von Matthias Ley
„Das wird nicht passieren, denn die Spieler haben so eine Grundspannung wie bei einem EM-Halbfinalspiel gegen Argentinien“ (Mehmet Scholl vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Irland auf die Frage, ob die Spieler das Spiel zu leicht nehmen könnten)!
In den letzten Wochen duellierte man sich erfolgreich mit der Creme de la Creme der Landesliga. Heute gastiert die Rote Laterne in der Kräuter-Mix-Arena. Die Zeit ist vollreif für klare, warnende Worte von TSV-Trainer Jochen Seuling. Und die fallen, klar, fundiert, auf den Knackpunkt konzentriert. Das geflügelte Wort vom Spiel, welches vor Anpfiff bereits birnentechnisch klar gewonnen ist, bereitet ihm latenten Kopfschmerz, der weiter gegeben werden möchte an die Protagonisten auf dem Platz. Dementsprechend entfaltete sich sofort eine deutliche Rollenverteilung: Die Gäste standen tief defensiv gestaffelt, harrten der Dinger, die da auf sie zurollten. Abtswind zog ein variables, flexibles Angriffsspiel auf. Spielwitzige Typen wie Boby Paunescu, Michael Seuling, ein wuseliger Jonas Wirth nutzten die gesamte Spielfläche aus, suchten die Lücke im Deckungsverbund für die beiden Knipser. Mrugalla zusammen mit Kamolz in der Startaufstellung: Da warf der Trainer nonchalant den Fehdehandschuh Richtung Michael Hochrein und der Schachzug griff gleich zum 1:0. Bereits in der zweiten Minute bekamen die Gäste die Pille nicht aus dem eigenen Strafraum. Im Aufbau verlor Sebastian Markert die Kugel an Jonas Wirth, direkt weiter auf Pascal, Abschluss angetäuscht, dann doch abgezogen und rein ins Eckige. Keeper Roman Kölbl war noch dran, jedoch nicht entscheidend.
Traumstart für den Tabellenführer, der den Druck unverändert hoch hielt. Wobei sich vor allem Lengfelds rechte Defensivseite als Achillesverse entpuppte. Sandro ließ mehrere Gegenspieler statistisch stehen und zog aus 15 Metern einfach mal ab. Die Kugel zischte recht knapp am kurzen Pfosten vorbei ins Aus. Wenig später stoppt eJörg Otto einen Gegenangriff. Der Ball wanderte weiter zu Sandro, kurz auf Peter Mrugalla. Peter ging auf den Gästekeeper zu, ließ noch einen Verteidiger ins Nirwana grätschen und zog aus kurzer Distanz ab. Mit einer Glanzparade parierte Lengfelds Keeper die Großchance.
Es überraschte etwas, dass Michael Hochrein den Tabellenletzten mitspielen ließ. Vielleicht die falsche Taktikwahl gegen den offensivstarken Tabellenführer. Auf der anderen Seite warf der frühe Treffer selbst jedwede taktische Vorgabe über den Haufen. Da machste als Coach nicht viel dagegen. Das ist simpel höhere Gewalt. Quasi ein hartes Kantholz direkt vor die Stirn. Erst mit der Verletzung von Sandro Wolf, dem folgenden Wechsel, kam so etwas wie ein Bruch ins Abtswinder Spiel. In der Folge verflachte die Partie etwas. Tabellenprimel lag vorne, die Rote Laterne hatte „amal a“ Gelegenheit bei einem ruhenden Ball. Erhard Fink drosch das Ei aus gut und gerne galaktischer Entfernung Richtung Schwimmbadeck. Irnes Husic tauchte vorsichtshalber ab und bugsierte das Kunstleder Richtung Hardcore-Fans. Schon ging es wieder in die andere Richtung. Es wurde ruppiger mit zwei Gelben Karten. Die Hochreintruppe versuchte, endlich in die Zweikämpfe zu kommen und grätschte bisweilen am Ziel vorbei. Dann kühlte sich das Gemüt ab und schlich in die Kabine.
Die erste Chance nach Wiederanpfiff vertändelte der eingewechselte Igor Mikic. Abtswinds Keeper Irnes Husic machte geschickt den Weg eng und entschärfte die Riesenchance zum Ausgleich. Dann übernahm wieder die Seuling-Truppe das Kommando auf dem Platz. Vor allem im Mittelfeld waren die Gäste deutlich im Hintertreffen. Spätestens mit der Hereinnahme von Jürgen Endres kam noch einmal ein Tick mehr Spielwitz ins Portfolio. Vom Ergebnis her zwar denkbar eng, vom Spielverlauf klar und deutlich: Abtswind hatte die Hochrein-Elf unter Kontrolle. Mehr nicht, denn Mitte der zweiten Hälfte drängte man – unnötigerweise – aufs 2:0, mit der Brechstange, anstelle des so Erfolg versprechenden Floretts. Mit risikoreichen, weiten Pässen sollte Pascal Kamolz in Szene gesetzt werden. Die folgenden Ballverluste geriet zum Bumerang. Diese Konter gingen bis vor den Heimstrafraum. Spätestens dann war Feierabend. Sven Gibfried und Michael Herrmann waren stets Herren der allgemeinen Lage. Zum Ende hin erarbeiteten sich die stets kämpfenden, nie aufsteckenden Gäste einige Standardsituationen. Bei einer Ecke köpfte der Ex-Abtswinder Nino Bozesan relativ knapp am langen Pfosten vorbei ins Aus. Jawohl, bei solch einem krummen Ding kann immer mal etwas durchrutschen. Stattdessen klatschte Abtswind den Deckel oben drauf. Jörg Otto passte auf Jonas, weiter zu Boby Paunescu, direkt steil weiter auf Pascal Kamolz, der die Pille wieder verlor. Jürgen Endres eroberte den Ball zurück, und startete Richtung Tor. Noch einen Verteidiger ließ er aussteigen, zudem den Torwart umkurvte er und dann aus zwölf Metern ins leere Tor, rein damit zum entscheidenden 2:0. Den folgenden strammen Freistoß eines Lengfelders kann man vergessen. Die Partie endete unmittelbar danach.
Erwarteter Ausgang des ewig klassischen Duells, des Underdogs beim Tabellenprimus. Mal wieder gewann der Goliath. Zumindest bekam der David nicht die Büchse voll.
Spielbericht eingestellt am 19.10.2013 21:23 Uhr