von Harald Riegler
Nichts für schwache Nerven war die Schlussphase des Gastspiels der SpVgg Ansbach beim FT Schweinfurt zum Vorrundenende. Drei Ampelkarten kassierten die Ansbacher in den letzten acht Minuten einschließlich Nachspielzeit und schafften dennoch in zweifacher Unterzahl den 2:2-Ausgleich und damit das Unentschieden, das mehr als gerecht war und den Gastgebern sehr schmeichelte. Für diese endete damit die Siegesserie von sechs Erfolgen am Stück, während die Ansbacher nun seit sechs Spielen ungeschlagen sind.
Die von den Gastgeber angegebenen 250 Zuschauer konnten nach dem Schlusspfiff des konsequent leitenden Schiedsrichters Sebastian Demel aus dem oberfränkischen Küps nahe Kronach mit der Gewissheit nach Hause gehen und/oder fahren, einem nicht alltäglichen Fußballspiel an einem sonnigen und warmen Oktobersamstag beigewohnt zu haben. Sieben Verwarnungen und drei Ampelkarten sind eine nicht alltägliche Ausbeute in einer Partie, die nie die Grenzen der Fairness überschritt und sich auf normalem Standard abspielte. Wenn da eben nicht die Schlussphase gewesen wäre!
Von Beginn an beherrschte die SpVgg Ansbach die Begegnung gegen die Gastgeber, die nach sechs Siegen am Stück zwar mit breiter Brust auftraten, aber dennoch auf eine abwartende Defensivtaktik mit Kontern setzten. Dies überraschte doch ein wenig den interessierten Zuschauer, aber am Ende ging die Taktik des Trainer-Oldies Ernst Gehling (seit 1991 Trainer des FTS) mit dem Punktgewinn auf. Die Gäste ließen über weite Phasen der Partie den notwendigen Esprit vermissen, der von Nöten gewesen wäre, den dichten Abwehrwall zu sprengen. Kam aber dann doch etwas auf das Tor der Gastgeber, dann bestätigte der junge Keeper Simon Mai (18) seine gute Form der letzten Wochen. Bastian Weiß und Christoph Hasselmeier mussten anerkennen, dass ihr Visier noch nicht richtig eingestellt war, um den jungen Goalie zu gefährden.
Auf der Gegenseite verlebte SpVgg-Keeper Florian Körner einen ruhigen Nachmittag und nicht nur er war mehr als überrascht, als der erste Schuss der Gastgeber auf das Ansbacher Tor auch das 1:0 bedeutete. Sebastian Ziegler hatte von rechts geflankt, zwei SpVgg-Akteure gaben eine mehr als unglückliche Figur beim Abwehrversuch ab und so stand Michael Mantel 18 Meter in halblinker Position vor dem Tor völlig frei, nahm das Leder mit seinem linken Fuß volley und versenkte es unhaltbar im langen Eck des Ansbacher Tores. Mantel sorgte so für lange Gesichter auf Seiten der überlegenen Ansbacher, die ob dieser Effizienz der Gastgeber nur kopfschüttelnd staunen konnten.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit wechselte SpVgg-Trainer Fredi Skurka Michael Weiß ein und setzte so noch mehr auf Offensive. Weiß und sein Namensvetter Bastian scheiterten dann auch drei Minuten nach dem Wiederanpfiff an FT-Keeper Mai, der kurz darauf gegen Bastian Weiß eine brenzlige Situation bereinigte. In der 54. Minute gab es dann ein seltenes Erlebnis im Landesligabereich: FT-Kapitän Florian Riegel musste wegen eines Wadenkrampfes behandelt werden! Dies veranlasste die Gastgeber, noch mehr auf die Defensive zu achten und auf Konter zu setzen. In der 69. Minute hätte einer davon fast zum Erfolg geführt, doch der FT-Akteur schien von der plötzlichen Nähe des gegnerischen Tores so überrascht, dass er die große Chance kläglich vergab. Dies rächte sich in der 73. Minute in Form des mehr als verdienten Ansbacher Ausgleichstreffers. Bastian Weiß hatte seinen Namensvetter Michael mit einem tollen Zuspiel in Szene gesetzt und dieser nutzte die Chance eiskalt.
Die SpVgg Ansbach spielte weiter auf Sieg, nahm mit Ewonga noch einen weiteren Angreifer in die Formation und stellte damit in der Abwehr auf Dreierkette um. Und dies nutzten die Gastgeber in der 86. Minute zu ihrem Führungstreffer, dem zweiten ernsthaften Schuss auf das Ansbacher Tor! Der gelbvorbelastete Michael Gassner konnte Patrick Geißler nur auf Kosten eines Freistoßes stoppen und sah die Ampelkarte. Michael Mantel nutzte den Freistoß aus 22 Metern halbrechte Position und zirkelte ihn mit seinem linken Fuß flach in die Ecke, unhaltbar für Körner im SpVgg-Tor! SpVgg-Kapitän Christoph Hasselmeier hatte danach das Bedürfnis, dem Schiedsrichter noch ein paar taktvolle Worte mit auf den Weg zum Anstoßkreis zu geben und da er auch schon gelbbelastet war, war das Spiel für Hasselmeier vorzeitig beendet.
So standen nun nur noch neun Ansbacher auf dem Feld, lagen mit 1:2 zurück und haderten mit ihrem Schicksal beziehungsweise ihrer Großzügigkeit ob der ungenutzten Feldüberlegenheit. Aber irgendwie schienen die Spieler an der Ehre gepackt und überwanden ihren inneren Schweinehund. Mit welchem Einsatz und welcher Dynamik dann die neun Ansbacher die elf Schweinfurter in deren Hälfte zurückdrängten und auf den Ausgleich stürmten – Hut ab vor dieser tollen Moral! Die Gastgeber verloren jegliche Ordnung im Defensivverbund und Orientierung auf ihrem Sportplatz und so belohnten sich die Gäste in der 92. Minute mit dem mehr als verdienten Ausgleich: Eine Flanke kam irgendwie in den Schweinfurter Fünfmeterraum, Bastian Weiß stand goldrichtig und drückte das Spielgerät über die Linie. Dass dann auf dem Weg zum Anstoßkreis Ansbachs Sven Hendel mit einem Fußballschuh in der Hand eine Unterhaltung mit dem Schiedsrichter führte mit dem Ergebnis, dass Hendel innerhalb von Sekunden erst Gelb und dann Gelb-Rot sah. Acht Ansbacher mussten dann noch gute drei Minuten lang zittern und eine kleine Eckballserie über sich ergehen lassen, ehe der Punktgewinn feststand. Allerdings ist das Unentschieden mehr in die Kategorie „verschenkte Punkte“ einzuordnen, denn nach dem Spielverlauf mit der Ansbacher Feldüberlegenheit hätte eigentlich am Ende ein „Dreier“ zu Buche stehen müssen.
Spielbericht eingestellt am 27.10.2013 11:02 Uhr