Während auf Seiten der Hausherren personelle Überraschungen ausblieben, lediglich der Positionstausch von Tomasz Bauer auf die Außenbahn war so nicht zu erwarten, griff Selbitz' Trainer Michael Voigt einmal mehr tief in die taktische Trickkiste. Erst fünf Minuten vor Anpfiff offenbarte er, dass mit Max Wunderlich ein zweiter Stürmer auflaufen wird und Routinier Kristian Schmidt dafür auf der Bank blieb. Zudem stellte er defensiv um, agierte mit einer Dreierkette und ließ dafür mit zwei Zehnern aufhorchen.
Michael Guthke bringt das Leder in die Gefahrenzone.
Andreas Bär
Die Umstellungen im Selbitzer Spiel erwischten die nach mehreren knappen Niederlagen verunsicherten Trogener auf dem falschen Fuß. Die Gäste legten weitaus druckvoller los und sorgten mit guten Bällen in die Nahtstellen der FC-Abwehr für einige Verwirrung. So zauberte Youngster Wunderlich das Leder per Hacke weiter auf den momentan komplett verunsicherten Ricardo Persigehl, der alleine vor Keeper Rupprecht auftauchend völlig überhastet ab- und verzog: Der junge Trogener Tormann, für den noch nicht schmerzfreien Adnan Udovcic im Kasten stehend, hatte keine Mühe, zu parieren (6.). Zwei Minuten später stand er erneut im Brennpunkt, behielt aber gegen Bächer ebenfalls die Oberhand. "Der Junge hatte heute einen sensationellen Tag", lobte auch Trainer Roland Guthke seinen eigentlich zweiten Mann. Noch einmal brannte es lichterloh vor dem Trogener Kasten, als Rene Schildt für den geschlagenen Keeper nach Bächers Schuss klärte - der zog nach Geupels feiner Vorlage trocken ab (12.). Erst nach einer Viertelstunde konnten die Trogener auf das druckvolle Spiel der Selbitzer adäquat reagieren. Guthke beorderte Bauer zurück auf seine angestammte Sechserposition, zog dafür Martin Weiß auf die Außenbahn. "Wenn wir eine Chancen haben wollten, dann über die Bahn", erklärte Guthke nach der Partie. Zu allererst stand aber eine massiertere Defensivfraktion im Fokus. Zu oft kamen die Selbitzer über Wunderlich gefährlich auf und nutzten die sich bietenden Räume. Auf der Gegenseite blieben Chancen Mangelware. Neuzugang Varga verzog knapp (13.), nach Weiß' Flankenball verfehlte der Kopfball des laufstarken Milo Certik (25.). Die dicken Möglichkeiten verzeichnete weiterhin Selbitz, das die Partie längst hätte entscheiden können. Erneut tauchte Ricardo Persigehl alleine vor Rupprecht auf, erneut brachte er keinen Druck hinter den Ball und schob das Leder eher einer Rückgabe ähnelnd in die auffangbereiten Arme von Keeper Rupprecht. Wie es in solchen Spielen so ist, kippte die Partie noch vor der Pause. Erst visierte Martin Weiß aus 20 Metern drüber (40.), ehe die Selbitzer, in Unterzahl kickend, tatsächlich sogar noch den Gegentreffer hinnehmen mussten. Manndecker Fabian Rauh musste wegen eines Muskelfaserrisses behandelt werden, Trainer Michael Voigt wollte noch nicht sofort wechseln. "Vielleicht mein Fehler", so Voigt danach selbstkritisch. Jedenfalls kam Rene Schildt trotz guter Bewachung von Fabian Gabler zu einem weiten Flankenwechsel. Der nach seiner Rotsperre wieder spielberechtigte Schuster attackierte Martin Weiß zu zaghaft, der sich die Schusschance aus 14 Metern nicht nehmen ließ und unhaltbar vollstreckte.
Schuster grätscht gegen Guthke.
Andreas Bär
Durch dieses Last-Second-Tor nahm die Partie nach der Pause freilich einen komplett anderen Verlauf. Die Trogener zogen sich auf ihrem kleinen Platz zunehmend zurück, lauerten auf die sich bietenden Konterchancen, während Selbitz mit Christopher Kuhnlein einen weiteren offensiv ausgerichteten Akteur aufs Feld schickte. Das Niveau der Partie bewegte sich zwar doch über dem der Tabellenplätze beider Mannschaften, aber richtig herzerfrischenden Fußball sahen die für Trogener Verhältnisse doch zahlreichen Zuschauer nicht. Glück hatten die Hausherren, dass Schiri Steinmetzer nach einem klaren Foulspiel von Rene Schildt an Andreas Geupel im Strafraum die Pfeife stumm ließ. "Ein klarer Elfer", gab Schildt nach dem Spiel unumwunden zu. "Kein Vorwurf an den Schiedsrichter", so Michael Voigt nach der Partie. "Er hat nicht schlecht gepfiffen und so etwas kann immer passieren." Mit der Hereinnahme des einstigen Hofers Andre Münch baute Trogen noch einmal mehr Druck auf. Der lauf- und kampfstarke Münch sorgte für neue Akzente und hatte Pech, dass sein Kopfball nach Weiß' Flankenball über die Querlatte strich (65.). Nur zwei Zeigerumdrehungen später klärte Frantisek Kura im innertschechischen Duell gegen Tomasz Bauer, der die Flanke des agilen Buschner gerne zur Entscheidung verwertet hätte. Auf der anderen Seite rückte Fabian Rupprecht noch einmal in den Blickpunkt. Ein Ballgewinn von Persigehl im Halbfeld sorgte für Gefahr, der abgeblockte Ball landete bei Max Wunderlich, dessen Gewaltschuss Rupprecht gerade noch um den Pfosten lenken konnte (75.). Die Trogener ließen bei den sich bietenden Kontermöglichkeiten die nötige Konsequenz vermissen, Certik tauchte nach Vargas gutem Ball alleine vor Prell auf und scheiterte an ihm (80.). Selbitz ließ in seinen Bemühungen um den Ausgleich vor dem gegnerischen Strafraum die von Bächer und Co. gewohnte Zielstrebigkeit vermissen und musste daher am Ende eine bittere Niederlage quittieren.
Trotz des Sieges bleibt die Lage in Trogen weiterhin angespannt. Noch konnte man die Abstiegsplätze nicht verlassen. Dort rangieren durch die Niederlage auch die Selbitzer noch. Die Hoffnung der beiden Teams ist allerdings weiterhin vorhanden. Schließlich ist im Tabellenkeller weiterhin alles offen und mit zwei oder drei Siegen in Folge, ist man ganz schnell im gesicherten Mittelfeld.
Spielbericht eingestellt am 30.09.2012 22:36 Uhr