von Rudi Dümpert
Als Aubstadts Keeper Tobias Gabold in der zweiten Minute beim Abschlag von der Fünfmeterlinie plötzlich auf dem Hosenboden saß und der Ball gerade noch aus dem Strafraum rollte, war das, im Nachhinein betrachtet, ein Ausrutscher mit Symbolcharakter. Es folgten nämlich noch jede Menge reale Ausrutscher, überwiegend von den Langen im TSV-Team. Ein Ausrutscher von Patrick Kirsten bedeutete den 0:1-Rückstand, vielleicht den Sieg. Und als der Unparteiische beim Stand von 2:2, als Julian Grell bei Julian Ferschs ausgestrecktem Abwehrbein einhakte, jeder mit einem Elfer und Rot für den Haibacher rechnete, da zog der Schiri Gelb-Rot gegen Grell. Wobei zumindest dessen Gelb zuvor für Meckern ebenfalls ein verbaler Ausrutscher war. Schließlich hatte der für den verletzt ausgeschiedenen Daniel Leicht eingewechselte Patrick Winter gleich drei Mal die Chance zum Siegtreffer – und rutschte aus. Nur einer blieb cool bis unters Herz: Der Haibacher Schlussmann Christos Patsiouras, der, so der den Cheftrainer Jogi Hufgard vertretende Co-Trainer Frank Zyzik, „das ganze Spiel über klasse hielt, in den letzten fünf Minuten gegen zehn Aubstädter wie Weltklasse.“
Und das war um kein Jota übertrieben. Aubstadt, ohne Benkenstein, M. Gabold, Frank und Hümmer, raffte sich trotz aller Genickschläge mit bewundernswerter Moral auf, machte zwei Rückstände wett und scheiterte in der Schlussphase in Unterzahl mit drei, vier Hundertprozentigen an den Reflexen von Patsiouras. „Ich kann´s nicht fassen“, freute sich Zyzik wie ein Schneekönig, „zu diesem Punkt sind wir auf Grund unserer fürchterlichen zweiten Halbzeit gekommen wie die Jungfrau zum Kind.“ Während TSV-Coach Josef Francic sichtlich litt unter diesem neunten Unentschieden: „Was soll ich kritisieren? Was haben wir falsch gemacht? Habt ihr gesehen, welche Moral diese Mannschaft hat?“ Hatte sie, ohne Frage. Aber was hat sich Kirsten gedacht, als er nach drei Ausrutschern zuvor schon ohne Folgen völlig frei vor dem eigenen Strafraum, anstatt den Ball weiterzuleiten, den Zweikampf mit Marco Trapp suchte? „Ausgerechnet mit dem Marco“, grinste Zyzik. Trapp traf ins leere Tor, weil Tobias Gabold weit raus kam, retten wollte, was zu retten war.
Apropos Gabold: Der hielt drei Mal, gegen Letellier (13.), Trapp (19.) und Neumann (57.) mit Glanzparaden seine Mannschaft überhaupt erst im Spiel. Die ihrerseits die erste Halbzeit überlegen, die zweite hoch überlegen gestaltete. Die aber allzu oft viel zu lange den Abschluss, den Schuss bei diesem regendurchtränkten Rasen, verzögerte und immer noch einen Haken einbaute. Und die halt immer wieder an diesem Teufelskerl Patsiouras scheiterte. Als aber Daniel Leicht den zweiten Ball nach einem abgewehrten Freistoß aus 25 Metern mit einem fulminanten Direktschuss zum 1:1 verwandelte, da schien der Bann von den Abschtern gebrochen. Um nur drei Minuten später ins nächste Tal der Tränen zu rutschen. Marco Trapp, ein Riesen-Fußballer, zog fast von der Außenlinie, von zwei Verteidigern bedrängt, einfach mal ab. Der als „blinde“ Flanke, weil keiner dabei war, gedachte Ball landete im langen Eck, weil Gabold vom kurzen Pfosten so schnell nicht mehr zurückkam – 1:2.
Und wieder raffte sich Aubstadt auf, erzielte Julian Grell nach Wachmers Eingabe mit einem technisch perfekten Schlenzer das 2:2. Die Jagd nach dem 3:2 schien zunächst abgeblasen, als Grell zum Duschen gehen musste. Die Proteste hierüber provozierten nur noch kuriosere Entscheidungen des Spielleiters. Doch Sascha Bäcker zwei Mal und Patrick Winter drei Mal hätten trotzdem die unterm Strich sehr gute Vorstellung der Abschter mit dem Siegtreffer krönen können - wäre dieser Patsiouras nicht gewesen. Und als der geschlagen war, rettete Gabriel Akman gegen Winter auf der Linie.
Spielbericht eingestellt am 10.11.2012 19:54 Uhr