Für die Neudrossenfelder war das Eröffnungsspiel zur neuen Bayernligasaison im hundertsten Jahr des Bestehens etwas ganz Besonderes – nicht nur wegen der zu erwartenden großen Zuschauerkulisse. Dabei waren auch die organisatorischen Voraussetzungen bestens. Die neue Sitztribüne wurde fertiggestellt, die Videoleinwand kam wieder zum Einsatz und auch sportlich stimmte es, nachdem die Mannschaft zuletzt beim 3:1-Pokalsieg im Dampfach überzeugen konnte. Aber die Münchberger waren ein gefährlicher Gegner, auch wenn die Mannschaft von Markus Bächer wohl länger auf ihren Torjäger Thorsten Lang verzichten muss. Der Aufsteiger ließ in der Vorbereitung keine Anzeichen erkennen, dass die Euphoriewelle bereits abgeebbt ist und die Sorgenlosigkeit in der Außenseiterrolle spielte eher dem Neuling in die Karten, während die Gastgeber liefern mussten.
Ziemlich ausgepufft: Pascal Vuckov (re.) bearbeitet Ball und Gegner.
Hans-Jürgen Wunder
Wie von Trainer Andreas Baumer kurz vor der Partie angekündigt, begannen die Neudrossenfelder sehr druckvoll, verzeichneten aber keine klaren Möglichkeiten. Freilich sprach die Körpersprache zunächst für die. "Ich habe das in der Halbzeit auch angeschlossen, dass die Gastgeber mit allem in die Zweikämpfe reingehhen, was sie haben, wir ab und zu aber zögerlich gewirkt haben", bekannte Gästecoach Bächer. Freilich hatte seine Mannschaft die erste gute Einschusschance. Als die Münchberger einen Freistoß aus 20 Metern Mittelposition zugesprochen bekamen, scheiterte David Wich aber an der Mauer. Die Eintracht-Nadelstiche hatten es anschließend durchaus in sich, aber es fehlte die letzte Entschlossenheit. So etwa, als sich Pascal Vuckov über links durchgesetzt hatte, David Wich am zweiten Pfosten aber nur einen mäßig gefährlichen Flugball aus acht Metern auf den TSV-Kasten brachte. Dagegen gingen die Grünweissen weiter mit breiter Brust in die Duelle, hatten aber kaum offensive Lösungen und übten auch nicht den nötigen Druck aus. Erst als sich Patrick Weimar im Mittelfeld, hart bedrängt, durchsetzte und auf Kilian Schwabe durchsetzte, roch es nach dem ersten Treffer. Aber Gästetorwart Jonas Lang hatte aufgepasst und pflücken dem ehemaligen Altstädter das Leder vom Fuß. "Wenn wir da treffen, läuft das Spiel anders", haderte Andreas Baumer. Auf der anderen Seite hatte Eintracht-Abwehrchef Julian Ott seine Direktabnahme nach Eckball etwas zu hoch angesetzt. Keine schlechte erste Hälfte, aber trotzdem jede Menge Luft nach oben.
David Wich (li.) und Lennart Wöhner haben ein Ziel.
Hans-Jürgen Wunder
Auch nach dem Wechsel änderte sich wenig am Gesamtbild. Die Baumer-Elf hatte deutlich mehr Ballbesitz und war der Führung näher, als Tom Kunert am Sechzehner seinen Gegenspieler austanzte, auf das lange Eck schlenzte und Torwart Jonas Lang zu einer Glanzparade zwang. Freilich hatten diese Hochkaräter jetzt Seltenheitswert. Die Gäste stellten ihr Offensivspiel weitgehend ein und die Grünweißen waren zwar bemüht, aber zu fehlerbehaftet. "Oft kam der letzte Pass zu ungenau", fand TSV-Keeper und Kapitän Tobias Grüner aus seiner weitgehend entspannter Position. Nur als Gästestürmer Lucas Köhler, der ansonsten wenig auffällig agierte, nach 70 Minuten von der Strafraumlinie abzog, musste der Schlussmann auf der Hut sein. "Mist, dass er ihn auf seinen schwächeren Fuß bekommen hat", ärgerte sich Eintracht-Coach etwas und räumte ein. "Natürlich haben wir auf unseren Lucky Punch gelauert." In der letzten Viertelstunde kam seine Elf aber kaum mehr aus dem hinteren Drittel heraus. Die Gastgeber warfen mit einem Florian Förster, Michael Sauerstein, Mikel Seiter oder Felix Landgraf noch einmal alles ins Gefecht, was sie offensiv zu bieten hatten. Aber nach einer Förster-Flanke rettete Eintracht-Kapitän Julian Ott in todesverachtender Manier gegen den einschussbereiten Mikel Seiter und sicherte seiner Mannschaft damit das erste kleine Erfolgserlebnis in der neuen Liga.
Am Ende rettet Gästekapitän Julian Ott den Zähler.
Hans-Jürgen Wunder
Auf ihre Defensivleistungen können beide Nachbarn aufbauen. Freilich bleiben nach vorne einige Wünsche für die kommenden Spiel offen. Neudrossenfeld war nicht zwingend genug und der Neuling muss - auch wenn man dem Gegner mehr Ballbesitz zugesteht - im Umschaltspiel weiter zulegen und mit mehr Selbstvertrauen in die offensiven Duelle gehen.
Spielbericht eingestellt am 19.07.2024 23:24 Uhr