Genau ein Jahr alt war Simon Häcker, als sein Vater Bernd beim vielleicht größten Fußballspiel der Geschichte der Menschheit als wichtiger Leistungsträger auflief. Exakt am 11. Mai 1990 fuhr der FC Schweinfurt 05 in einem Endspiel der Bayernliga unter Flutlicht im Grünwalder Stadion vor 32.000 Zuschauern die Meisterschaft ein. 3:3 endete diese Partie. Was für ein magisches Ergebnis! Wer hätte gedacht, dass rund 23 Jahre später die Schnüdel wieder ein 3:3 schaffen sollten, dass ausgerechnet Simon Häcker dabei zum Mann des Abends werden würde?! Mit zwei Toren und einem entscheidenden Beitrag zum dritten Treffer der Gäste.
Der später verletzt ausgeschiedene Bastian Lunz setzt sich gegen gleich zwei Memmelsdorfer durch.
Michael Horling
Die erste Halbzeit bot noch ein wenig Sommerfußball. Vor ganz wenigen Zuschauern, weil Bamberg und die Region halt doch eher Basketball begeistert. Auch in Memmelsdorf stehen hinter den Toren Körbe. Auf die eine Kiste spielten fast unentwegt die Schweinfurter. Doch der Ball lief immer nur gut bis zum Strafraum. Danach war Schluss. Mit Kevin Fery und Martin Thomann hatte Trainer Gerd Klaus nach dem vollbrachten Aufstieg wie angekündigt seine beiden Youngster in die Startformation geworfen. Außer zahlreichen Ecken aber holten die Gäste nichts heraus. Dafür zimmerte nach einem Konter der Memmelsdorfer Alexander Jeromin das Leder in den Winkel zum 1:0. "Er war heute sehr stark und hat aus meiner Sicht das bislang beste Spiel für uns gemacht", lobte Coach Bernd Eigner den Torschützen. Als die Fans dann vor allem am Bratwurststand kurz vor der Pause für lange Schlangen sorgten, gelang Johannes Wolfschmidt überraschend unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff auch noch das gar nicht mal so unverdiente 2:0 für die Oberfranken.
Auch hier sehr akrobatisch: Schweinfurts Michael Kraus gegen Johannes Wolfschmidt.
Michael Horling
Was also tun? Der Tabellenführer wechselte nicht nur die Seite für die kommenden 50 Minuten, sondern auch gewaltig Personal. Drei frische Kräfte brachte Gerd Klaus. "Nach einem 0:2 noch recht viel länger zu warten, hätte ja nichts gebracht. Ich hätte auch sechs Mann rausnehmen können", so Schweinfurts Trainer. Mit Stefan Seufert, Daniel Mache und vor allem eben Simon Häcker brachte er genau die richtigen Leute. Häcker setzte sich in seiner ersten Szene schon gut durch und erzielte bereits in der 47. Minute den Anschlusstreffer. "Ihr rennt 45 Minuten, der Häcker gerade mal zwei und macht ein Tor", rief ein Anhänger der Gäste auf den Platz.
Weiter ging´s aufregend: In der 55. Minute enteilte Häcker dem Memmelsdorfer Kapitän. Bernd Schütz trat seinem Gegenspieler in die Beine, verursachte einen Elfmeter und flog mit Rot vom Platz. Den Strafstoß verwandelte Peter Heyer, der elf Minuten später nach einem Fehler der SVM-Hintermannschaft aus aussichtsreicher Position vergab. Das sollte sich rächen: Denn im Gegenzug und in Unterzahl ging Memmelsdorf wieder in Führung. Diesmal traf Markus Saal. Nochmals zehn Minuten später stellte Sebsatian Kneißl die numerische Gleichzahl wieder her, weil er doppelt meckerte. Zwei Mal gab´s Gelb dafür, in der Konsequenz also die Ampelkarte.
Nun marschierte sogar Schweinfurts Innenverteidiger Florian Hetzel mit in den Sturm. Die Gäste versuchten alles, um ihre dritte Saisonniederlage zu vermeiden. Es sah trotzdem lange Zeit nicht gut aus. Ehe in der 95. Minute und der definitiv Letzten, ein Flankenball von Daniel Mache eigentlich wohl eher Peter Heyer finden sollte. Der verfehlte das Leder - zum Glück für die Unterfranken - und bediente so den einköpfbereiten Simon Häcker. Dessen achtes Saisontor brachte die Schweinfurter nur drei Tage nach dem vollbrachten Aufstieg schon wieder zum Jubeln. "Das sind jetzt ideale Voraussetzungen für Samstag", weiß Trainer Gerd Klaus. Denn mit einem Heimsieg über Hollfeld könnten die Schnüdel definitiv im eigenen Stadion die Meisterschaft feiern.
Das noch am Rande: Um die 30 Einsatzkräfte der Polizei langweilten sich während der Partie, weil es auch nur 30 Schweinfurter Fans zu "bewachen" galt. Nur mal zur Relation: Man stelle sich vor, dass im Wembleystadion am Samstag in einer Woche 60.000 Einsatzkräfte aufmarschieren, damit zwischen Münchner und Dortmunder Anhang nichts passiert. Krass war natürlich, dass die von der Sonne oder dem Stress des Zuschauens scheinbar ermüdeten Beamten nach Spielende die Schnüdel-Fans unbeachtet zu den Parkplätzen laufen ließen. Draußen warteten ein paar in Lila gekleidete Anhänger von Eintracht Bamberg auf die Grün-Weißen. Die Abneigung beider Seiten zueinander ist hinlänglich bekannt. Also kam es vor dem Sportgelände zu einigen Tumulten, rannten die Polizisten viel zu spät hinzu und mussten so nochmals Überstunden machen mit einem weiter verstärkten Aufgebot. "Was für ein sinnloser Einsatz von Steuergeldern", meinte ein neutraler Schweinfurter Zuschauer beim Beobachten der Szenen noch gegen 21 Uhr. Und weiter: "Wenn wir unsere Arbeit auch nur zwei Tage lang so machen würden, dann wären wir ganz schnell unseren Job wieder los."
Spielbericht eingestellt am 15.05.2013 21:31 Uhr