Für beide Mannschaften stand heute enorm viel auf dem Spiel. Der heimische TSV Lengfeld konnte mit einem Sieg den Relegationsplatz fast absichern, da man Garitz in Kitzingen kaum einen Erfolg zutrauen konnte. Der Würzburger FV 2 wollte mit einem Dreier die Relegationsplätze verlassen und an Frammersbach und Stegaurach vorbeiziehen.
Beide Trainer hatten sich für ein 4-2-3-1 entschieden. Dies versprach viel Offensivdrang über die Flügel auf beiden Seiten. Sein Offensivspiel musste der TSV aber weiterhin ohne Sebastian Fehrer aufziehen. Auch der gefährliche Igor Mikic konnte im Derby nicht mitwirken.
Beim WFV 2 fehlte Michael Hertlein. Dafür konnte Jürgen Dölling auf zahlreiche Verstärkungen aus dem Bayernliga-Kader bauen. Wladimir Slintchenko und Rene Schäffer bildeten das Innenverteidiger-Paar. Vor der Abwehr strukturierte Benjamin Schömig das Spiel und im zentral-offensiven Bereich trieb Andreas Zehner sein Unwesen. Auch Bayernliga-Keeper Jan-Peter Grunz wurde von dessen Coach Christian Graf in die Zweite abgeordnet.
Ein starker Rückhalt: TSV-Torwart Roman Kölbl fängt einen Freistoß sicher.
Sebastian Werner
Die verstärkte Würzburger Elf nahm von Anfang an das Heft in die Hand und versuchte über die starken Außen Lukas Weimer und Joshua Heberlein gefährlich vor das Tor der Heimelf zu gelangen. Die erste Chance bot sich dem WFV auch schon nach drei Minuten, als Linksverteidiger Philipp Günder zu einem beherzten Solo ansetzte, den strammen Schuss aber etwas zu hoch ansetzte. Lengfeld dagegen wirkte in der Anfangsphase ungeordnet und hatte Probleme mit den quirligen Offensivkräften der Dölling-Elf. Auch Johannes Weidl, einziger Stürmer des WFV, war gut im Spiel und wurde auch gezielt mit langen Schlägen gesucht. Der "9er" legte den Bälle per Kopf auf die Außenbahn, wo die laufstarken Würzburger für mächtig Wirbel sorgten. Nach einer Viertelstunde wurde der Angriffsschwung der Mainauer belohnt. Der TSV Lengfeld ließ sich bei einem Freistoß von der Mittelinie aber auch sehr naiv überrumpeln. Kapitän Manuel Lutz visierte mit seinem lang getretenen Ball den langen Pfosten, wo Andreas Zehner von der schläfrigen Viererkette völlig allein gelassen wurde und nach gekonnter Ballannahme souverän vollstrecken konnte. Lengfeld zeigte sich geschockt und hätte nur wenige Minuten später fast das 0:2 hinnehmen müssen. Wieder brachte Kutz den Ball gefährlich in den Sechzehner und Joshua Heberlein köpfte den Ball aus sechs Metern an den linken Pfosten. Keeper Roman Kölbl war wohl noch mit den Fingerspitzen am Ball. Lengfelds Coach konnte mit dem Spiel seiner Mannschaft bis dato überhaupt nicht zufrieden sein und tat seinem Unmut auch lautstark kund. Während man sich in der Defensive verwundbar zeigte, war man in der Offensive zu mutlos. Der wuselige Peter Endres wurde von seinen Nebenleuten völlig im Stich gelassen und rieb sich in Zweikämpfen mit der vielbeinigen Würzburger Abwehr auf. Das Umschaltspiel nach vorne funktionierte beim TSV überhaupt nicht, auch weil Spielmacher Mario Kölbl einen ganz schwachen Tag erwischte. Über 30 Minuten lang hatte der WFV die absolute Spielkontrolle, doch dann kam der TSV Lengfeld endlich etwas besser ins Spiel. Das erste Hallo-Wach-Signal setzte Peter Endres, der sich um seinen Gegner drehte und aus spitzem Winkel an Jan-Peter Grunz scheiterte. Kurz danach feuerte Mehmet Özcan einen gefährlichen Freistoß auf das WFV-Tor ab. Doch auch dieses Mal war der Bayernliga-Keeper des WFV auf dem Posten und lenkte den Ball über die Latte. Das Spiel war nun deutlich ausgeglichener, doch es mangelte insgesamt an der nötigen Genauigkeit und an technischen Fertigkeiten im Passspiel. Ein niveauvolles Spiel wollte daher kaum gelingen. Die Partie lebte von der Spannung und der Intensität der Zweikämpfe, die gegen Ende der ersten Halbzeit verbissener wurden. In der 40. Minute leistete sich die WFV-Abwehr den ersten Schnitzer. Gerhard Fink bediente Peter Endres, der im Duell mit seinem Gegenspieler im Strafraum zu Fall kam. Die Pfeife des Schiedsrichters blieb trotz Proteste der Lengfelder stumm. Eine knifflige Szene, die auf Grund der Geschwindigkeit beider Spieler schwer zu bewerten war. Auf der Gegenseite köpfte Johannes Weidl einen verunglückten Nachschuss nur Zentimeter neben das Tor. Allerdings schien sich der Stürmer wohl im Abseits befunden zu haben. Doch ob der junge Schiedsrichterassistent gewunken hätte, wäre der Ball ins Tor gegangen, bleibt zumindest fraglich, denn er wirkte in dieser Szene unentschlossen. Kurz darauf war Weidl wieder durchgebrochen, doch der aufmerksame Kölbl rettete an der Strafraumgrenze gegen den Stürmer. Die Führung für den WFV ging vollauf in Ordnung, da man das Spiel über weite Strecken beherrscht hatte und auch die deutlich besseren Chancen aufweisen konnte. Lengfeld war über außen zu anfällig und vorne zu mutlos, um erfolgreich zu sein.
Mitentscheidender Mann: Joker Thomas Hebling (re.) flankt vor dem heranfliegenden Manuel Kutz (li.).
Sebastian Werner
Zu Beginn der zweiten Halbzeit steigerte der TSV nochmals den Einsatz und versuchte nun auch, früher zu attackieren. Auf Grund fehlender Laufbereitschaft gelang dies aber nicht wie vom Trainer gewünscht. Nach einer Stunde "erlöste" Trainer Hochrein den ganz schwachen Mario Kölbl und brachte mit Thomas Hebling einen technisch feinen Linksfuß. Hochrein bewies damit ein goldenes Händchen, denn Hebling verlieh dem Offensivspiel der Hausherren Impulse und war an der Wende maßgeblich beteiligt. Zuvor aber sorgte der WFV selbst dafür, dass ihm das Spiel aus den Händen glitt und der Sieg durch die Finger rutschte. Lengfeld war weiterhin nicht das bessere Team, hatte aber immerhin eine Halbchance bei Dominik Theins Kopfball. Dann aber gingen dem WFV die Nerven durch und die Gäste dezimierten sich selbst. Nach einem zugegebenermaßen harten Foul an Andreas Zehner, der daraufhin auch ausgewechselt werden musste, ließ sich Philipp Günder zu einer Tätlichkeit hinreißen und musste zu Recht vom Platz. Wenig später ging Weidl, der in der "Rudel-Szene" auch Gelb gesehen hatte, zu ungestüm in den Zweikampf und sah die Ampelkarte. In doppelter Unterzahl kippte die Partie nun vollends zu Gunsten der Lengfelder. Doch zunächst wählte die Hochrein-Elf das falsche Mittel. Statt geduldig über die Flügel zu spielen, den Gegner ins Laufen zu bringen und im richtigen Moment in die Spitze zu spielen, versuchte man über lange Bälle auf Endres zum Erfolg zu kommen. Die sichere Abwehr hatte damit kaum Probleme. Doch in Unterzahl schwanden der Bayernliga-Reserve die Kräfte und produzierte zu viele Freistöße in gefährlicher Position. Mehmet Özcan hämmerte in der 81. Minute einen Freistoß aus halbrechter Position an den linken Pfosten. Der Torschrei lag den nun leidenschaftlichen Zuschauern auf den Lippen. Nach einem Ballverlust auf der rechten Seite, fiel dann doch der Ausgleich. Der Ball wurde auf Thomas Hebling durchgesteckt, der scharf vor das Tor des WFV flankte. Peter Endres wurde in diesem Moment völlig alleine gelassen und köpfte aus wenigen Metern ins leere Tor. Euphorisiert berannte Lengfeld nun das Tor von Jan-Peter Grunz. Nur eine Minute nach dem Ausgleich wurde Endres in den Sechzehner geschickt, doch er lupfte den Ball über Grunz hinweg auf die Querlatte. Die Leidenszeit der Lengfelder Zuschauer war damit aber noch nicht beendet. In der letzten Minute der regulären Spielzeit kam Özcan auf dem linken Flügel an den Ball und flankte sofort auf den zweiten Pfosten. Dort kam Rechtsverteidiger Nino Bozesan herangerauscht und brachte es fertig, den Ball aus einem Meter über das Tor zu befördern. Zum Haareraufen! Als nur noch wenige Sekunden auf der Uhr zu spielen waren, drang nochmal Dominik Heckelmann in den Würzburger Strafraum ein und wurde von Andreas Jazev umgerissen. Schiedsrichter Bode entschied zu Recht auf Elfmeter. Peter Endres ließ sich die Chance nicht entgehen und hämmerte den Ball vom Elfmeterpunkt in die Tormitte. Der Unparteiische pfiff das Spiel erst gar nicht mehr an, sondern überließ das Feld den jubelnden Lengfeldern.
Nach dem Schlusspfiff sackten die Würzburger Spieler verständlicherweise in sich zusammen. Sie konnten nicht fassen, dass sie ein Spiel, das sie eigentlich lange Zeit dominiert hatten, am Ende noch aus der Hand gegeben hatten. Undiszipliniertheiten und Ungeschicktheit im Zweikampf führten zur doppelten Unterzahl, die den Lengfeldern den entscheidenden Auftrieb gaben. Dadurch hat der WFV einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt verpasst.
Lengfeld dachte eigentlich, dass ein Sieg die sichere Relegation bedeutete. Doch der SV Garitz, momentan erster Absteiger, gewann überraschend in Kitzingen, so dass der Drei-Punkte-Vorsprung der Lengfelder bestehen bleibt. Umso wichtiger war der Erfolg im Stadtderby gegen die Dölling-Elf. Der 2:1-Sieg war auch ein Sieg der Moral für die in dieser Saison arg gebeutelten Lengfelder, die nun aber Kahl zum Aufstiegsanwärter fahren müssen. Garitz hat dagegen ein Heimspiel gegen die Freien Turner aus Schweinfurt - wohl der leichtere Gegner, auch wenn die FT noch um den Klassenerhalt kämpft. Eins ist aber definitiv sicher. Für Lengfeld bleibt es wohl eine Zitterpartie bis zum letzten Spieltag.
Ein unschönes Nachspiel könnte die Partie in Lengfeld eventuell für den Schiedsrichter haben. Nach Aussagen von WFV-Trainer Dölling soll Sven Bode den aufgebrachten Leroy Mabikounou nach einem vermeintlichen Foul des WFVlers rassistisch beleidigt haben. Dölling gab an, dass der WFV in dieser Hinsicht beim BFV vorstellig werden wird.
Spielbericht eingestellt am 03.05.2014 20:38 Uhr