von Matthias Ley
„Wenn zwei Ochsen zum Kopfball-Duell hochsteigen, dann kommst Du nur schwer an den Ball“ (Augsburgs Manager Stefan Reuter über seinen unglücklich agierenden Keeper Alexander Manninger beim Gegentor von 96-Profi Artur Sobiech).
In die Schar der passivierten Edeljubler mit metallener Stehhilfe wächst an.
Wenn Sebastian Otto und Pascal Kamolz nebeneinander an der Bande lehnen, sieht man zunächst lediglich einen Wald an Krücken. Abhilfe schafft hier die neue Pressetribüne. Noch relativ spartanisch eingerichtet. Ein eigener Kühlschrank wäre schon topp. Auch das Catering lässt zu wünschen übrig, was durchaus erlaubt ist, das Wünschen. Auf den Barhockern fehlt das Hasenfell. Wenn man so drüber nachdenkt: Eigentlich fehlen die Hochstühle komplett. Was soll´s. „Wer hat Kerm? Mir hamm Kerm!“ Dramaturgisch erfüllt die Partie vollauf den extrem hochgeschraubten Erwartungshorizont. Abtswinds Kerwaoffensive baut sich allmählich auf. Von Minute zu Minute werden die defensiven Probleme bei den Gästen größer. Gerade in der Innenverteidigung. „Da hast Du zur Halbzeit keinen Bock mehr, wenn Du so was siehst! Die rutschen planlos rum!“ (So ein Gästeakteur nach Abpfiff). In der 15. Minute spielte Peter Mrugalla seinen Rechtsaußen Boby Paunescu frei. Abtswinds Routinier ging allein auf WFV-Torwart Stefan Kunze zu. Leicht abgefälscht strich der Ball am langen Pfosten vorbei. Wenig später ging der Schuss in die andere Richtung. Bei ausgeglichenen Spielanteilen traf Tobias Rosenberger zum 0:1. Ein simpler Einwurf, weiter auf Tobias, der sich in der Folge nur ungern vom Ball trennte. Von ganz weit links außen zog der Würzburger Premiumstürmer in den Strafraum, narrte Sven Gibfried und zog überlegt flach ab. Sehr spät bemerkte Keeper Irnes Husic den Ball. Da zappelte er auch schon im Eckigen.
Doch das Kontra folgt auf dem Fuße. Daniel Hey brachte einen ruhenden Ball (halbrechts, wenige Meter nach der Mittellinie) direkt vors Tor. Sandro stoppte, Peter agierte reaktionsschnell und drosch die Pille unhaltbar zum Ausgleich rein. Wiederum ein WFV-Konterkonter, der allerdings bei Michael Herrmann landete. Direkt weiter auf Jonas Wirth, zum zentral postierten Jürgen Endres, den indisponierten Andreas Jazev stehen lassen und weiter zu Peter. Abtswinds Stoßstürmer ging allein auf den Keeper zu, umkurvte diesen und schloss flach ab. Auf der Linie rettete Felix Eberhardt. Kurz darauf eroberte Jürgen Endres den Ball und passte sofort in die Spitze. Peter zog ab und traf ins lange Eck. Vom Anstoß her wackelte die Gästeabwehr. Ein verunglückter Rückpass verlockte. Peter ging in den Pass und fand in Schlussmann Stefan Kunze seinen Endgegner. Und die macht man nicht mal eben so platt. Meist gewinnen die, ob bei Mario Kart oder beim Fußball. Abtswind erzeugte Druck und wurde belohnt. Kurz vor dem Seitenwechsel flankte Sandro Wolf zentral vor den Gästekasten. Mit dem rechten Schlappen angenommen, auf links gelegt und dann doch unerwartet diametral getroffen. Peter erzielte einen lupenreinen Hattrick.
Zur Halbzeit köchelte es dezent in der Gästekabine, eher leise, auf kalter Flamme. Die ist bekanntlich recht hochprozentig. Doch mit Wiederanpfiff spielte nur ein Team. Abtswind kreierte Chancen am Fließband. „Ein 12:6 war heut drin“ (WFV-Akteur). Teils hochkarätig sezierten Boby Paunescu, Sandro Wolf und Peter die Gäste Viererkette (im Folgenden die gastlichen Vier genannt). Immer öfters zog Außenverteidiger Daniel Hey an. Einen geschickt getretenen Eckstoß (von Michael Seuling scharf in den 5-Meter-Raum getreten) köpfte Abwehrrecke Sven Gibfried zum 4:1 ins lange Eck. Im direkten Gegenzug zwang ein Flatterball Sandro Wolf zu einem Eigentor. Sein Höneß-Gedächtnis-Hinterkopfball flog am verdutzten Irnes Husic vorbei ins Tor. Wieder rüber, denn die Partie verlangte den Zuschauern das Letzte ab. Dagegen wirkte Tennis wie Slow-Motion im Altersheim. Michael Seuling zog über links eine Spur verwirrter Gegenspieler. Im Strafraum ein kluger Pass auf den mitgelaufenen Sandro Wolf. Dessen Direktabnahme strich um Zentimeter am langen Pfosten vorbei. Kurz darauf überlupfte Peter Mrugalla Würzburgs Schlussmann und traf lediglich die Latte. Chancen für drei Spiele. Das rächte sich postwendend. Andreas Grebe traf direkt zum Anschlusstreffer. Wieder im nächsten Gegenzug eine klasse Kombination, fast schon „prima“ zu nennen. Jürgen auf Boby, kurz auf Peter, durch drei Mann durchgesteckt. Im Vorwärtsstürmen schüttelte Daniel seinen Schatten ab. Ein niederträchtig unerwarteter Arschwackler und mit dem linken Schlappen ins Eckige. Da bebte die VIP-Tribüne. Ein Riesenspiel mit Torraumszenen wie am Fließband. Meistens für die Heimelf, wie im Liveticker nachzulesen.
Die Schlussphase hatte es noch mal in sich. Zunächst kam Tobias Werner Mittelfeldmotor Jürgen Endres und kegelte sich gleich darauf mit der glatt roten Karte in die Kabine. Übermotivation an der Mittellinie. Da steckte vermutlich noch der verschossene Elfer in Neustadt im hinteren Gemächt. Mit einem Mann weniger gab Abtswind weitestgehend die Partie aus der Hand. Pressing nicht mehr möglich. Die Konter verfingen sich spätestens in den Armen von Stefan Kunze. Immer wieder dieser Teufelskerl. Spätestens mit dem 5:4 durch Rene Schäffer gewann die bisher latent aufkommende Spannung eine neue, höhere Definition. In den letzten Minuten probierten die Gäste noch einmal alles. Doch Abtswinds vielfüßige Defensive hielt dicht.
Wer eine Partie so im Griff hat, sollte am Schluss nicht so zittern müssen. Aber das ist halt das Kermspiel. Es war noch nie einfach, das Festzelt im Blick, zur Dunnerkeil-Kerm zu bestehen. Für die Heimelf, wie für die Gäste. Allmählich entwickelt sich die Kräuter-Mix-Arena zum thrilligen Alptraum für Gästetrainer.
Spielbericht eingestellt am 05.10.2013 19:47 Uhr