Die Paralellen der beiden Main-Spessart-Kontrahenten waren vor dieser Partie verblüffend. Nicht nur, dass es sich um die beiden Topteams des Landkreises handelt, sie waren auch in der Landesliga-Tabelle eng beieinander und sind es nun umso mehr. Beide Teams spielten sieben Mal unentschieden, Frammersbach konnte heute auch bei den Siegen gleichziehen. Sowohl die Kaiser- als auch die Mehrlich-Elf wurden am vergangenen Wochenende ordentlich "verprügelt" Frammersbach verlor in Sand 0:4 und Karlburg in Bamberg – na klar… 0:4!
Doch damit nicht genug. Beide Vereine teilen dasselbe Schicksal im Saisonendspurt. Sie müssen an einem Wochenende zusehen und hoffen, dass die Konkurrenz um den Klassenerhalt patzt. Frammersbach ist am vorletzten Spieltag spielfrei, Karlburg zieht am letzten nach. Umso größere Bedeutung kam dem Derby am Samstag-Nachmittag in Karlburg zu.
Als Heimelf und mit drei Punkten Vorsprung auf die TuS lagen die Vorteile leicht auf Seiten der Karlburger. Trainer Kaiser sah im Vorfeld auch das Positive der Situation. Mit einem Sieg käme man dem Klassenerhalt sehr nahe. Doch auch Mehrlich hoffte auf sechs Punkte in den beiden Endspielen. Letztes Jahr siegte die TuS in Karlburg klar mit 3:1. Die robuste Spielweise der Frammersbacher sollte der Trumpf gegen eher spielstarke Karlburger werden.
Dominik Hammer (li,) vom TSV Karlburg hat das Laufduell gegen Christian Huth (re.) gewonnen.
Sebastian Werner
Das so wichtige Spiel begann bei einsetzendem Regen mit gegenseitigem Abtasten. Beiden Mannschaften war die Bedeutung dieser Auseinandersetzung deutlich anzumerken und dementsprechend war man auf Vermeidung eigener Fehler bedacht. Karlburg war bemüht, seine Stärken in die Waagschale zu werfen: Spielkontrolle und Flügelspiel. Szymon Dynia war dabei der auffälligste Offensivakteur der Karlburger. Die erste Chance aber hatte Frammersbach. Die einzige Spitze Ferdinand Weiß kam nach zehn Minuten an den Ball und zog trocken ab, doch Karlburg Keeper Thorsten Legedza konnte per Faustabwehr klären. Die spielbestimmende Mannschaft war aber Karlburg, das viele Ballstafetten zeigte, aber auch noch zu unpräzise agierte. Nach einem Freistoß ging der TSV dann aber in Führung. Bei Dynias Schuss war Frammersbachs Torwart Markus Fischer lange die Sicht versperrt, so dass er den Flatterball nur zur Seite abklatschen konnte. Marvin Schramm reagierte am schnellsten und schob den Ball ins leere Tor. Das Tor war aber so etwas wie der Dosenöffner der Begegnung. Aber die Freude über die Führung genossen die Kaiser-Jungs aber wohl etwas zu sehr, denn kurz darauf musste Legedza bei einem Kopfball aus fünf Metern sein ganzes Können zeigen und fischte den Ball aus dem unteren Eck. Im Gegenzug scheiterte Karlburg in aussichtsreicher Position an Markus Fischer. Endlich entwickelte sich ein Spiel mit Torraumszenen. Nachdem Huth deutlich über das Karlburger Tor geschossen hatte, hatte Dynia das 2:0 auf dem Fuß, doch sein Schuss nach einer abgewehrten Ecke flog nur knapp über den Kasten. Nach einer halben Stunde aber überließ Karlburg den Gästen die Spielkontrolle und lauerte fast ausschließlich auf Konter. An sich kein schlechter Gedanke, da Frammersbachs Stärken nicht in der Spielgestaltung liegen. Jedoch rutschte die Heimelf immer mehr in eine Passivität, die dem Spiel der Hausherren nicht gut tun konnte. Zunächst konnte Frammersbach kein Kapital aus der Situation schlagen, weil lange Bälle auf den eher klein gewachsenen Weiß kein adäquates Mittel waren. Mit der ersten echten spielerischen Aktion gelang dann der in dieser Phase überraschende Ausgleich. Sebastian Kessler schickte Christian Huth auf dem linken Flügel in die Gasse, der schneller als seine Gegenspieler war und auf den völlig freien Weiß legen konnte. Dieser blieb cool und schob den Ball an den Innenpfosten. Von da rollte der Ball über die Linie. Das 1:1 war für die TuS zur Halbzeit äußerts schmeichelhaft, da man kaum ins Spiel fand und auch körperlich nicht präsent genug war. Karlburg drosselte zu sehr das Tempo und musste das 1:1 zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt hinnehmen.
Dominik Hammer (re.) legt hier mächtig Hand an bei Lukas Fröhlich (li.) von der TuS.
Sebastian Werner
Mit neuem Mut kam Frammersbach aus der Kabine. Karlburg hingegen war die Hemmung nach dem unerwarteten Ausgleich anzumerken. Römleins Freistoß, den Fischer sicher aus dem Mauereck holte, war noch das gefährlichste, was Karlburg für lange Zeit zustande brachte. Ganz anders dagegen die Elf von Andre Mehrlich. Aus einer geordneten Defensive heraus wurden die Gegenstöße der TuS immer gefährlicher, vor allem der quirlige Ferdindand Weiß war kaum noch zu halten und schuf durch seine Laufstärke Räume. Nach einem gewonnenen Laufduell, legte er quer auf den aufgerückten "Sechser" Marco Schiebel und dieser traf per flachem Linksschuss zur Führung. Dieser Treffer passte der TuS natürlich optimal ins Konzept. Denn nun konnten sie ihre Kontertaktik perfekt ausspielen. Die nun bärenstarken Innenverteidiger Müller und Geiger ließen kaum etwas anbrennen und vor der Abwehr (seit der Halbzeitpause) räumte Schiebel mächtig auf. Nach einer Stunde war Frammersbach dem dritten und wohl entscheidenden Treffer deutlich näher als Karlburg dem Ausgleich. Der TSV fand den Schalter nicht mehr, nachdem man nach der frühen Führung zu passiv agierte. Christian Huth hätte schon fast für die Entscheidung gesorgt. Nach einem Solo dribbelte er in die Mitte und zog flach ab. Legedza aber war auf dem Posten und konnte den Schuss parieren. Kurz darauf hatte Lukas Fröhlich eine gute Schusschance, zielte aber deutlich zu hoch. Die Karlburger kamen gegen die gute verteidigenden Frammersbacher kaum noch gefährlich in Tornähe und lief zudem noch in brandgefährliche Konter der TuS. Einen solchen nutzten die Gäste zur Vorentscheidung. Huth setzte sich am linken Sechzehner-Eck durch und flankte genau auf Sebastian Kessler, der am langen Pfosten nur noch einnicken brauchte. Erst in der Schlussphase und vor allem nach dem Platzverweis für den erst zur Pause eingewechselten Patrick Geiger, konnte Karlburg noch einmal Druck aufbauen. Dynias Freistoß (80.) und der stramme Schuss des eingewechselten Furkan Balaban (83.) waren dabei die besten Chance der Karlburger. Doch der Sieg der Frammersbacher war am Ende nicht mehr in Gefahr.
Die Niederlage für Karlburg war schmerzhaft und unnötig. Man hatte mit der Führung im Rücken Ball und Gegner beherrscht, ließ zuvor harm- und ideenlose Frammersbacher aber ins Spiel kommen und kassierte die Quittung kurz vor der Halbzeit. Die Mannschaft von Trainer Thomas Kaiser fand nach dem Wechsel nie mehr zur ihrem dominanten Kombinationsfußball, sondern musste anerkennen, dass Frammersbachs Tugenden, Einsatz- und Laufbereitschaft, an diesem Tage denen Karlburgs überlegen waren. Frammersbach verdiente sich den Sieg durch die starke zweite Halbzeit, in der die mannschaftliche Geschlossenheit letztlich den Ausschlag gab.
Die TuS hat es nun wohl selbst in der Hand, am letzten Spieltag in Garitz den Klassenerhalt klar zu machen. 40 Punkte sollten dazu reichen. Für Karlburg dagegen dürfte das Umgehen der Relegation schwer werden. Die Kaiser-Elf muss nämlich nun zum sehr formstarken FC Sand reisen und kann dann am letzten Spieltag nicht mehr eingreifen. Die Sander können befreit aufspielen, da sie wohl so oder so am Ende auf Platz Fünf stehen werden. Frammersbachs Gegner Garitz wird aber wohl noch um den letzten freien Relegationsplatz kämpfen. Ein Sieg gegen Frammersbach ist dafür wohl Voraussetzung. Da könnte Frammersbachs Kontertaktik erneut der entscheidende Trumph werden.
Spielbericht eingestellt am 10.05.2014 20:16 Uhr