig prompt: „Ich zahle die Würste lieber selbst und nehme dafür die Punkte.“ Der Schriftwechsel sorgte nach dem Schlusspfiff am Samstag für ein launiges Zwiegespräch zwischen dem Abtswinder und dem Schweinfurter. Auch wenn die Tore bei diesem 0:0 der besseren Sorte ausgeblieben waren, gab es einiges zu bereden. Vor allem die beiden Platzverweise gegen die Gäste boten Diskussionsstoff und erhitzten die Gemüter bei ohnehin schweißtreibender Außentemperatur. Carl Murphy und Pascal Kamolz hatten das Feld vorzeitig räumen müssen. Auch wenn beide Vergehen Murphys für sich genommen eine Verwarnung rechtfertigten, erschien Gelb-Rot in der Summe als äußerst hart, hatte sich der Innenverteidiger doch sonst nichts zu Schulden kommen lassen. Bei Kamolz’ Suspendierung war das Unverständnis noch eine Spur größer. Zunächst hatte der Angreifer einen berechtigten Eckball für sich reklamiert, zwei Minuten später sein Unverständnis über ein gegnerisches Foulspiel mit einer alltäglichen Handbewegung zum Ausdruck gebracht. Der achtzehn Jahre junge Schiedsrichter Kevin Hegwein, neuerdings mit der Lizenz für Landesliga-Spiele ausgestattet, erkannte darin eine abfällige Geste. Auch hier war die Folge die Gelb-Rote Karte. Spätestens jetzt sahen die Abtswinder den Unparteiischen nicht mehr als souveränen Leiter einer keineswegs unfairen Begegnung. Als Hegwein kurz vor dem Ende ein Trikotzupfen des Schweinfurters Michael Kraus gegen Nicolas Wirsching ungeahndet ließ, passte dies nur allzu gut ins Bild, das die Abtswinder vom Schiedsrichter bekommen hatten. „Der Schiedsrichter ist der Herr im Ring. Das müssen wir akzeptieren“, sagte Trainer Thorsten Götzelmann. Genauso musste der 42-Jährige mit dem kargen Unentschieden leben, das sich angesichts der Umstände als kleines Erfolgserlebnis, ja sogar als Sieg der Moral werten ließ. Die neunzig Minuten hatten freilich auch offengelegt, weshalb die von der Konkurrenz höchstgehandelte Mannschaft auch nach vier Spieltagen weiterhin auf den ersten Sieg warten muss. Wie in den zurückliegenden Ligaspielen war Abtswinds Offensivabteilung die Durchschlagskraft verloren gegangen. Mehrmals gelangte Pascal Kamolz in aussichtsreiche Lage, besonders zu Beginn des zweiten Durchgangs, als Abtswind durch Murphys Platzverweis aus der 42. Minute bereits dezimiert war. „In Unterzahl hätten wir in Führung gehen müssen“, stellte Götzelmann fest. Zu zehnt hatte sein Team weitaus mehr Präsenz gezeigt. Abtswinds Trainer verfolgte das Geschehen lange äußerlich ungerührt, beinahe teilnahmslos. Vor der Partie hatte sich Götzelmann mit der Mannschaft darauf verständigt, sich mit Anweisungen von außen zurückzuhalten. „Die Spieler sollten sich untereinander coachen“, erklärte Götzelmann. „Wenn es nicht läuft wie gewünscht, dann helfen manchmal auch solche Aktionen.“ Taktisch hatte er sich für einen zweiten Stürmer entschieden: Albert Fischer zog in die Mitte, statt die Außenbahn zu bearbeiten. Einen Option, die gerade bei langen Bällen greifen sollte. Warum sich mancher Abtswinder auf dem Rasen älter als sonst vorkam, sich gar in einem Kindergarten wähnte, belegte ein Blick in die Geburtenstatistik der Schweinfurter U23-Mannschaft: Bis auf einen entsprangen alle Akteure den Jahrgängen 1994 bis 1997. Unerfahrenheit machten die Hausherren mit einem flinken Ballvortag und noch schnelleren Beinen wett. Ein Abtswinder Fehlpass und schon strömten die Schweinfurter aus. Doch wenn es an die Verwertung ihrer Möglichkeiten ging, standen sie dem Gegner in nichts nach. Markus Thomann schob in der 68. Minute allein vor Schlussmann Florian Warschecha daneben. Siebzehn Minuten hatte Schweinfurt Zeit, um gegen neun vom Kampfeswillen getragene Abtswinder die Entscheidung herbeizuführen. Thomann versuchte es immer wieder – vergeblich. Die Bratwurst musste er selber zahlen.
Spielbericht eingestellt am 05.08.2015 12:38 Uhr