von Matthias Ley
„Glückwunsch an meinen Freund Thorsten. Abtswind ist der verdiente Sieger, klar herausgespielt mit viel Selbstvertrauen.“ Kleinrinderfelds Trainer Harald Funsch, kurz nach Abpfiff bereits ganz der Gentleman. Und fügt gleich hinzu: „Wobei wir die Vorlagen selbst gegeben haben mit ein paar persönlichen Fehlern, leider. Und haben einfach des 1:2 nicht gemacht. Da wär die Situation da gewesen. Ansonsten in der zweiten Hälfte ein verteiltes Spiel. Nachdem wir dann ein- bzw. mehrfach in Unterzahl gerieten, war natürlich nicht mehr möglich.“
Von Beginn an konnte man Harald Funschs Generalplan deutlich sehen. Bei Balleroberung schnell umschalten, mit wenigen Ballkontakten durchs Mittelfeld und den Abschluss suchen. Soweit die taktische Marschroute. Aber den Aspekt Torabschluss kann man getrost vernachlässigen. Dazu ließen es die Gäste erst gar nicht kommen.
Im Stile einer Spitzenmannschaft fing Abtswind die ersten zaghaften Kleinrinderfelder Angriffsbemühungen vielfüßig ab und wuchtete sich in die Partie hinein. Mit gehobenen Zweikampfwerten zogen die Gäste ihr laufstarkes Kombinationsspiel auf. Auch dosierte Härte führt bisweilen zu Härtefällen. Das Pärchen Pascal Kamolz und Sandro Kramosch beharkte sich schon seit Anpfiff gegenseitig, stets fair. In der 14. Minute kamen beide ins Straucheln. Abtswinds Kamolz hechtete über den am Boden liegenden Kramosch und traf diesen unglücklich an der Schläfe. Blutend und benommen musste Kleinrinderfelds linker Mittelfeldspieler vom Platz. Nach wenigen Minuten konnte er zunächst bis zum Seitenwechsel weitermachen. Spätestens nach einer Viertelstunde lag die Abtswinder Führung förmlich in der Luft. Man konnte sie schmecken, fühlen und dann auch live erleben. Pascal Kamolz schickte Nicolas Wirsching steil. Beim Pressschlag mit Philipp Christ erhielt der Ball einen unangenehmen, kaum einschätzbaren Drall. Kleinrinderfelds Schlussmann handelte etwas unentschlossen, kam zunächst ein, zwei Schritte heraus, zögerte dann einen Moment lang. Abtswinds „Sechser“ reagierte geistesgegenwärtig, setzte nach und köpfte den Ball über den verdutzten Keeper hinweg zum 1:0 aus Gästesicht ins lange Eck (20.). Auch in der Folge zelebrierte Abtswind eine flotte Kombinationssohle aufs großflächige Parkett. Harald Funsch war jedenfalls fürs erste bedient: „So ein Babyfußball! Die langen hin und ihr bleibt weg!“ Es brannte weiter lichterloh im Kleinrinderfelder Strafraum. In der 27. und 28. Minute setzte Pascal Kamolz zwei gute Gelegenheiten über die Querlatte. Jetzt folgte ein popkulturell sehenswerter Auftritt von Boby Paunescu. Abtswinds rechter offensiver Außenbahnflitzer ging bis zur Grundlinie durch, narrte Marcel Böhm und servierte präzise in die Mitte. Mit einem Seitfallzieher der Marke „Tor des Monats“ traf Jürgen Endres unhaltbar zum 0:2. Erst jetzt wachten die Gastgeber langsam aus der Schockstarre auf. Sven Gibfried verlor das Laufduell gegen Dennie Michel. Freistehend zog Kleinrinderfelds Stoßstürmer ab. Bislang kaum geprüft, parierte Abtswinds Schlussmann Florian Warschecha sensationell. Sandro Kramosch setzte den Nachschuss um wenige Zentimeter übers Quergebälk. Keine zwei Minuten später, im Anschluss an einen abgewehrten Eckball, zimmerte wieder Sandro Kramosch den Abpraller neben die Kiste. Die Elf von Harald Funsch war dran am Anschlusstreffer und fing sich prompt das vorentscheidende 0:3 ein. Wieder ging es flach, direkt über die rechte Abtswinder Angriffsseite. Boby Paunescu flankte in die Mitte. Mit ganz viel Gefühl im rechten großen Zeh bugsierte Jörg Otto die Pille auf den mitgelaufenen Pascal Kamolz. Abtswinds Goalgetter nahm die Pille volley und drosch sie unhaltbar für Keeper Marco Reidelbach ins Tor. Abtswind hatte alles im Griff und schaukelte die erste Hälfte routiniert zu Ende. Gerade die Gastgeber waren froh um einige Minuten Verschnaufpause. Harald Funsch wechselte Sandro Kramosch aus und ließ seinen Schützling mit einem sichtbaren Bremsstreifen an der Schläfe und verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus bringen. Auch an dieser Stelle gute Besserung.
Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich eine ausgeglichene Partie. Torchancen waren Mangelware, denn beide Defensivreihen standen sicher. Abtswinds Trainer Thorsten Götzelmann sah leichte Feldvorteile bei den Gastgebern. Mit einem lauten „nicht so offen, Jungs!“ forderte er mehr taktische Disziplin ein, während Harald Funsch alles auf eine Karte setzte und einen weiteren Offensiven aufs Feld schickte. Nach einer Stunde die vorentscheidende Szene: Ein weiter Pass aus dem Halbfeld, ein Albert Fischer, der seinem Kleinrinderfelder Bewacher Bastian Götzfried enteilte, sich nach vorne drückte und den Ball vor dem herauseilenden Keeper vorbeispitzelte. Marco Reidelbach erwischte Albert Fischer am rechten Knöchel und sah als letzter Mann die Rote Karte. Die Messe war gelesen. Es fehlte der Abspann. Kurz vor dem Ende erwischte Tobias Rosenberger den durchgebrochenen Oliver Döring von hinten und wurde ebenfalls mit Glatt-Rot frühzeitig zum Duschen geschickt. Harald Funsch: „Ich beantworte alle Fragen. Nur zur Schiedsrichterleistung sage ich heute nichts“, sprach´s und verschwand zu einer längeren Spielanalyse im Kabinentrakt. Abtswinds Serie hielt. Die Null stand ebenfalls bombensicher. In den wenigen Situationen, die Abtswinds Defensive zuließ, stand Florian Warschecha goldrichtig. Ansonsten ein relativ entspannter Sonntagnachmittag für den Keeper. Und vorne traf schon einer der Mitspieler. Wer das war, war eigentlich egal.
Spielbericht eingestellt am 05.11.2014 13:56 Uhr