Nach dem 4:1-Auftakt-Auswärtssieg beim FC Blau-Weiß Leinach kamen die Spieler des Aufsteigers FC Coburg mit breitgeschwellter Brust aus der Kabine. Als erster Tabellenführer der noch jungen Saison 2015/16 in der Landesliga Nordwest empfing man zum ersten Heimspiel im Dr.-Stocke-Stadion an der Wiesenstraße den ebenfalls aufgestiegenen Neuling SV Euerbach/Kützberg, der sein Debüt vor 700 Zuschauern zu Hause unglücklich durch ein Elfmetertor mit 0:1-Toren gegen die DJK Schwebenried-Schwemmelsbach verlor. FC-Coach Christoph Böger bedauerte besonders das verletzungsbedingte Fehlen von Carsten Hahn. Denn bis auf Marc Schwesinger, der sich im Aufbautraining befindet und dem Urlauber Daniel Shabestari hatte er alle Mann an Bord. Er sagte: „Heute treffen wir im Vergleich zum Auftaktmatch auf eines der spielstärksten Teams der Liga. Ich erwarte ein Match zweier technisch starker Mannschaften und hoffe, die Zuschauer haben ihren Spaß daran!“ Von SV-Trainer Jochen Seuling war vor dem Anpfiff keine Auskunft zu erfahren, zu angespannt war die Lage bei den Rand-Schweinfurtern nach ihrer Auftaktniederlage.
Coburgs Johannes Westhäuser (li.) klärt per Kopfball vor Gästeakteur Thomas Heinisch (re.).
Gudrun Koch
Auf sehr gepflegtem Grün – das nochmals kurz vor Beginn von Greenkeeper Manni Menzel gewässert wurde – begannen bei subtropischen Temperaturen beide Kontrahenten sehr zögernd und ohne risikoreiche Bälle, um unnötige Fehlpässe zu vermeiden. Die Gastgeber – mit einer 4-3-2-1-Formation – spielten sich die Bälle in ihrer Vierer-Abwehrkette mehrmals hin und her und zwangen die Gäste – im 4-3-3-System – zunächst in die Zuschauerrolle, obwohl ihre drei Sturmspitzen mit frühem Angreifen den Spielaufbau der Coburger zu stören versuchten. Die Platzherren diktierten die Anfangsphase, aber bei den Gästen blitzte erstmals Gefahr durch einen angeschnittenen 22-Meter-Freistoß aus halbrechter Position durch Linksfuß Eray Cadiroglu auf, den FC-Keeper Jannik Knoch nur zur Ecke abklatschen konnte, die aber anschließend nichts einbrachte. Das Spiel war viel von Taktik geprägt, keiner wollte ins offene Messer laufen und erstmals Applaus gab es für einen 35-Meter-Hammer durch Heimakteur Lukas Mosert, der jedoch das Gästegehäuse um gut zwei Meter verfehlte. Der erste geniale Pass von Coburgs Sertan Sener genau auf den Kopf des aufgerückten Andrè Meyer verfehlte noch sein Ziel. Doch kurz darauf erkannte der junge FC-Mittelfeldspieler die Lücke in der Gäste-Innenverteidigung und schickte Torjäger Daniel Sam aus der eigenen Hälfte heraus auf die Reise. Der schlaksige Stürmer schaltete am schnellsten, schüttelte seinen Gegenspieler im Sprint ab und lief mutterseelenalleine auf das Gästetor zu, behielt die Nerven und lochte flach aus zwölf Metern zur 1:0-Heim-Führung ein (14.). Zehn Minuten später hatte Coburgs Calle Schiebel nach einer einstudierten Eckballvariante den zweiten Treffer auf dem Fuß, scheiterte aber aus elf Metern. Dann urplötzlich, als die sonst sichere Heimabwehr einen Augenblick nicht aufpasste, die große Ausgleichschance für Gästestürmer Thomas Heinisch, als er nur noch FC-Schlussmann Jannik Knoch vor sich hatte. Aber der einst bei 1860 München ausgebildete Torhüter blieb im Eins-gegen-Eins Sieger und hielt hinten weiterhin die Null. Die letzten Sekunden vor dem Pausentee hatten es nochmals in sich. Zuerst lupfte Daniel Sam die Kugel auf Coburger Seite sehenswert aus spitzem Winkel von links als Heber nur um wenige Zentimeter neben dem zweiten, rechten Pfosten und im Gegenzug war es wiederum Gästeangreifer Thomas Heinisch, der erneut vor FC-Keeper Jannik Knoch auftauchte. Doch wiederum scheiterte er aus sieben Metern am Torhüter der Heimelf, der bravourös per Fußabwehr klärte.
Der ballführende Raphael Rogers (vo.) von den Gästen wird von Daniel Kimmel (hi.) von den Platzherren attackiert.
Gudrun Koch
Man weiß nicht, wie die Pausenansprache von Gäste-Coach Jochen Seuling sich angehört hatte. Aber auf jeden Fall schalteten die Euerbacher-Kützberger nach Wiederbeginn einen Gang höher. Mit Michael Mantel, welcher eingewechselt wurde, kam frischer Schwung in die Angriffsbemühungen des SV, der jetzt mit mehr Ballbesitz die Heimelf mehr und mehr in die Verteidigung drängte. Aber auf der anderen Seite hatten die Heimfans den Torschrei bereits zum zweiten Mal auf den Lippen. Daniel Sam war es erneut, der die Vorlage von Yannik Krebs gekonnt mit dem Kopf mitnahm und sich den Ball maßgerecht vorlegte. Diesmal wählte er von der Strafraumkante aus die Variante „volles Risiko“ und hämmerte das Leder mit voller Wucht knapp über den Gästekasten. Das war lange Zeit die letzte gute Möglichkeit der Hausherren. Denn jetzt spielte nur noch ein Team, das der Gäste. Angriff auf Angriff – meist über die rechte Außenbahn des pfeilschnellen SV-Angreifers Raphael Rogers – lief ununterbrochen auf das heimische Tor. Coburg verstärkte seine Defensive und riskierte nach vorne bis auf gelegentliche Konter nicht mehr allzuviel. Einen davon verzog Lukas Mosert, der sich energisch auf der linken Angriffseite durchsetzen konnte. Aber seinen Linksschuss von der linken Seite wehrte Gästekeeper Valentin Roth mit dem Fuß ab. Die Unterfranken wurden mutiger und drängten auf den Ausgleichstreffer. Und wieder war es Gästestürmer Thomas Heinisch, der auf halbrechts mit einem Lupfer aus acht Metern an FC-Keeper Jannik Knoch scheiterte. Die Schlussphase wurde nun hitziger, etliche Fouls und dadurch gezeigte Gelbe Karten waren die Folge. Auch bei einem 22-Meter-Flachschuss – nachdem der Regen einsetzte – von Gästespieler Michael Mantel war der FC-Schlussmann auf dem Posten, der nach unten tauchte und nichts anbrennen ließ. Der sonst gutleitende Referee zog sich dann bei einer sehr umstrittenen Abseitsentscheidung den Unmut des gesamten Gäste-Betreuerstabs, einschließlich der Aktiven, die vehement protestierten, zu. In den letzten zehn Minuten hatten die Gäste ihre stärkste Phase, die jetzt regelrecht ein Powerplay aufzogen und Coburg kaum noch aus seiner Hälfte kam. Aber mit Glück und Geschick hielten die Roten ihren Kasten sauber. Unrühmlicher Höhepunkt waren dann zwei Gelbe Karten von Gäste-Capitano David Thomas innerhalb von sechs Minuten, der mit Gelb-Rot vorzeitig zum Duschen konnte. Auch in der fünfminütigen Nachholzeit hielt das FC-Abwehrbollwerk um Christian Beetz stand, der Schlusspfiff ertönte.
Egal ob verdient, glücklich oder was anderes. Morgen fragt keiner mehr danach. Coburg bestimmte die erste Hälfte, Euerbach-Kützberg war in Halbzeit Zwei tonangebend. Die Vestestädter bleiben mit zwei Siegen ganz oben, die Gäste verlieren auch ihre zweite Partie mit 0:1-Toren, sollten aber den Kopf nicht in den Sand stecken, die Saison ist noch lange!
Spielbericht eingestellt am 22.07.2015 23:43 Uhr