von Michael Kämmerer
Viel fehlt nicht, dass Würzburgs letztes Aufgebot in Abtswind Zählbares holt!
Abtswind sehnt dem Ende entgegen: Noch zwei Auftritte, dann hat sich die Saison erledigt. Trainer Thorsten Götzelmann erkennt in der Rolle zwischen uneinholbarem Spitzenduo und abgeschlagenem Mittelfeld ein Motivationsproblem. Kein Wunder, dass selbst die Pflichtaufgabe gegen den gebeutelten Würzburger FV II nicht zum Selbstläufer wurde.
Die Partie begann munter. Zwei frühe Treffer, einer hier, einer dort, verhießen ein gedrungenes Geschehen. Abtswinds Capitano Jonas Wirth fuhr nach fünf Minuten das Bein aus, warf sich in das Querspiel von Michael Seuling und vollendet zur Führung. Es schien kurzfristig, als sollte das Orakel der Lokalpresse Recht behalten, wonach der Zweiten Würzburger Garde mit ihrem allerletzten Aufgebot ein Schützenfest bevorsteht. Würzburgs bemitleidenswerter Trainer Jochen Möhricke, seit dem Winter in Amt und Würden, musste drei Spieler der Geburtsjahrgänge 1963, 1964 und 1965 in den Kader nehmen. Die Ü50er aus Zellerauer Altherren-Riege, Jürgen Bausenwein, Robert Mayer und Stefan Riepel, kompensierten die Personalmisere mit ihren Möglichkeiten und erhielten auch von Abtswinder Seite hinterher alle Komplimente. Wenngleich es schwer ist, gegen 30 Jahre jüngere Kontrahenten anzukommen. Jochen Möhricke machte auch sonst aus der personellen Not eine beachtliche Tugend: In die Offensive stellt er mit Stefan Kühling zum wiederholten Mal einen etatmäßigen Torhüter. Auch in Abtswind bewährte sich Kühling mit der Qualität seiner Füße. Ein langer Ball durchs Zentrum, von Abtswind-Verteidiger Mathias Brunsch unterschätzt, gereichte dem Würzburger zum Vorteil. Sein trockener Schuss schlug in der neunten Minute zum Ausgleich ein und machte ihn bereits zum viermaligen Torschützen in dieser Saison. Abtswind zeigte sich beeindruckt von der Gegenwehr der Bayernliga-Reserve, die heftig gegen den Abstieg strampelt. Benjamin Schömig düpierte erneut die Abtswinder Innenverteidigung, steckte zu Kevin Spannagel, und der scheiterte am Schultereckgelenk des international erfahrenen und weitgereisten Torhüters Malte Schulze-Happe (einst Profi in Dänemark und auf Zypern, ausgebildet in der Jugend des VfL Bochum), der nach seinem Wintertransfer von den Würzburger Kickers II zu seinem zweiten Einsatz im Abtswinder Dress kam. Nach dem schwungvollen Beginn konnte die Partie nicht die Intensität halten. Die Zeit floss dahin ohne beeindruckende Aktionen. Erst nach einer halben Stunde wurde es kurzzeitig wieder aufregend: WFV-Kapitän Andreas Jazev haute Jürgen Endres in die Beine, dem ein Schrei entfuhr. Jazev lamentierte kurz mit dem Unparteiischen und sah dann doch ein, dass Reklamieren nichts taugt. Abtswinds Jörg Otto lief zum Elfmeter an und knallte den Ball mit Karacho in den Werbebanden-Schriftzug „Kräuter und Sport … ein gesunder Mix“ und verpasste dem abgebildeten Salbei obendrein einen Blattschuss. Will heißen: Der Strafstoß ging deutlich neben den Kasten (31.). Für die Zuschauer, weitgehend emotionslos am Wellenbrecher lehnend, wurde das Kraut dadurch auch nicht mehr fett. Das ist das Los der Saisonendrallye, wenn die sich die Platzierungen nicht mehr verschieben. Kurz vor der Pause ließ sich die Abtswinder Abwehr noch einmal mit einfachen Mitteln überlisten. Johannes Weidl stand frei und prüfte den einzigen Abtswinder mit einem Bindestrich im Nachnamen (42.). Dass die Gäste mit ihren Oldies nur begrenzte Kraftreserven aufwiesen und nur einen Wechselspieler besaßen, machte die Angelegenheit im zweiten Durchgang diffizil. Allerdings kamen die Abtswinder ihnen mit etlichen Fehlpässen entgegen. So blieb der Vergleich eng. Die Basis für den Sieg legten die Hausherren mit einem Doppelschlag, der jeweils von Jürgen Endres eingeleitet wurde: Schütze Michael Herrmann profitierte von einem Würzburger Körperteil, das den Ball erst gefährlich machte und Schlussmann Stefan Kunze düpierte (79.). Dann ließ Pascal Kamolz sein 19. Saisontor folgen (83.): Das einzige Mal zirkulierte das Leder mustergültig. Schon hieß es 3:1. Johannes Weidl mit dem prompten Anschlusstreffer ins obere Toreck ermunterte Trainer Möhricke, sein Team geordnet nach vorne zu schicken. Selbst Keeper Kunze turnte zum Schluss im Zweikampf durch den Mittelkreis. Als das Tor in der Nachspielzeit leer stand, versuchte sich Jonas Wirth aus 40 Metern und verfehlte knapp das Ziel.
Spielbericht eingestellt am 11.05.2015 09:39 Uhr