Der FC Bayern München lockt halt doch immer vor die TV-Kiste. Auch im Schweinfurter V.I.P.-Zelt liefen die Fernseher, zeigten den beeindruckenden Pokalsieg des Deutschen Meisters gegen Wolfsburg. Profi-Fußball soll nach den Vorstellungen den FC 05 möglichst bis 2018 auch im Willy-Sachs-Stadion wieder geboten werden. Am Dienstag machten die Grün-Weißen gegen den gleichfarbigen Rivalen einen nächsten, kleinen Schritt zumindest in die vierte Spielklasse. "Es schaut jetzt nicht schlecht aus nach sieben Punkten aus den drei letzten Spitzenspielen", weiß Trainer Gerd Klaus. Noch aber stehen acht Aufgaben vor dem FC 05. Die nächste schon am Samstag zu Hause gegen den in der Rückrunde groß auftrumpfenden ASV Neumarkt.
Die Fans des FC 05 dachten sich zum Einlaufen der Mannschaften eine besondere Choreographie aus.
Michael Horling
Bestes Rückrundenteam bleibt der TSV Großbardorf. Trotz der ersten Niederlage seit dem 6. Oktober 2012. Sechs Partien bleiben den Grabfeldern noch, die nun vor dem großen Derby gegen Aubstadt stehen und die in erster Linie auf den FC Amberg schauen müssen, der bei zwei Nachholspielen vier Punkte weniger hat. Acht Mal darf der FC 05 noch ran. Wenn er in Trogen und Memmelsdorf seine ausgefallenen Partien unter der Woche gewinnt, dann wären es neun Punkte Vorsprung auf die Gallier. "Das wird kein Selbstläufer", meint Gerd Klaus damit aber bereits die Aufgabe gegen Neumarkt und denkt auch schon an Ammerthal oder Selbitz, an schwere Auswärtspartien also.
Gejubelt haben die Schweinfurter nach Spielschluss dennoch bereits wie Aufsteiger. Florian Hetzel als Vorschreier am Fanblock, wo diesmal alle Akteure nebst Trainerstab auf den Zaun kletterten, nahm die Würzburger Kickers und Bayern Hof als wenig geliebte Rivalen in den Mund, auf die man natürlich dennoch zu gerne nächste Saison in der Regionaliga treffen möchte. Zuvor schon machte der Schnüdel-Kapitän kein Geheimnis daraus, was er von Großbardorfs Torwart-Trainer Otto Dietz hält. Mit eindeutiger Geste lief Hetzel nach Spielschluss in Richtung Gästebank und schrie seine Siegesfreude heraus. "Der tobt und schreit auf wegen jedem Ding, so als ob sein Vater sterben würde. Das geht mir auf den Sack. Die sollen Landesliga spielen", wurde Hetzel eindeutig und erntete später Zustimmung von seinem Trainer. "Was von der Gästebank kam, das fand ich nicht schön, das hat mir nicht gefallen. Das hat beim Fußball nichts verloren."
Großbardorfs Kapitän Manuel Leicht gegen den Schweinfurter Ersatztorwart Felix Reusch
Michael Horling
In der hitzigen Partie gab es in der Tat mehrfach Grund zur Aufregung, wenngleich Dietz sicherlich nicht bei jeder Aktion gegen sein Team derart Emotionen herauslassen müsste. Fast 40 Minuten blieb das Derby weitestgehend unbrisant. Abgesehen von Daniel Maches Pass auf Stefan Seufert, der nach 13 Minuten freistehend vor Keeper Klaus Freisinger die größte Chance des Spiels vergab. Nach Maches Flanke köpfte er dafür trotz Bedrängnis von Markus Kirchner zum 1:0 ein und startete damit eine heiße Phase vor der Pause. Im Gegenzug, als die Schweinfurter auf den Rängen noch jubelten, gelang ausgerechnet dem beim FC 05 groß gewordenen und bekennenden 05er Phlipp Kleinhenz der Ausgleich. FC-Torwart Christopher Pfeiffer reagierte sauer, wollte er doch zuvor schon behandelt werden, weil er sich an der Schulter verletzt hatte. "Er brachte beim Tor die Hand nicht mehr hoch", berichtete sein Trainer hinterher. Die erste Diagnose lautete: Schultereckgelenkssprengung. Die Saison scheint für Pfeiffer beendet zu sein. In den Kasten musste der erst 18 Jahre alte Felix Reusch als diese Saison bereits fünfter Keeper der Schnüdel. Es war bereits Auswechslung Nummer Zwei, nachdem Eray Cadiroglu sich zuvor an der Leiste verletzte. Allerdings nicht so schlimm.
Mit dem Begriff der Öffnung im Zusammenhang mit einem anderen Wort für Hinterteil drückten die FC-Fans ihren Unmut aus, dass ausgerechnet Kleinhenz in "seinem" Stadion traf. Und wie reagierte die Schweinfurter Mannschaft? Mit dem 2:1 nur drei Minuten später! Peter Heyer bereitete vor, fand wiederum Stefan Seufert, der Klaus Freisinger dieses Mal ganz geschickt überlupfte. "Er leistete sich erst zwei, drei Fehlpässe, vergab dann eine Riesenchance", staunte Gerd Klaus über seinen letztlich überragenden Doppeltorschützen. Und er wunderte sich nicht nur über die Steigerung des 33-Jährigen, sondern über die unerklärliche Nervosität seiner Mannschaft. "Obwohl wir doch selbst bei einer Niederlage die Meisterschaft noch selbst in der Hand gehabt hätten."
Zum Zeitpunkt des 2:1 deutete wenig darauf hin, dass an dem lauen Frühlingsabend keine weiteren Tore fallen sollten. Doch es blieb tatsächlich bei diesem Stand. Großbardorf gab zwar mächtig Gas nach dem Seitenwechsel, blieb aber weitestgehend chancenfrei. Und die Schnüdel konterten wenig aufstiegsreif, versäumten das 3:1 in mehreren Situationen, machten so die Partie bis zur fünften Minute der Nachspielzeit spannend. Danach entluden sich die Emotionen. "Nie mehr Bayernliga!", sangen die Schweinfurter Fans. Da war sie wieder, die magische Atmosphäre dieser immer so begeisternden Flutlichtspiele im Willy-Sachs-Stadion. Leider wird es diese Saison keine weiteren mehr geben. Dafür dürfte es am kommenden Samstagabend bereits dunkel sein, wenn der FC 05 im Anschluss an die Partie gegen Neumarkt ab 19 Uhr zu einer Mitgliederversammlung lädt, wo dann die neuen Vorstandskollegen von Markus Wolf gewählt werden sollen. Hans-Jürgen Menninger und Hermann Mees waren ja vor einigen Wochen zurückgetreten.
Spielbericht eingestellt am 17.04.2013 21:57 Uhr