von Matthias Ley
Nach dem Spiel Österreich gegen Italien bei der WM 1978 fanden Bruno Pezzey und Francesco Graziani den Trikottausch anscheinend zu gewöhnlich: Sie tauschten ihre Hosen.
Am Bierstand erfährt man die frischesten Klimafakten.
Bis kurz vor Anpfiff war nicht eindeutig geklärt, ob auf saftig weichem Grün oder künstlich schmierigem Untergrund gespielt wird. Dementsprechend die Schuhwahl der Aktiven für den Hauptplatz an der Mainau, von „Woodstock-Hurra“ bis zusätzlich Zimmermannsnägel eingebaut. Der heutigen Paarung angemessen: Der Tabellenführer beim Tabellen-14. Wundertüte gegen launische Diva? Weder das eine noch das andere. Die Heimelf tritt personell mit ihrem Stammpersonal auf und bekommt auch gleich die erste Großchance serviert, in Form eines zu kurz gespielten Rückpasses. Keeper Irnes Husic wirft alles in die Waagschale und grätscht das Ding Zentimeter vor Marcel Böhm ins Nirwana. Rüber auf die andere Seite. Jörg Otto spielt weit in die Spitze. Pascal Kamolz zieht an und lupft über den herauseilenden Schlussmann Sebastian Lechner. Abrupt verebbt der Torschrei, denn das Ding flutscht am langen Pfosten vorbei.
Im weiteren Verlauf entwickelt sich ein Hase-Igel-Spielchen mit unterhaltsamem Gruppenrutschen, laufintensiven Zweikämpfen und einem ja doch eben so spielbestimmenden Gast. Gelegentliche Konter der Bayernliga-Reserve runden das sportliche Potpourri geschmacklich brav ab. Der Führungstreffer liegt in der Luft, dann im Netz. Albert Fischer schickt Jürgen Endres. Bis zur Grundlinie geht die hakelige Reise, dann ein flaches Zuspiel in den Rücken der Abwehr. Pascal Kamolz reagiert gedankenschnell, nimmt den Ball an. Mitten in dieser Drehbewegung hakelt ein Würzburger ein und ringt ihn mit vollem Körpereinsatz zu Boden. Jörg Otto verwandelt den fälligen Strafstoß sicher zum 1:0.
Der Treffer ändert wenig am bisherigen Spiel beider Teams. Munter wechselt das Geschehen die Seiten, verharrt mal an einem Fleck (Manuel Kutz' sehenswerte Freistöße um die 20. Minute herum), ändert dann wieder scharf die Richtung und geht mit Michael Seuling rasant die Außenbahn entlang. Seinen Torabschluss (nach einem technisch feinen Solo an drei Gegenspielern vorbei) pariert Sebastian Lechner zur Ecke. Mit fortschreitender Spieldauer dominiert Abtswind immer mehr die Partie. Mitten in diese Wohlfühloase prescht die Heimelf mit zwei blitzsauberen Kombinationen. Zunächst pariert Irnes Husic gegen Andreas Grebe. Dann entschärft das gesammelte Gästekollektiv ein Pfund von Manuel Kutz. Wieder ist es der baumlange, schlaksige Marcel Böhm, der sich um Sven Gibfried herumwindet und aus rund 18 Metern Distanz draufzieht. An einem Verteidigerbein ändert der Ball unkontrolliert die Flugbahn. Irgendwie kommt Irnes Husic noch an die Pille und rettet den knappen Vorsprung in die Kabine.
Abtswinds Trainer Jochen Seuling justiert neu, stellt das taktische Feintuning ein und wäscht das ein oder andere Ohrwatschel aus. Mit entsprechend Dampf gehen die Gäste die zweite Halbzeit dominanter an. Bis kurz vor Schluss wird die Heimelf kaum einen Torabschluss verbuchen können. Bereits im Mittelfeld räumen Jörg Otto, Jonas Wirth und Jürgen Endres gnadenlos ab, funken dazwischen und suchen sofort den Zug in die Offensive. Auf der rechten Außenbahn setzt Michael Herrmann zu einem rasanten Flankenlauf an. Seine Hereingabe landet zielsicher auf Kamolz' Schädel und von dort zum 2:0 im Netz. Den folgenden Gegenangriff stoppt Matthias Brunsch noch wenige Meter vor dem Strafraum. Wieder legt sich Manuel Kutz die Kugel zurecht. Mit viel Schmackes hebt er das Ding über die Mauer. Irnes Husic taucht ab und entschärft den Ball. Unverzüglich wechseln die Vorzeichen. Sven Gibfried fängt einen weiten Ball ab und legt auf die linke Außenbahn. Doppelpass mit Michael Seuling, dann ist der Weg frei für Przemyslaw Szuszkiewicz. Der sieht den gestarteten Pascal Kamolz und passt steil, exakt in den Lauf des Stürmers. Aus 15 Metern fliegt der Ball an Sebastian Lechner vorbei ins lange Eck. Der Deckel ist drauf, umgedreht und zugeschweißt.
In den letzten 20 Minuten erhöht der WFV das Risiko und fängt sich einige brandgefährliche Konter ein. Adressat meist Michael Seuling, jedoch genauso oft auch beim Zuspiel bereits im Abseits stehend. Die letzten Minuten laufen, da spielt die Innenverteidigung Laissez-faire, fairer geht's nimmer. Zuerst spielt Matthias Brunsch direkt in die Füße des eingewechselten Stefan Kunze. Jörg Otto geht dazwischen, bereinigt die Situation auf Kosten eines weiteren Fehlpasses, der erste Schussversuch wird abgeblockt und gleich wieder vor die Füße des Stürmers serviert. Den zweiten Torabschluss hält Irnes Husic.
Die Null steht. Nach vorn geht halt immer was. Das Hinspiel (5:4) war etwas spektakulärer, farbenfroher, doch das heutige Rückspiel hatte seinen ganz eigenen Charme. Und wenn dann die Fans mit dem ersten Vorsitzenden vorneweg nach Mannschaft und Trainer verlangen, dann gratuliert man sich gegenseitig: Wieder einen Schritt weiter bis zum Saisonhöhepunkt.
Spielbericht eingestellt am 01.05.2014 15:08 Uhr