Er war nur eine von drei Überraschungen, die die Altstädter im Gepäck hatten: Auch der grippebedingt in der Woche trainingslose Sebastian Fiedler und Julian Pötzinger (Beckenprellung) liefen auf. Den Unterschied machte allerdings Manuel Hiemer. Der 28-Jährige war nach einer schweren Erkrankung seit November letzten Jahres ohne Trainings- und Spielpraxis, stellte sich am gestrigen Abend kurzfristig zur Verfügung.
Stefan Kolb kommt artistisch vor Marco Hillemeier ans Leder.
Andreas Bär
Heiko Gröger, Altstädter Trainer, war zur Halbzeit nicht zu beneiden. Seine Akteure boten mit der ein oder anderen Ausnahme eine indiskutable Vorstellung. Grögers Reaktion überraschte. Für seinen unauffälligen Routinier Francis Kioyo warf er kurzerhand Hiemer ins kalte Wasser. Und der rechtfertigte das Vertrauen eindrucksvoll: Erst legte er auf für den aufgerückten Außenverteidiger Michael Eckert, der unhaltbar einnickte und als Timothy Nicolaus Hiemer mustergültig bediente, besorgte er nach einem feinen Sololauf die Entscheidung selber - der Spielverlauf war damit allerdings vollends auf den Kopf gestellt.
Es waren die Hollfelder, die in einer auf schwachem Niveau stehenden ersten Hälfte die Ausrufezeichen setzten. Die fast schon ängstlich wirkenden Hausherren schafften es nicht, Druck nach vorne auszuüben. So blieb die dickste Chance ein Zufallsprodukt. Nach einem abgeblockten Freistoß nahm der auffällige und einmal mehr kämpferisch herausragende Hannemann das Leder aus 30 Metern direkt ab und in bester Raphael Schäfer-Manier tunnelte sich Schlussmann Christoph Wächter selbst - im Gegensatz zum Club-Schlussmann blieb sein Fauxpas aber folgenlos (9.). Auf der anderen Seite hatte Hannes Sommerer, Sohn von Altstadt-Ikone Uwe, den Führungstreffer auf dem Schlappen. Ein Querschläger von Eckert, einer von Horter und schon landete das Leder bei Sommerer, dessen abgefälschter 20-Meter-Schuss die Oberkante der Latte streifte (24.). Ansonsten blieb vieles Stückwerk. Die Hollfelder agierten gegen oftmals fahrig wirkende Altstädter zu zögerlich und ängstlich, wirkten mitunter in letzter Konsequenz wie das Kaninchen vor der Schlange. Nur einmal brannte es lichterloh vorm Bayreuther Kasten, als der glücklose Daniel Heißenstein an seinem letztjährigen Teamkollegen Sebastian Eck scheiterte (40.). Die Altstädter dagegen kamen nur selten bedrohlich nahe in Richtung Hollfelder Tor: Nach Kolbs dynamischem Antritt klärte Martin Taschner dessen Ball in den Rücken der Abwehr (27.), ein abgefälschter Ball von Nicolaus war kein Problem für Wächter (43.). Ansonsten spielte sich viel im Mittelfeld ab. Ohne, dass dort eine der beiden Mannschaften sich entscheidende Vorteile erarbeitet hätte. Optisch freilich wirkten die Hollfelder immer einen Tick wacher, engagierter und ausgeruhter. Einzig mit dem Toreschießen hatten es die ASVler nicht.
Timo Jahrsdörfer (rot) und Sebastian Fiedler im Luftduell.
Andreas Bär
Das Bild änderte sich nach dem Pausentee. Mit Manuel Hiemer auf dem Feld erhielt zumindest eine Mannschaft einen omnipräsenten Akteur in seinen Reihen. Der profierfahrene Spielmacher wirkte wie ein Hallo-Wach für seine Nebenleute. Manuel Hiemer fand den sich nach vorne schleichenden Michael Eckert, der per Kopf einnickte. Plötzlich wirkten viele Aktionen der Altstädter durchdachter und strukturierter. Daran änderte auch die schnelle Ampelkarte gegen Stefan Kolb nichts: Für ein Foul im Mittelfeld sah er Gelb, noch bevor er die erste Karte sah, kommentierte er die Schiedsrichterleistung - binnen drei Sekunden sah er zwei Mal Gelb und logischerweise dann auch Rot. Doch auch in Unterzahl bewiesen die Altstädter Moral. Desillusionierte Hollfelder gaben sich längst nicht geschlagen. Zu groß schien die Chance, aus dem Derby mit einem Zähler im Gepäck die kurze Heimfahrt anzutreten. Doch es fehlte die Durchschlagskraft. Hannes Sommerer visierte knapp vorbei (60.), "Resi" Veths Kopfball ging drüber (65.). Eine erste knifflige Strafraumszene hatte Schiri Steinmetzer eine Minute später zu klären: Nach dem Zweikampf zwischen Taschner und Hofmann blieb die Pfeife stumm. Es sollte noch eine klarere Situation folgen: Als Patrick Gubitz den nach einer Zuckervorarbeit von Lorenz Hofmann durchgebrochenen Timothy Nicolaus im Laufduell wegcheckte, folgte erneut kein Pfiff (82.). Zwischenzeitlich war es auf der anderen Seite turbulent. Hannemann blockte Schorns Versuch ab, ehe der bei hohen Bällen sehr sichere Eck Hillemeiers Flankenball vor dem lauernden Dießenbacher wegpflückte (76.). Nur eine Minute später visierte Heißenstein drüber. Kurze Zeit später war die Messe gelesen. Nicolaus setzte sich fein gegen Goller, der bis zu seiner Gelben Karte auf der ungewohnten Sechserposition eine starke Partie ablieferte, durch und bediente Hiemer, der seine Rückkehr aufs Feld eindrucksvoll krönte.
Während die Altstädter nach der Pause bewiesen, dass sie trotz der gelaufenen Saison nicht aufstecken und sich erhobenen Hauptes verabschieden wollen, gilt es für Hollfeld im Abstiegskampf am Mittwoch schon einen nächsten großen Gegner aus dem Weg zu räumen: Es wartet der FC Amberg, der in der Fränkischen Schweiz antreten muss.
Spielbericht eingestellt am 06.04.2013 21:17 Uhr