Das Schweinfurter Brauhaus spendierte den Gerstensaft - und natürlich griffen in erster Linie die Fans des FC 05 auf dem Vorplatz zu. Ganz so euphorisch wie in Aubstadt eine Woche zuvor, als der Aufstieg in die Regionalliga Bayern gelang, fiel die Feier zur Meisterschaft zwar nicht aus. Doch diesmal durfte eben im altehrwürdigen Willy-Sachs-Stadion gejubelt werden, wo kommende Saison sicherlich die Kulisse so manches Mal weitaus größer ausfallen wird wie in den letzten Jahren. Spieziell das Gastspiel des FC Bayern München 2 werden sich die unterfränkischen Fans natürlich nicht entgehen lassen. Doch der FC 05 hofft auf den ganz großen Deal: Vielleicht findet ja in Schweinfurt am Freitagabend, den 12. Juli, das offizielle Saisoneröffnungsspiel der Regionalliga statt. Wären die Schnüdel vergangenen Sommer bereits aufgestiegen, so hätte der BFV die Partie nach Schweinfurt vergeben, berichtete damals BFV-Präsident Dr. Rainer Koch. Von ihm und von Spielleiter Josef Janker bekam Markus Wolf bereits positive Signale. Der Vorsitzende bewarb sich um das Eröffnungsspiel und bat für den Fall des Zuschlags um das Unterfrankenderby gegen die Würzburger Kickers. Mindestens 6000 Zuschauer solle das dann anlocken.
Dieser Kopfball vom Schweinfurter Peter Heyer landete nur an der Latte.
Michael Horling
Zukunftsmusik. Diesmal sahen knapp 800 Fans eine derart einseitige Partie, in der das "Nur noch drei" nach Stefan Seuferts 7:0 in der 79. Minute nicht ohne Grund kam. Nur in der Anfangsphase hielt Hollfeld mit. Nach Simon Häckers 1:0 brachen aber früh schon alle Dämme. Vor allem Gästekeeper Tobias Löhrlein erwischte einen Nachmittag zum Vergessen. Beispielsweise hielt er bei Häckers Schuss kurz vor der Pause den Ball nicht fest und legte anschließend den Doppeltorschützen Peter Heyer. Sebastian Kneißl erzielte so in seinem letzten Heimspiel wie auch Benni Demel nochmal ein Tor. Nach dem Seitenwechsel hielt Löhrlein bei Martin Thomanns Schuss das Leder nicht fest und Heyer staubte nochmals ab. Weitere vier Mal landete das Leder noch an Pfosten oder Latte.
Kurz zuvor kamen die Szenen der Wehmut: Kneißl und Demel verließen nacheinander letztmals das Hauptfeld des Willy-Sachs-Stadions und wurden gefeiert. Vor der Partie schon, als auch Wladimir Slintchenko und der später eingewechselte Tobias Rosenberger verabschiedet wurden. Mit Keeper Andreas Binner geht ebenfalls eine Kultfigur der Fans. Er verändert sich beruflich vom Arbeitsplatz Wolf-Möbel in Richtung Bamberg und wird sich in Oberfranken womöglich einem Landesligisten anschließen. Weitere Personalentscheidungen der Schnüdel dürften die nächsten Tage und Wochen bekannt werden. Oliver Gorgiev vom FC Amberg gilt als Kandidat für die defensive Außenbahn. "Wir haben telefoniert, mehr nicht", wiegelt Rüdiger Mauder noch ab. Nichts dran ist an einer Rückholaktion des Würzburgers Benjamin Schömig. Dafür dürfte Tomas Galasek auch künftig ab und an die Arbeit von Gerd Klaus unterstützen. "Wir haben ja keinen echten Co-Trainer. Er kommt ab und zu, wenn er Zeit hat", bestätigt der Sportdirektor. Der einstige Kapitän der tschechischen Nationalmannschaft ist ein guter Kumpel von Gerd Klaus.
Das Foul von Hollfelds Keeper Tobias Löhrlein gegen Schweinfurts Peter Heyer, das zum Elfmetertor von Sebastian Kneißl zum 4:0 führte.
Michael Horling
Ein bisschen ein giftigeres Grün ist die Farbe des künftigen Schweinfurter Heimtrikots. Das passt, denn etwas aggressiver wird es auf dem Rasen in der nächsten Saison zugehen müssen, Kanonenfutter wie die Hollfelder wird nicht mehr anreisen. Ihre "Lieblingsgegner" besangen die FC-Fans am Samstag schon mal. Gegen die Würzburger Kickers, Greuther Fürth II und Eintracht Bamberg geht es auf alle Fälle, vielleicht auch gegen 1860 München 2, Bayern Hof und Augsburg 2. Hof könnte durchaus zum Relegationsgegner der Großbardorfer werden, die nach der Heimniederlage gegen Erlangen jedoch ausgerechnet beim FC Sand nun unter gewaltigem Druck stehen.
Hollfeld sollte nächsten Samstag gegen Forchheim besser nochmals punkten, um den Abstieg sicher zu vermeiden. Die Schweinfurter fahren zum Abschluss nach Selbitz, das so gut wie gerettet ist. Gerd Klaus kündigte bereits an, dass dort überwiegend Reservisten und Jugendspieler zum Einsatz kommen. Die Stammspieler haben ab sofort Urlaub. Denn schon in zwei, drei Wochen startet ja wieder die Vorbereitung auf die kommende Saison, die am 13. Juli beginnt. Am 12. Juli bereits für die zwei Mannschaften, die das Eröffnungsspiel bestreiten....
Schweinfurts Bürgermeister Klaus Rehberger gratulierte den Schnüdeln und freute sich bei allem Respekt vor Hollfeld über das Schützenfest zur Meisterschaft. An eine frühere erinnerte er sich dabei gerne: 1966 war Rehberger 16 Jahre alt, als der FC 05 im Juni als Süddeutscher Meister um den Aufstieg in die Bundesliga spielte. Den 2:1-Sieg gegen St. Pauli Hamburg sahen damals unfassbare 21.000 Anhänger im Willy-Sachs-Stadion. "So viele werden es nächste Saison wohl nicht werden, ein paar mehr Schweinfurter werden aber sicher kommen", hofft der Bürgermeister, der von Oberbürgermeister Sebastian Remelé Grüße ausrichtete und der einen Bürgermeister-Sekt als Geschenk überreichte. Zu diesem Zeitpunkt aber war die ganz große Spritzerei des Samstags bereits vorbei.
Spielbericht eingestellt am 19.05.2013 10:53 Uhr