Ein echtes Bamberger Derby stand heute auf dem Programm, die SpVgg Stegaurach empfing die DJK Don Bosco und trotz der räumlichen Nähe trennen beide Mannschaften derzeit Welten, denn dieses Duell bedeutet tabellarisch betrachtet eine Partie zwischen dem Letzten und dem Ersten. Die Hausherren stehen weiterhin tief im Tabellenkeller, wiesen in den vergangenen Partien aber dennoch Fortschritte auf, man präsentierte sich defensiv stabil und konnte durch offensives Pressing auch hochgehandelte Teams wie Abtswind in Schwierigkeiten bringen. Ob dies gegen die bisher schier übermächtigen Wildensorger auch gelingen sollte, daran konnte man seine Zweifel haben. Denn die Elf von Trainer Gerd Schimmer spielte eine hervorragende Serie und eilt momentan von Sieg zu Sieg, weshalb Schimmer vor Beginn der Partie den Dreier auch als klares Ziel formulierte. Dass Stegaurach die Punkte aber einfach so hergeben würde war nicht zu erwarten und so sprach Cheftrainer Ismael Yilmaz auch das Ziel aus, dem Favoriten ein Bein stellen und bissig sein zu wollen.
Den Derbysieg wollten natürlich beide Mannschaften, doch gerade die Hausherren hatten neben der sehr dürftigen Punkteausbeute auch einen personellen Engpass zu bewältigen, was die Aufgabe gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter noch schwerer machte.
H. Kowalsky
Mit viel Dampf ging es in die Partie hinein, vom Anpfiff weg war viel Tempo im Spiel und so sollte es auch schon nach zwei Minuten die erste gute Gelegenheit des Spiels geben, doch nachdem Don Boscos Markus Schnitzer den links startenden Dominik Schütz in Szene setzte, zielte dieser aus zwölf Metern knapp am rechten Pfosten vorbei. Wer vor der Partie dachte, dass sich Stegaurach komplett auf die Defensive verlegen und vor allem tief stehen würde, sah sich in der Anfangsphase aber getäuscht, denn in den folgenden Minuten zogen die Gastgeber ein starkes Pressing auf und schoben ihre Reihen weit in des Gegners Hälfte vor, was bei der DJK für einige Probleme im Spielaufbau sorgte. Die Schimmer-Elf wirkte überrascht und konnte den vielen Ballverlusten in dieser Phase oft nur mit Fouls begegnen, was natürlich Härte in die Begegnung brachte. In der 10. Minute kamen dann auch die Aurachtaler zu ihrer ersten Torchance und diese hätte beinahe das 1:0 gebracht, doch zunächst scheiterte Patrick Braun, der vor Beginn für sein 250. Ligaspiel für die SpVgg Stegaurach geehrt wurde, nach scharfer Hereingabe von Philipp Hörnes an Matthias Kühhorn im Kasten der Gäste, ehe erneut Braun den Nachschuss aus Nahdistanz an den Pfosten setzte. Als Wachmacher für Don Bosco fungierte diese Großchance jedoch nicht, denn auch in der Folge spielte der Underdog munter mit und hielt das Geschehen offen, was der Attraktivität des Spiels natürlich sehr förderlich war. Die Stegauracher Defensive stand derweil gut und vor allem der im ersten Durchgang überragende Christian Ott, der den heute fehlenden Bernd Oberst als Kapitän vertrat, dirigierte seine Nebenleute sehr gut. Ab und an fanden die Gäste dennoch eine Lücke für ein gefährliches Zuspiel, so auch in Minute 20, als erneut Dominik Schütz nach einem schnellen Ballgewinn links am Strafraum freigespielt wurde. Doch der sonst so treffsichere 23-Jährige erwischte heute nicht seinen besten Tag und verpasste auch in dieser Szene aus 13 Metern das rechte Toreck um einen halben Meter. Auch danach sollte sich am hohen Tempo der Partie wenig ändern, es ging munter auf und ab und oftmals fehlte nur ein Schritt, um die nächste Großchance zu ermöglichen. In der 30. Minute aber sollte das Duell seinen ersten großen Aufreger erleben, denn als Stegaurach im Mittelfeld erneut einen Ball gut erkämpfen und schnell in die Spitze zu Patrick Braun spielen konnte, war dieser plötzlich auf und davon, ehe Bambergs Felix Strobler herangerauscht kam und ihn vor dem Strafraum regelwidrig stoppte, weshalb Schiedsrichter Roman Polemkin keine Wahl blieb und die Rote Karte zückte! Wütende Proteste der Gästeakteure, die bei der Balleroberung Stegaurachs ein Foulspiel gesehen haben wollen, doch Polemkin blieb bei seiner Entscheidung und so mussten die Gäste nun für eine gute Stunde in Unterzahl agieren, eine für den Spielverlauf höchst interessante Entwicklung. Don Bosco reagierte wütend und wirkte in den folgenden Minuten entschlossener als noch zuvor, doch der Spitzenreiter hatte in dieser Phase nicht das nötige Quäntchen Glück auf seiner Seite und so scheiterte auch Maximilian Hoffmann nach einem dynamischen Sololauf an Stegaurachs Schlussmann Dominik Neblicht, der dessen Schuss aus zehn Metern stark über den Querbalken lenkte. Die Anzahl der Fouls schoss in dieser hektischen Phase natürlich in die Höhe und so war die Partie nun oft unterbrochen, einige Zweikämpfe jenseits der Fairnessgrenze wurden geführt und der Spielfluss dadurch etwas verlangsamt. Dennoch kamen die Gastgeber in der 42. nochmal zu einer guten Gelegenheit, doch nachdem Braun mit einem weiten Ball geschickt wurde und er seinen Gegenspieler schön verladen konnte, wurde sein Schuss aus 15 Metern gerade noch so geblockt. Im Gegenzug bot sich dann auch den Gästen nochmal eine dicke Möglichkeit, Matthias Hoffs Schuss aus zehn Metern nach weiter Flanke konnte aber erneut Neblicht stark parieren. Wenig später ging es dann aber in die Kabinen und ein hochspannendes Match beim Stand von 0:0 in die Kabinen.
Stöcklein (vo.) machte bei Stegaurach über die linke Seite viel Dampf, Don Boscos Simon Schmoll (hi.) kann ihn hier nicht mehr stoppen.
H. Kowalsky
Mit einem Doppelwechsel bei Don Bosco ging es nach Wiederanpfiff weiter und Schimmer bewies dabei viel Mut, denn mit Stefan Reck und Gabriel Jessen wechselte er zwei Offensivspieler ein und gab damit auch in Unterzahl die Richtung klar vor. Seine Mannschaft hatte dieses Signal offensichtlich verstanden, denn die DJK kam mit deutlich mehr Offensivdrang aus der Kabine und drückte bereits nach wenigen Minuten auf das 1:0, was nun auch in der Luft lag. Nachdem in der 58. Minute ein Kopfball Stefan Recks noch geklärt werden konnte, war es dann eine Minute später doch geschehen, denn nach einem Eckball von Markus Fischer schraubte sich erneut Reck zentral im Strafraum hoch und wuchtete das Leder aus neun Metern per Kopf zur Führung für Don Bosco in die Maschen! 0:1 nun also, Don Bosco wirkte nach der Pause viel zielstrebiger und belohnte sich schnell mit dem Führungstreffer, der offenbar einige Blockaden im Team der Gäste löste. Denn nach diesem Tor fand Don Bosco wieder zur gewohnten Souveränität, die sie in dieser Spielzeit so auszeichnet. Die DJK kontrollierte das Geschehen nun und ließ die numerische Unterzahl für die rund 200 Zuschauer verschwinden, sie ließen das Leder geschickt durch die eigenen Reihen laufen und standen defensiv viel kompakter als noch vor dem Seitenwechsel. In der 64. Minute war die Unterzahl dann auch auf dem Spielberichtsbogen hinfällig, denn Christian Ott leistete sich bereits gelb vorbelastet ein weiteres gelbwürdiges Foul und, weshalb dem Unparteiischen Potemkin erneut keine Wahl blieb und er den zweiten Platzverweis des Tages erteilte. Damit schien die Partie nun schon beinahe vorentschieden, denn Stegaurach merkte man seine spielerischen Defizite in der Folge immer mehr an, die stark ersatzgeschwächte Yilmaz-Elf versuchte sich selbst im Spielaufbau, offenbarte dabei gegen clevere Gäste aber einige Schwächen und fand in den 25 Minuten bis zum Schlusspfiff keine Mittel mehr, um nochmal Torgefahr zu erzeugen, weshalb mit fortschreitender Spieldauer der Sieg für Don Bosco praktisch nur noch Formsache war. In der Schlussphase dieser zuweilen mitreißenden Begegnung boten sich den Wildensorgern natürlich nochmal Räume für Konterchancen und in der 86. Minute hätte Schütz das 2:0 erzielen müssen, doch nachdem er ziemlich frei auf Keeper Neblicht zustürmte und in den Strafraum zog, behielt er nicht die Übersicht um auf den Nebenmann abzulegen, sondern schloss selbst ab und verfehlte dabei das Gehäuse der Hausherren. Nachdem Stegaurach in der Nachspielzeit nochmal einen Freistoß zugesprochen bekam und alle Mann in den gegnerischen Strafraum beorderte, machte es Markus Fischer dann aber besser, denn nachdem der Freistoß abgewehrt und Stefan Reck Fischer mit einem Steilpass auf die Reise schicken konnte, blieb dieser vor dem zurückeilenden Neblicht ganz cool und überwand ihn mit einem trockenen Schuss ins linke Eck zum 2:0! Sekunden vor dem Ende machte Fischer den Deckel also endgültig auf diese Partie und daher war dann wenig später auch Schluss, Don Bosco erkämpfte sich den Dreier und verteidigte damit seine souveräne Tabellenführung.
Letztlich geht der Sieg für Don Bosco in Ordnung, denn die Wildensorger wachten nach mäßiger erster Halbzeit auf und kamen deutlich spritziger aus der Kabine, weshalb sie sich auch schon bald belohnen konnten. Danach war die Begegnung dann auch fast schon entschieden, denn die Gäste waren fortan überlegen und ließen defensiv so gut wie nichts mehr zu. Für Stegaurach steht am Ende wiedermal eine bittere Pleite, obwohl man über weite Strecken wirklich stark gespielt hat und dem Spitzenreiter und ungeahnte Schwierigkeiten brachte. Wäre man noch vor der Pause in Führung gegangen, wäre heute auch sicherlich die Sensation möglich gewesen. Doch es kam wie es kommen musste, der Treffer fiel nicht und nach der Pause wurde die hohe individuelle Qualität bei Don Bosco sichtbar, die das Spiel dann letztlich auch entschied. Für Stegaurach geht das Warten auf den nächsten Sieg somit weiter, nächste Woche beim 1.FC Sand steht das nächste Spiel an, wobei die Aufgabe dort vermutlich nicht leichter als heute sein wird. Don Bosco empfängt am nächsten Spieltag den starken Aufsteiger aus Baiersdorf auf dem heimischen Kunstrasen und man darf gespannt sein, ob der Nimbus der Unbesiegbarkeit auch dann anhalten wird.
Spielbericht eingestellt am 15.11.2014 22:50 Uhr