Vorletzter Spieltag und Abstiegskampf pur standen heute im Aurachtal auf dem Programm, die zweite Mannschaft des Würzburger FV gab ihre Visitenkarte ab und benötige im Kampf gegen den Abstieg jeden Zähler, rangierte man vor der Partie doch mit einem Zähler Rückstand zum rettenden Ufer auf dem ersten Abstiegsrelegationsplatz. Drei Punkte und ebenso viele Plätze weiter vorne fanden sich die Gastgeber wieder, die heute den endgültigen Klassenerhalt festmachen und eine Niederlage verhindern wollten. Alles auf Sieg hieß es dagegen bei den Gästen, die durch einige Akteure aus der Bayernliga-Mannschaft verstärkt wurden und laut Trainer Jürgen Dölling alles andere als einen Dreier als Enttäuschung sehen würden. Man durfte also gespannt sein, welche Mannschaft ihren Plan am Ende durchziehen und als Sieger das Feld verlassen würde.
Dominik Stöcklein (li.) versucht in dieser Szene vergeblich den ballführenden Würzburger Lukas Weimer (re.) am Abspiel zu stören.
Hendrik Kowalsky
Die Partie begann gemächlich, die übliche Phase des Abtastens fiel auch in dieser Begegnung nicht aus, und so schoben sich beide Mannschaften in den Anfangsminuten das Leder ruhig hin und her, ohne viel Risikobereitschaft zu zeigen. Den etwas besseren Eindruck machten dabei die Gäste aus Würzburg, sie wirkten etwas spritziger und versuchten vor allem über die Außenbahnen Tempo ins Spiel zu bringen, doch im letzten Zuspiel fehlte dann zumeist die Präzision. In der zwölften Minute konnte die Elf von WFV-Trainer Jürgen Dölling dann eine Kombination über den linken Flügel abschließen, nach Flanke von Wojtek Droszcz zielte Fazdel Tahir per Volleyschuss vom Elfmeterpunkt aber einen halben Meter über das Gehäuse der Gastgeber. Diese Gelegenheit sollte aber vorerst die einzige Torchance der Gäste bleiben, denn in der Folge offenbarten die engagierten, aber glücklosen Würzburger Schwierigkeiten im Spielaufbau, die Hausherren standen defensiv sehr sicher und hielten das Leder weit vom eigenen Strafraum fern. Mit Ballbesitz tat Stegaurach sich allerdings ähnlich schwer wie die Gastmannschaft, was angesichts der defensiven Grundausrichtung aber auch kaum überraschte, schließlich wäre ein Unentschieden für die heimische SpVgg schon ausreichend und würde den sicheren Klassenerhalt bedeuten. So stand die Elf von Spielertrainer Tobias Eichhorn recht tief, presste erst ab der Mittellinie und versuchte dann mit schnellen Pässen in die Spitze für Torgefahr zu sorgen. Dennoch reichte dieser im Grunde recht simple Plan aus, um den Gästen keinerlei gefährliche Szenen zu ermöglichen, zu umständlich agierten die Würzburger im Spielaufbau, zu viele Zweikämpfe verloren sie im Mittelfeld. In Spielminute 26 sollte dann plötzlich ein Stegauracher Steilpass für den ersten Treffer des Tages sorgen, denn nach einem weiteren Ballverlust am Mittelkreis spielte Spielertrainer Eichhorn einen traumhaften weiten Ball in die Spitze auf den durchstartenden Christian Knorz, der sich plötzlich allein auf weiter Flur befand und auf den bis dahin beschäftigungslosen Würzburger Schlussmann Jan-Peter Grunz zustürmte. Und diese große Möglichkeit ließ Knorz sich dann auch nicht entgehen, denn nachdem er zentral in den Strafraum der Gäste stürmte, schloss er den Angriff mit einem platzierten Flachschuss aus 14 Metern in den Kasten der Gäste zum 1:0 für die SpVgg Stegaurach ab und wurde unter einer Jubeltraube seiner Mitspieler begraben! Mit dem ersten gefährlichen Angriff gingen die Gastgeber also in Führung und bestraften damit einen bis dahin mauen Auftritt der Würzburger, die sich nach ordentlicher Anfangsphase mehr und mehr den Schneid abkaufen ließen und offensiv so gut wie nie für Gefahr sorgen konnten. Auch nach dem Gegentor sollte sich daran wenig ändern, Stegaurach verteidigte weiterhin konsequent und zog den Würzburger Offensivbemühungen durch hohe Laufbereitschaft und ein klares Plus an gewonnenen Zweikämpfen leicht den Zahn, während die Gäste in dieser Phase nicht die richtigen Mittel fanden, um die Defensive der Hausherren um Kapitän Christian Ott zu gefährden. Bis zur Halbzeitpause sollte sich an diesem Bild dann auch nichts mehr ändern, den Gästen ging der unbedingte Wille ab, und dementsprechend einfach gaben sie im Mittelfeld die Bälle her. Da Stegaurach mit der Führung im Rücken nun jegliches Risiko scheute und offensiv auch kaum mehr stattfand, plätscherten die Minuten bis zur Halbzeit mehr oder weniger dahin, weshalb Schiedsrichter Björn Söllner den ersten Durchgang dann auch auf die Sekunde pünktlich beendete und frustierte Würzburger zurückließ.
Würzburgs Michael Dellinger (vo.) hatte auf dem linken Flügel über 90 Minuten einen schweren Stand und wurde oft vom Ball getrennt, in dieser Szene lässt er sich von Christian Knorz (mi.) aber nicht stören.
Hendrik Kowalsky
Bereits nach wenigen Minuten kamen die in blau gekleideten Gäste wieder aus der Kabine und sammelten sich auf dem Spielfeld nochmal, um sich für die zweite Halbzeit und die angepeilte Aufholjagd zu motivieren. Und tatsächlich wirkte die Zweitvertretung des WFV nach Wiederanpfiff auch deutlich bissiger, die Gäste kämpften sich nun in die Partie und wollten das Spiel drehen. Vier Minuten nach Wiederbeginn kamen sie dann auch zu ihrer zweiten Torchance des Tages, denn nach einem weiten Ball auf Droszcz behielt dieser mit dem Rücken zum Tor die Übersicht und legte an der Strafraumgrenze für den mitgelaufenen Lukas Weimer ab. Doch dessen Schuss aus 15 Metern fischte Stegaurachs Schlussmann Dominik Neblicht mit einem herausragenden Reflex noch aus dem Eck und lenkte das Leder um den Pfosten! Neblicht bewahrte seine Mannschaft mit dieser starken Parade vor dem Ausgleich und sicherte zunächst die Führung, doch man merkte nun, dass die Gäste das Spiel mehr und mehr an sich rissen. Dennoch sollte es weitere zwölf Minuten dauern, ehe der WFV zur nächsten Gelegenheit kam, doch nach Freistoßflanke von Fazdel Tahir auf den rechten Pfosten scheiterte Droszcz aus Nahdistanz am erneut stark parierenden Neblicht. Der Ausgleich deutete sich in dieser Phase an, Würzburg baute von Minute zu Minute mehr Druck auf die Stegauracher Defensivabteilung auf, und daher sollte in der 69. Spielminute dann auch der Ausgleich fallen: Nach einer schönen Kombination über mehrere Stationen flankte der kurz zuvor eingewechselte Andreas Zehner vom rechten Flügel in den Strafraum, wo erneut Droszcz bereit stand, Neblicht dieses Mal mit einem Kopfball aus sieben Metern aber keine Chance ließ und die Kugel im linken Eck zum 1:1-Ausgleichstreffer unterbringen konnte! Der Spielstand war also wieder ausgeglichen, doch es sollten noch gut 20 Minuten zu spielen sein, und wenig überraschend begann in der Folge das große Zittern bei den Hausherren. Chancen im Minutentakt sollten aber auch jetzt nicht zu sehen sein, im Gegenteil, den ganz großen Druck konnten die Gäste in der Folge nicht mehr aufbauen, zu oft wählten sie nun den langen Ball als Mittel zum Erfolg, scheiterten damit aber stets an der Auracher Viererkette, die im eigenen Strafraum die Lufthoheit besaß. Erst fünf Minuten vor dem Ende wurde es nochmal gefährlich vor dem Kasten der Gastgeber, denn als Michael Dellinger am Sechzehner für Droszcz ablegte, musste Neblicht den Abschluss von Droszcz nochmal prallen lassen, hatte ihn dann aber im Nachfassen sicher. Diese Szene sollte aber die letzte erwähnenswerte Situation dieser Begegnung sein, denn in den letzten Minuten des Spiels sollte kein Ball mehr seinen Weg vor das Stegauracher Tor finden, weshalb Schiedsrichter Söllner kurz darauf auch die Begegnung beendete und die SpVgg Stegaurach den Klassenerhalt feiern konnte.
Letztlich geht das Remis in Ordnung, Würzburg II hatte im ersten Durchgang vor allem mit sich selbst zu kämpfen und wirkte gedanklich nicht auf der Höhe. Ganz im Gegenteil die SpVgg Stegaurach, die im Mittelfeld die meisten Zweikämpfe für sich entscheiden und bei ihrer einzigen Gelegenheit des ganzen Spiels direkt treffen konnte. In der zweiten Halbzeit zeigten die Gäste dann ihren vor dem Spiel offensiv formulierten Siegeswillen und legten eine Schippe drauf, weshalb sie zu drei sehr guten Gelegenheiten kamen und die dritte dann auch nutzen konnten. Zum Siegtreffer sollte es dann aber nicht mehr reichen, dafür investierten die Gäste in der Schlussphase aber auch zu wenig. Durch dieses Unentschieden hat die SpVgg Stegaurach den Klassenerhalt nun bereits einen Spieltag vor Saisnende perfekt gemacht und sich damit für eine gute Saison belohnt, an deren Ende der Aufsteiger am letzten Spieltag noch zu Viktoria Kahl reisen wird. Die Zweitvertretung des WFV hingegen kann noch nicht durchatmen, ist durch die Ergebnisse der Konkurrenz aber auf den zwölften Tabellenplatz gesprungen und hat damit im letzten Heimspiel gegen Kleinrinderfeld alle Trümpfe in der Hand. Es ist davon auszugehen, dass die Mannschaft von Jürgen Dölling im letzten Spiel erneut den einen oder anderen Akteur aus der ersten Mannschaft ausleihen darf, weshalb der direkte Klassenerhalt für den WFV 2 als wahrscheinlich gilt. Sich dessen sicher sein kann man aber erst nach dem nächsten Wochenende.
Spielbericht eingestellt am 18.05.2014 01:29 Uhr