Die Voraussetzungen für eine Selbitzer Erfolg standen dabei von Beginn an nicht schlecht. Die Altstädter mussten neben den bekannten Langzeitausfällen auch noch auf Francis Kioyo (Grippe), Hollfeldmatchwinner Manuel Hiemer und Philipp Hannemann (private Gründe) verzichten. In die Startformation rückten mit Sebastian Blödt und Esra Schmidt zwei Youngster. Selbitz' Coach Michael Voigt musste erneut auf Keeper Sascha Prell und Manndecker Fabian Rauh verzichten. Für ihn bekleidete der gelernte Stürmer Sebastian Wirth den zweiten Manndeckerposten - mit Erfolg.
Regelwidrig soll Nico Busse sich gegen Stefan Kolb durchgesetzt haben.
Andreas Bär
Die Hausherren kamen auf fast schon indiskutabel tiefem Geläuf besser ins Spiel und kauften der jungen Altstädter Elf - es standen neun U23-Spieler von Beginn an auf dem Feld - mit couragiertem Auftreten den Schneid ab. Immer wieder suchte Selbitz über lange Bälle sein Heil, die Routinier Daniel Sam geschickt per Kopf weiterleitete und verteilte. Der Führungstreffer wollte nicht fallen: Gabler und Busse scheiterten wie auch Kuhnlein (10.) mit guten Möglichkeiten. Die Altstadt fand nicht ins Spiel, der ins Sturmzentrum gerückte Michael Eckert - gelernter Offensivmann, der in den letzten beiden Jahren die rechte Außenverteidigerposition bekleidete, hing in der Luft und bekam kaum verwertbare Bälle. Anders die Selbitzer Offensive: Immer wieder brandete nach langen Bällen Gefahr auf. Die dickste Möglichkeit bot sich Markus Bächer, der, von Persigehl schön in die Gasse geschickt, zu spät ablegte: In höchster Not klärte Esra Schmidt die Hereingabe auf den blank lauernden Daniel Sam (30.). Das sollte sich rächen. Im Gegenzug landete das Leder bei Michael Eckert, der alleine vor Yasin Yilmaz die Altstädter völlig überraschend in Führung schoss (31.). Noch vor dem Pausentee hielten die Hausherren aber dagegen. Erst visierte Daniel Sam nach Bächers feiner Vorlage per Kopf drüber (36.), ehe der letztjährige Altstädter Sam mit einem sensationellen 25-Meter-Riegel aus spitzem Winkel nur um Haaresbreite an der Gambel vorbeivisierte (37.). Eine Minute später war es dann doch soweit: Markus Bächer bediente Christopher Kuhnlein, der alleine auf Sebastian Eck zusteuernd eiskalt blieb und das Leder gegen dessen Laufrichtung punktgenau neben den Pfosten platzierte (38.) - der verdiente Lohn für die Selbitzer Bemühungen.
Bastian Horter (gelb) tackled Daniel Sam.
Andreas Bär
Nach dem Pausentee ging es verhältnismäßig schnell. Die Altstädter waren in den Köpfen zehn Minuten länger als geplant in der Pause, Selbitz nutzte das schamlos aus. Glück hatte die SpVgg-Hintermannschaft, dass der ansonsten tadellos leitende Marcel Geuss einen klaren Elfmeter nach einem Foulspiel an Christopher Kuhnlein nicht pfiff (49.). Zwei Minuten später klapperte es trotzdem im Altstädter Gehäuse. Gegen einen feinen Bächer-Seitfallzieher, Persigehl spielte ihn fein in Aktion, klärte Sebastian Eck noch spektakulär, gegen den Nachschuss des Selbitzer Eigengewächses Fabian Elbl war er machtlos. Und nur drei Minuten später musste Eck erneut hinter sich greifen. Mit einem intelligenten Lupfer überwand Markus Bächer den Altstädter Schlussmann - die Partie kippte zu Gunsten der Selbitzer, die den Sack scheinbar zumachten. "Altstadtschreck" Markus Bächer bediente Ricardo Persigehl punktgenau. Der Plauener ließ seinem letztjährigen Hollfelder Teamkameraden Sebastian Eck keine Abwehrmöglichkeit (66.) - die Partie schien gelaufen. Doch es kam anders. Die Wende hatte dabei einen Namen: Milan Prieske. Der Student aus Lübeck rückte ob des personellen Engpasses eher zufällig in den Kader - Trainer Heiko Gröger hatte schlichtweg keine Leute mehr. Prieske, der in der Winterpause seinen Pass zu den Altstädtern brachte, ist seit kurzem wieder in der Wagnerstadt. Und durfte (ohne eine Trainingseinheit!) den Weg nach Selbitz mit antreten und sich auch gleich noch auf dem Feld beweisen. Und wie! Der körperlich eher unaufällig wirkende neue Mann hinterließ eine klare Duftnote und sorgte maßgeblich dafür, dass die Partie noch einmal richtig spannend wurde. Nach einem fatalen Patzer von Keeper Yasin Yilmaz staubte Martin Weiss ab und verkürzte (72.). Die Selbitzer, deren Wechselkontigent erfüllt war, konnten nicht mehr reagieren. Die Heimabwehr kam urplötzlich ins Schwimmen und die Altstädter bekamen Oberwasser. Nach Prieskes Flankenball verzog Eckert (78.), den nächste Flankenball des neuen Mannes klärte der nervöser werdenden Yilmaz gerade noch so (79.), auch bei dem 16-Meter-Nachschuss Nicolaus' wirkte er unsicher. Vier Minuten später war es soweit: Ein Freistoß von Fiedler landete auf Schmidts Kopf, Hofmann leitete ebenfalls per Kopf weiter auf Eckert, der erneut traf. Die Partie stand Spitz auf Knopf. Die Altstädter drückten auf den Ausgleich, Selbitz lauerte auf den entscheidenden Konter. Nach Pötzingers starker Vorarbeit visierte Milan Prieske knapp am Kreuzeck vorbei (85.), auf der anderen Seite fuhr Florian Hohberger den finalen Konter. Doch Sebastian Eck vereitelte den finalen Schuss und klärte zur Ecke. Das war es dann aber auch in einem packenden, weil bis zum Ende spannenden Oberfrankenderby.
Während die Altstädter mit einer weiterhin angespannten Personalsituation am Dienstag zum ebenfalls stark abstiegsbedrohten FC Trogen reisen müssen, hat Selbitz die große Chance, in den nächsten Tagen eine optimale Ausgangsposition im Kampf um den Klassenerhalt zu erspielen. Selbitz, dann auch wieder mit Keeper Prell und Manndecker Rauh, muss zum TSV Aubstadt und zum TSV Kleinrinderfeld, ehe man in den letzten acht Saisonspielen sechs Mal zu Hause antreten darf.
Spielbericht eingestellt am 13.04.2013 07:01 Uhr