Hätte man vor der Partie das Ergebnis anhand der Tabellensituation beider Mannschaften erraten wollen, so wären die meisten wohl zum Entschluss gekommen, dass die SpVgg Stegaurach nur wenig Chancen auf Erfolg hat. Denn mit 40 Punkten und einem Torverhältnis von 49:19 hatte man den alleinigen Tabellenführer aus Abtswind zu Gast im Aurachtal. Während die Gäste die letzten fünf Spiele siegreich bestreiten konnten und in der bisherigen Saison ohnehin erst einmal verloren, konnte man in Stegaurach vier Spiele in Folge nicht mehr punkten. Dennoch war von schlechter Stimmung oder Ausweglosigkeit nicht die Rede. „Wir wollen es dem Gegner schwer machen und sie ärgern. Natürlich haben wir hier die Topmannschaft der Liga zu Gast, gegen die es schwer wird, wenn sie in Fahrt kommen. Trotzdem wollen wir uns hier gut aus der Affäre ziehen“, so Trainer Tobias Eichhorn. Dass das angesichts des Laufs der Gäste schwer werden sollte, verdeutlichte Abtswinds Mannschaftsbetreuer Gerhard Klotsch. „Wir sind momentan richtig gut drauf und wollen hier natürlich drei Punkte. Schließlich haben wir ja auch erst ein Spiel verloren und diese Niederlage hätte nicht sein müssen.“ Mit breiter Brust hat man in Abtswind auch bereits ein Ziel vor Augen. „Mit 40 Punkten zur Halbserie ist unser Ziel nun auch der Aufstieg. Bis zur Winterpause wollen wir noch so viel wie geht holen und dann haben wir die schweren Spiele alle zu Hause.“ Mit einer Mischung aus starkem Selbstbewusstsein und Mut zur Sensation waren die Zutaten für eine interessante Partie gegeben.
Dicht bedrängt hat Gäste-Keeper Irnes Husic Mühe, die Kugel festzuhalten.
Frank Kuwok
Es dauerte ein paar wenige Minuten, dass sich beide Teams abtasteten. Für Stegaurach musste es zunächst darum gehen, sich gut zu positionieren und den Gegner, wenn möglich, früh zu stören. Das gelang den Hausherren zunächst sehr gut. Die zwei Viererketten wirkten taktisch gut eingestellt und verschoben sich permanent. Auch Abtswind tat gut daran, nicht mit offenem Visier zu agieren. Mit ruhigem Spielaufbau tastete man sich nach und nach mehr an den gegnerischen Strafraum heran. Pascal Kamolz feuerte den ersten Warnschuss der Partie ab, nachdem die anfangs noch etwas unsichere Abwehr Stegaurachs abermals in die Mitte klärte (3). Obwohl sich die Hausherren immer wieder hinten befreien konnten, war kurz nach der Mittellinie meist Endstation mit den Angriffsbemühungen. Zumeist lange Bälle wurden schnell abgefangen und blitzschnell in einen Gegenangriff umgeleitet. So wurde es nach einem Abwehrfehler von Oliver Riley brenzlig, doch Benedikt Leicht war im letzten Augenblick zur Stelle (12). Wenig später kam aber jede Rettung zu spät. Jürgen Endres brachte von links eine passgenaue Ecke auf den Kopf von Peter Mrugalla, welcher eiskalt einköpfte (15). Auch im Anschluss kamen die Gäste gefährlicher vor das Tor. Einen abgefälschten Schuss von Jürgen Endres konnte Dominik Neblicht super parieren (19). Stegaurachs Marius Kraus sorgte für die erste ernsthafte Angriffssituation. Sein Solo endete kurz vorm Sechzehner durch eine Bedrängnis von Daniel Hey. Schiedsrichter Philipp Silvestri entschied auf eine faire Balltrennung. Abgesehen von einem Fernschuss von Dominik Stöcklein (29), kamen die Hausherren in den nächsten Spielminuten aber nicht weiter gefährlich vors Tor der Gäste. Dafür sorgte auf der anderen Seite eine weitere starke Einzelaktion für den Führungsausbau. Jörg Otto schnappte sich den Ball im Mittelfeld, ehe er auf Jonas Wirth ablegte. Eine schnelle Bewegung und ein passgenauer strammer Schuss später, und es stand 0:2 (33). Nur eine Minute später rettete Christoph Rosenberger mit vollem Körpereinsatz vor einer möglichen Vorentscheidung. Im eigenen Angriffsspiel keimte nach einem Schuss von Marius Kraus, bei dem sich Gäste-Keeper Irnes Husic das erste Mal so richtig strecken musste, wieder etwas Hoffnung auf (40). Kurz vor Abpfiff der ersten Halbzeit hatte es Schiedsrichter Silvestri abermals mit einer strittigen Situation zu tun. Tobias Eichhorn und Michael Herrmann gerieten im Sechzehner aneinander, woraufhin Stegaurachs hängende Spitze fiel. Wieder blieb der Elfmeterpfiff aus.
Stegaurach gab sich nicht auf und versuchte oft über Marius Kraus (re.) nach vorn zu stoßen. Hier versucht ihn Przemyslaw Szuszkiewicz daran zu hindern.
Frank Kuwok
Trotz der souverän ausgespielten Führung der Gäste hatte man als Beobachter nie das Gefühl, als sei das Spiel bereits entschieden. Abtswind hatte das Spiel über die gesamte Zeit im Griff, machte den Sack aber nicht zu. Auch anfangs der zweiten Halbzeit ähnelte sich zunächst das Bild. Przemyslaw Szuszkiewicz spielte einen schönen Pass in den Lauf für Pascal Kamolz, welcher frei zum Schuss kam, aber das Leder nicht versenkte (47). In der Folge begann das Spiel sich zu ändern. Stegaurach wurde zunehmend offensiver und Abtswind konterte hin und wieder. Allerdings kamen die Hausherren zunächst meist über Standards in Torgefahr. Aus guter Freistoßposition zielte Bernd Oberst direkt auf den gegnerischen Keeper (49). Zwei Ecken (49. und 52.) brachten auch nicht den erwünschten Erfolg. Nach bereits über einer Stunde geriet wieder ein Stegauracher im Sechzehner zu Fall. Diesmal war es Christoph Rosenberger, welcher von Michael Herrmann gestoppt wurde. Der ausgefahrene Arm des Verteidigers genügte Schiedsrichter Silvestri abermals nicht für einen Elfer. Kurz darauf kamen auch mal wieder die Gäste in Schussreichweite. Jonas Wirth und Pascal Kamolz versuchten ihr Glück – erfolglos (66. und 67.). Nachdem auf der anderen Seite eine gute Aktion von Dominik Stöcklein, welcher scharf auf Christian Knorz gab, ebenfalls keine Früchte mit sich trug (73), klatschte ein Schuss von Gästestürmer Peter Mrugalla an die Latte (77). Die weiter aufrechterhaltene Chance auf einen Punkt und die teils euphorische Stimmung an der Seitenlinie, peitschten Stegaurach nun nochmals richtig nach vorne. Tobias Eichhorn startete einen Blitzangriff aus dem linken Mittelfeld. Sein Traumpass kam genau in den Lauf von Christian Knorz und den herauseilenden Gäste-Keeper Irnes Husic. Durch das energische Nachsetzen des Jokers kam Christos Makrigiannis an den Ball, welcher nur noch einschieben brauchte (82). Nun warfen die Hausherren alle Mann nach vorne und Abtswind schaffte es kaum noch, sich zu befreien. Stegaurach zeigte deutlich mehr Einsatz und den Willen, noch etwas zu reißen. Und dann kam es das vierte Mal zu einem Fall im Strafraum der Gäste. Diesmal entschied Silvestri auf Foul gegen Tobias Eichhorn (89). Die Stimmung kochte und die Spannung war grenzenlos. Entgegen den ungeschriebenen Fußballgesetzen schnappte sich der Gefoulte selbst die Kugel. Zielsicher lief er an, schoss und scheiterte an der Fußspitze von Irnes Husic. Sichtlich geknickt musste sich die SpVgg so doch geschlagen geben.
In einer spannenden Partie zeigte Abtswind in den ersten 45 Minuten, warum sie sicher auf Platz Eins stehen. Mit sehr viel Ruhe und Souveränität erspielte man sich eine sicher geglaubte Führung. Dennoch muss man feststellen, dass trotz des deutlichen Tabellenunterschiedes eine Halbzeit nicht ausreicht. Mit viel Leidenschaft nahm Stegaurach im zweiten Abschnitt den Kampf besser an und kratzte an einem Überraschungspunkt, der am Ende sogar verdient gewesen wäre.
Spielbericht eingestellt am 02.11.2013 20:29 Uhr