Natürlich hat die Natur nach Nässe und Feuchtigkeit geschrien, aber die drei Stunden hätte sie auch noch durchhalten können. So goss es vor der Partie wie aus Eimern und weil auch noch Blitze am Himmel zu sehen waren, wurde das Bamberger Derby in Wildensorg eine Viertelstunde später angepfiffen. Dennoch hat die (Un-)Wetterlage sicher einige Zuschauer gekostet. Geleitet wurde die Partie von einem "Bamberger" Gespann um Markus Pflaum (SV Dörfleins), dem Andreas Voll (TSV Kleukheim) und Martin Götz (SV Steppach) assistierten.
Björn Schönwiesner (li.), Schütze des Goldenen Tores für die Gäste, im Luftduell mit Don-Bosco-Kapitän Simon Allgaier.
Markus Schütz
Kein langes Belauern oder Ballgeschiebe, sondern sofort Vollgas. Druck und Gegendruck. In den Zweikämpfen, aber auch beim Umschalten. Es war von der ersten Sekunde an Tempo in diesem Derby, in dem beide Mannschaften bewiesen, dass sie das Beste sind, was Stadt und Landkreis im Fußball zu bieten haben. Beim FCE war erneut die "Handschrift" von Jan Gernlein zu sehen, der als Grundlage zum Erfolg auf eine stabile und geordnete Defensive und intensives Arbeiten gegen den Ball setzt. So verschob die vorderste Reihe ca. 15 Meter vor der Mittellinie, der FCE legte Wert darauf, das Spielfeld klein und eng zu halten. Dennoch fand die DJK Don Bosco das eine oder andere Mal die Räume im Halbfeld und konnte auch Tempo aufnehmen. Aber im letzten Drittel reichte es dann lange Zeit nicht für eine echte Torchance. Eine erste Annäherung gab es durch einen Kopfball von Marc Eckstein, der aber am Gehäuse vorbei ging. Der FC Eintracht wurde in seinen Umschaltaktionen immer wieder angetrieben von Philipp Hack, der eine sehr gute erste Halbzeit spielte und gleich mal Timm Strasser bediente, aber dessen Schuss aus der Drehung wehrte Michael Edemodu stark ab. Strasser war es auch, der einen unsauberen Querpass erlief und auf seinem Weg zum Tor in allerletzter Sekunde noch gebremst wurde. Nach etwas mehr als 20 Minuten war er allerdings nicht mehr entscheidend zu bremsen, als er - von Philipp Hack eingesetzt - bis zur Grundlinie durchbrach und von dort Björn Schönwiesner bediente, der aus dem Rückraum wuchtig zum 0:1 abschloss! In der Folgezeit bearbeiteten sich die beiden Teams mit Vehemenz, großartige Chancen gab es hüben wie drüben aber nicht. Erst drei Minuten vor Schluss kam die DJK dann endlich einmal durch den engmaschigen Verbund des Gegners. Weil Sayko Trawally mit Tempo in den freien Raum lief und von Manuel Hümmer perfekt bedient wurde. Aber Fabian Dellermann kam heraus und blockte gegen den DJK-Stürmer aus kurzer Distanz. Aber auch die Gäste hatten noch eine gute Gelegenheit, als sich Björn Schönwiesner aus dem Zentrum heraus gut in den Sechzehner durchtankte. Seinen Querpass, nach dem es lichterloh gebrannt hätte, verhinderte ein DJK-Abwehrspieler. Von dort kam der Ball zu Philipp Hack, aber dessen Winkel war zu spitz, so dass er den Ball ans Außennetz setzte.
Gleich gibt es Freistoß für Nico Ott (li.), der für die Heimelf eine starke und engagierte Leistung ablieferte und hier von Timm Strasser bedrängt wird.
Markus Schütz
Zu Beginn der zweiten Hälfte hatte man den Eindruck, dass die DJK schneller wieder im Spiel drin war, bei Ballbesitz sah das strukturiert und zielstrebig aus. Aber weiterhin: Wenn es ins letzte Drittel ging, gab es kaum ein Durchkommen. Erst recht mit der Führung im Rücken stand der FC Eintracht weiterhin kompakt, arbeitete geschlossen gegen den Ball und lauerte auf Umschaltaktionen. Aber auch die gab es erst einmal nicht. Weil beide Mannschaften weiterhin auf einem hohen läuferischen und kämpferischen Niveau dem jeweils anderen bei dessen Ballbesitz das Leben schwer machten. Mit der Führung im Rücken reichte das dem FCE, die DJK brauchte aber Offensivaktionen, weil noch ein Tor her musste, um zumindest einen Punkt zuhause zu behalten. 25 Minuten vor dem Ende änderte sich das Bild des Spiels: Nach einem harten Einsteigen von Simon Kollmer an der Mittellinie zückte Schiedsrichter Markus Pflaum die Rote Karte, weil der FCEler von hinten kam. Leichter wurde es für die vom hochmotivierten Nico Ott immer wieder angetriebene DJK dadurch nicht, eigentlich eher im Gegenteil. Der FCE spielte nur noch mit einem Stürmer, füllte nach hinten auf, wechselte frische Kräfte für die Arbeit gegen den Ball ein und setzte sich noch einen Tick tiefer. So gab es spielerisch kaum ein Durchkommen. Einen Flugball von Julian Baumgärtner musste Fabian Dellermann zwar über die Querlatte lenken, aber ansonsten köpften oder grätschten seine aufmerksamen und in der Luft wie am Boden an diesem Tag sehr starken Verteidiger Christopher Kettler, Felix Popp und vor allem Moritz Kaube weg, was an oder in den Sechzehner kam. Dann eben von außerhalb, dachte sich in der 82. Minute Simon Allgaier und zog aus 23 Metern wuchtig ab! Klasse Schuss - aber der Ball klatschte gegen den rechten Pfosten und sprang zurück ins Feld. Die restliche Spiel- und die vierminütige Nachspielzeit überstand der FC Eintracht dann schadlos - auch zwei Standards, bei denen Torhüter Michael Edemodu mit aufrückte - und entführte damit die drei Punkte aus Wildensorg.
Wieder setzt sich Nico Ott in der Luft durch, hier unter der Beobachtung Simon Allgaier (re.) und gegen den eingewechselten Gästespieler Marco Schmitt.
Markus Schütz
Und das insgesamt auch nicht unverdient. Die Grundlage für den Sieg legten die FC Eintrachtler durch ihre Kompaktheit und durch ihren Aufwand, den sie in der Arbeit gegen den Ball betrieben. Sie kamen gut in die Zweikämpfe und führten diese auch konsequent. Sowohl in Gleich- und erst recht in Unterzahl. Dazu hatten sie zwar auch nicht allzu viele eigene Chancen, aber mehr als die DJK. Und eine davon verwerteten sie zum Auswärtserfolg in der eigenen Stadt. Die DJK betrieb einen ebenso hohen Aufwand, warf sich in die Zweikämpfe und versuchte immer wieder, zu Chancen zu kommen. Auf spielerischem Wege - und je näher das Ende rückte auch mit der Brechstange. Echte Möglichkeiten gab es allerdings trotzdem zu wenige und vor allem zu wenig klare. Das lag aber nicht nur daran, dass nach guten Ansätzen oftmals die letzte, genaue Anschlussaktion fehlte, sondern eben auch daran, dass der Gegner richtig gut verteidigte. Auch, wenn es vielleicht nicht so viele Tore oder Highlights gab: Beide Mannschaften machten mit ihrer Intensität und ihrem Einsatz das Spiel zu einer kurzweiligen, interessanten Angelegenheit.
Spielbericht eingestellt am 30.07.2022 00:19 Uhr