Am Platz kann es nicht liegen, dass Stegaurach nach sechs absolvierten Heimspielen noch immer auf einen Treffer wartete. Die eigenen Damen haben’s vorgemacht und in ihrem zweiten Bezirksligaspiel BOL-Absteiger TSG Bamberg mit 10:1 vom Platz gefegt. Was also ist das Problem? An der Einstellung liegt es nicht, wie Trainer Ismail Yilmaz beteuert. „Die Mannschaft ist motiviert. Wenn wir im Vergleich zu letzter Woche noch ein bisschen drauflegen, können wir, denk ich, den lang ersehnten Dreier einfahren.“ Dabei konnte der neue Trainer weitestgehend auf seinen ganzen Kader zurückgreifen. „Alexander Andres befindet sich noch in der Aufbauphase. Zudem fehlen Marius Kraus und der erkrankte Stefan Mühlfriedel. Ansonsten haben wir alle Mann an Bord.“ Dennoch war klar, dass es gegen die befreit aufspielenden Würzburger nicht einfach werden würde. Trainer Falko Hellerich formulierte es kurz und knackig: „Wir haben zwar das Problem, heut nur zwei Auswechsler dabei zu haben, aber wir wollen hier Punkte mitnehmen.“
Patrick Braun (re.) lässt seinem Gegenspieler Jlija Vrdoljak keinen Platz.
Frank Kuwok
Es sollte zunächst so weitergehen, wie es bisher aus Stegauracher Sicht immer bei Heimspielen diese Saison lief: Das Ding will einfach nicht rein. Doch bis es überhaupt soweit kam, hatten die Gastgeber so ihre Probleme, ins Spiel zu finden. Auch die Würzburger kamen zunächst zu keinen nennenswerten Situationen. Viel spielte sich im Mittelfeld ab, wo der Ball ständig den Besitz wechselte. Es dauerte über zehn Minuten, bis der Würzburger Kevin Markert einen ersten Warnschuss abgab (11). Fortan nahmen die Gäste zunehmend das Spiel in die Hand. Man merkte, dass die Würzburger befreiter aufspielen konnten. So bekamen die Zuschauer mehrere schöne Ballstafetten zu Gesicht. Ohne das Leder lang zu halten, spielte der FV zielstrebiger nach vorne, als es die Gastgeber aus Stegaurach taten. Eine schöne Flanke von Marcel Heck landete direkt auf dem Kopf von Mirco Pfeuffer, welcher allerdings keinen Druck hinter die Kugel bekam (16). Stegaurachs erste Chance entstand aus einem Befreiungsschlag und einem gewonnen Kopfballduell von Bernd Oberst. Dominik Stöcklein ging auf die Reise, doch er scheiterte an Gästekeeper Stefan Kunze (21). Kurz drauf probierte es Sebastian Schleicher mal mit einem Fernschuss (23). Doch das sollte es zunächst erst einmal wieder gewesen sein vom Stegauracher Angriffsspiel. Auf der Gegenseite überzeugte Würzburg vor allem durch eine gut strukturierte Spielweise, wodurch sich die Gäste einige sehenswerte Chancen erarbeiteten. Nach schönem mehrfachen Doppelpassspiel über Marcel Heck, Kevin Markert und Lukas Weimer, kam Letztgenannter mit seinem Schuss gefährlich nah an den Kasten (26). Wenig später wurde es nach einer Ecke gefährlich, als der Abpraller direkt auf dem Fuß von Kevin Markert landete, welcher kompromisslos per Dropkick abzog. Doch Dominik Neblich war zur Stelle (30). Stegaurach war bis zu dieser Zeit zu hektisch im Aufbauspiel. Sichere Bälle wurden so oftmals zu leicht durch Langspiel wieder hergegeben. Doch in der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit wurde Würzburg etwas nachlässiger und so kamen die Gastgeber zu Chancen. Sebastian Schleicher nutzte beinahe aus, dass Keeper Stefan Kunze zu weit vorm Kasten stand (34). Kurz darauf fand eine scharf hereingetretene Ecke im Fünfmeterraum keinen Abnehmer (36). Brenzlig wurde es nach einem Freistoß von Bernd Oberst, welchen Stefan Kunze nur abklatschte. Im dichten Gedränge forderten einige Stegauracher Handspiel im Sechzehner, doch Schiedsrichter Thorsten Rössle ließ weiterlaufen (40). Den Abschluss setzten Christoph Rosenberger und anschließend Sebastian Schleicher. Völlig frei erhielt Rosenberger die Kugel auf Rechts, doch sein Abschluss kam ungenau und überhastet (43). Kurz drauf vergab auch Schleicher eine gute Möglichkeit.
Das oft gesehene Duell der Sechser im Mittelfeld: Bernd Oberst (li.) gegen Kevin Markert.
Frank Kuwok
Der zweite Abschnitt begann sofort mit einer Chance für die Gäste. Nach einem langen Ball drückte Michael Schmidt das Leder knapp über den Kasten (46). Doch in der Folge waren es die Gastgeber, welche sich mit viel Leidenschaft mehr Spielanteile erarbeiteten. Zunächst fehlten jedoch die Chancen. Ein gut getretener Freistoß landete beinahe im Tor, weil der Würzburger Leroy Mabikounou um ein Haar unglücklich geklärt hätte (61). Das wäre irgendwie bezeichnend für die Stegauracher Torgefahr gewesen. Doch dass es auch aus eigener Kraft geht, bewies der kurz zuvor eingewechselte Florian Bogensperger. Wie aus dem Nichts schoss der 19-Jährige aus knapp 35 Metern Entfernung auf das gegnerische Tor. Er hatte gesehen, dass Keeper Stefan Kunze wieder zu weit vor seinem Kasten stand. Seine Bogenlampe senkte sich über den Keeper und noch gerade unter die Latte (67). Ein Riesenjubel hallte über den Platz. Ausgerechnet einer der jüngsten brach den Stegauracher Torfluch. Doch offensichtlich wurde dadurch nicht automatisch das Schloss vorm gegnerischen Kasten dauerhaft geknackt. Per Freistoß zimmerte Bernd Oberst das Leder an die Latte. Der Nachschuss von Patrick Braun scheiterte zudem unglücklicherweise, da er einen am Boden liegenden Würzburger Spieler traf (71). Des einen Glück, ist des anderen Leid, oder eben umgekehrt. Denn obwohl bei Würzburg schon lange nichts mehr nach vorne ging, stand es dennoch plötzlich 1:1. Vorausgegangen war ein zugesprochener Freistoß in der Würzburger Hälfte. Manuel Kutz schaltete schnell und schlug einen herrlichen Pass über knapp 40 Meter auf den sich freilaufenden Marcel Heck. Den aufprallenden Ball brachte der Linksaußen schließlich per Kopf über den herauseilenden Dominik Neblicht, welcher in dieser Situation nicht gut aussah (77). Es folgte ein Anrennen auf das Würzburger Tor. Mit einem Punkt wollten sich die Mannen von Ismail Yilmaz heute nicht zufrieden geben. Doch um auf das Anfangszitat von Weltmeister Andreas Brehme zurückzukommen - „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“ Patrick Braun fasste sich kurz nach dem Gegentreffer ein Herz und ballerte das Leder auf den Kasten. Oder muss man besser sagen – an den Kasten. Denn wieder scheiterte Stegaurach am Querbalken (80). Und auch Andreas Schmauser (85) und Dominik Stöcklein (86) brachten die Kugel aus jeweils guten Positionen einfach nicht im Kasten unter.
So blieb es dann beim 1:1. Aufgrund des tabellarischen Unterschieds könnte man von einem Punktgewinn für Stegaurach sprechen. Doch betrachtet man den Spielverlauf, so fehlen am Ende des Tages zwei wichtige Zähler. Trotz des gebrochenen Fluchs hat es nicht sollen sein. Würzburg zeigte vor allem im ersten Abschnitt seine Stärken im Spielaufbau und bei der Ballführung. Nach 30 Minuten ordnete man sich aber zunehmend unter und gewährte den Gastgebern zu viele Chancen. Mit etwas mehr Glück und Selbstvertrauen seitens Stegaurach, hätte sich wohl niemand über einen Heimsieg beschweren dürfen.
Spielbericht eingestellt am 20.09.2014 22:24 Uhr