Die Ausgangslage war klar vor dem Spitzenspiel in der Kräuter Mix Arena: Gewinnen die Gäste nicht, geht der TSV Abtswind aus der Pole Position in die letzten drei Begegnungen. Verlässt die Victoria hingegen den Platz als Sieger, schließt der Aufsteiger nach Punkten zum Klassenprimus auf und könnte den Tabellenführer bei einem gleichzeitigen Ansbacher Sieg in Stegaurach gar vom Thron stürzen. Soweit sollte es aus Abtswinder Sicht freilich nicht kommen. Deshalb schickte TSV-Coach Jochen Seuling die gleiche Elf auf den Platz, die die Reserve des Würzburger FV klar mit 3:0 geschlagen hatte. Auf Bewährtes setzte auch FC-Trainer Muhamed Preljevic, der sein Erfolgsteam im Vergleich zur Vorwoche ebenfalls nicht veränderte. Somit war alles angerechtet für ein echtes Spitzenspiel zwischen dem Tabellenführer und dem Dritten.
Mit vollem Körpereinsatz geht Jürgen Endres an Patrick Farbmacher vorbei.
Alexander Rausch
Doch nicht die Heimelf übernahm das Kommando. Der freche Aufsteiger aus Kahl setzte die ersten Akzente. Mit aggressivem Forechecking störte die Victoria immer wieder den Spielaufbau der Seuling-Elf und zwang sie so zu Ballverlusten, die das TSV-Gehäuse ein ums andere Mal in Gefahr brachten. Und beinahe hätten die Gäste die Abtswinder Unzulänglichkeiten bereits früh genutzt, doch Tim Müllers Schussversuch aus 20 Metern klatschte nur an den Querbalken. Ein erster Warnschuss, der die Gastgeber aber noch immer nicht aus ihrer Lethargie riss. So kam die Victoria nach einer knappen Viertelstunde auch zu einfach zum Führungstreffer. Nach einem erneuten Ballverlust in der Vorwärtsbewegung schickte Dorian Tobollik Bastian Schwalbe auf den rechten Flügel, von wo der Außenspieler unbedrängt Gökhan Aydin bediente. Dieser stoppte das Leder am Strafraumeck, nahm Maß und hämmerte das Runde platziert links unten ins Eckige. Irnes Husic im TSV-Tor war ohne Abwehrchance. Auf der anderen Seite war weiter wenig vom Spitzenreiter zu sehen. Ein Freistoß von Jörg Otto, der zu lange geriet und sicher in den Fängen von FC-Keeper Andreas Wagner landetet, war noch das gefährlichste, was die Heimelf zu bieten hatte. Vielmehr war es erneut die Preljevic-Elf, die für Schrecksekunden unter den einheimischen Zuschauern sorgte. Erst setzte Alexander Grod einen Freistoß aus 40 Metern nur knapp über das Gehäuse, ehe TSV-Schlussmann Irnes Husic einen Schwalbe-Versuch zur Ecke klärte. Der Heimelf fiel nur wenig ein, so dass lediglich Standardsituation für win bisschen Gefahr sorgten. Nach einem Otto-Freistoß legte Sven Gibfried per Kopf für Albert Fischer ab, der jedoch an Kahls Nummer 1 Andreas Wagner scheiterte (34.). Kurz darauf legte sich der Mittelfeldstratege erneut den Ball in zentraler Position zurecht, scheiterte diesmal aber an der Mauer. Doch da aller guten Dinge drei sind, machte sich Jörg Otto auch auf den Weg zur Eckfahne und brachte die Kräuterdörfler per Geniestreich zurück ins Spiel. Den anstatt den Ball an den Fünfmeterraum zu schlagen, schlenzte er in auf den kurzen Pfosten, an dem weder Dorian Tobollik noch Schlussmann Andreas Wagner reagierten und der Ball ohne Berührung im Kahler Netz landete. Zwar waren die Gastgeber nun besser im Spiel, zwingende Torchancen sollten bis zum Pausenpfiff nicht mehr herausspringen, so dass es mit einem letztlich gerechten Remis in die Kabinen ging.
Den Ball im Blick: Jasko Colovic (li.) und Pascal Kamolz.
Alexander Rausch
Im Gegensatz zur ersten Hälfte schienen nun die Hausherren das Zepter übernehmen zu wollen und meldeten sich mit Jürgen Endres umgehend zurück. Doch der Mittelfeldspieler vertädelte eine feine Fischer-Hereingabe kläglich und was noch schlimmer war, der Schein sollte trügen. Denn fortan spielten nur noch die Gäste. Patrick Farbmacher vergab nach zu kurzer Abwehr von der Strafraumkante (48.), Gökhan Aydin setzte das Leder aus zentraler Position neben das Gehäuse (51.). Von Abtswind war nichts mehr zu sehen. Der Tabellenführer hatte große Mühe im Ballvortrag und konnte die gegnerischen Angreifer meist nur durch Foulspiele stoppen. So auch in der 53. Minute, als Gökhan Aydin 25 Meter vor dem TSV-Tor zu Fall kam. Zwar brachte der Freistoß, der in die Mauer prallte nichts ein, doch die Victoria setzte nach, Tim Müller eroberte das Leder 20 Meter vor dem Gehäuse, drang in den Strafraum ein und passte mustergültig auf den völlig blank stehenden Gökhan Aydin, der keine Mühe hatte, einzuschieben (52.). Die verdiente Führung, die den Gästen weiter in die Karten spielte. Allerdings hatten sie auch in der Folge leichtes Spiel, da der TSV offensiv vieles schuldig blieb. So hätte Aydin die Führung gar noch erhöhen können, doch er verzog von der Strafraumkante (59.). Rund zwanzig Minuten vor dem Ende reagierte Jochen Seuling unf brachte mit Shkelqim Kruezi und Constantin Paunescu für die wirkungslosen Przemyslaw Szuszkiewicz und Albert Fischer für die Schlussphase, um wenigstens noch einen Punkt zu sichern. Doch auch dieses Unterfangen sollte nicht gelingen. Vielmehr war es TSV-Schlussmann Irnes Husic, der den Tabellenführer in der Partie hielt, als er gegen den durchgebrochenen Patrick Farbmacher glänzend parierte (78.). Zwar warf Abtswind in der Schlussphase alles nach vorne, stellte mit der Hereinnahme von Christian Eberhardt für Jürgen Endres gar auf drei Spitzen um, Zählbares sprang jedoch nicht mehr heraus. Dafür standen die Kahler zu massiv. Und auch per Standard stellte sich nicht mehr der erwünschte Erfolg. Sven Gibfried vergab in der Nachspielzeit aus 25 Metern die letzte Möglichkeit, doch noch einen Zähler zu retten.
Dieser wäre allerdings auch nicht verdient gewesen. Zu überlegen zeigte sich Kahl in Aggressivität und Zweikampfverhalten. Damit muss der TSV die Spitzenposition nun an Ansbach abgeben, die sich zeitgleich in Stegaurach keine Blöße gaben, und nun auf Platz zwei liegt vor den punktgleichen Kahlern, die das Titelrennen mit dem überraschenden Erfolg wieder spannend machten. Während die Seuling-Elf am kommenden Wochenende zu Hause gegen Sand Wunden lecken muss, gastiert der Vorletzte Lengfeld im Kahlgrund.
Spielbericht eingestellt am 04.05.2014 00:44 Uhr