In wohl keine der bisherigen Spiele gingen die Hofer Bayern als so krasser Außenseiter in die Partie wie gegen die Bamberger. Dabei kamen bei den Gelbschwarzen sicherlich auch böse Erinnerungen an die 1:7-Hinspielklatsche auf, als die junge Truppe regelrecht überrollt wurde. Auch die letzten Ergebnisse legten nicht nahe, dass die Saalestädter eine Überraschung schaffen könnten. Trotz respektabler Vorstellung in Cham blieb die Pribyl-Elf in den letzten drei Begegnungen sieglos, während der Spitzenreiter mit breiter Brust und sieben Siegen in den letzten acht Begegnungen anreiste. Um sich etwas Mut zu machen, bemühte Bayern-Defensivmann Fabian Krantz im Vorfeld schon einmal die goldenen Fußballweisheiten. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, kann das auch gegen Bamberg erfolgreich werden“, so der 21-Jährige. „Ich meine, Fußballspielen können wir auch und Bamberg kocht auch nur mit Wasser.“
Dieses Mal wird Nico Schmidt (re.) in der Vorwärtsbewegung gestoppt - keine Karte.
Hans Wunder
"Wir wissen die Partie schon einzuschätzen. Beim ersten Treffen war es der zweite Spieltag und beide Teams haben munter losgelegt. Inzwischen geht es aber um wichtige Punkte um vorne dran zu bleiben bzw. für den Klassenerhalt', deutete Gästecoach Julian Kolbeck an, das er ein Spiel mit vielen taktischen Zwängen erwarten würde. Seine Mannschaft nahm zwar das Heft des Handelns in die Hand, agierte aber trotzdem mit angezogener Handbremse. Da mag der unebene Platz eine Rolle gespielt haben und auch der böige Wind, gegen den die Bamberger zunächst ankämpfen mussten. Als Tobias Linz nach fünf Minuten kurz vor der Strafraumgrenze abzog und gut einen Meter verfehlte, ahnte noch keiner der wenigen Zuschauer, dass das eine der besten Gelegenheiten im ersten Durchgang sein würde. Das lag auch daran, dass beide Mannschaften, insbesondere der Spitzenreiter, mit Standardsituationen kaum etwas anzufangen wusste. Die Schiedsrichterin pfiff lieber einmal mehr als zu wenig in ihr Arbeitsgerät, aber entweder pflückten die Torhüter die Kugel mühelos herunter oder es landete beim ersten Abwehrspieler oder im Aus. So sind die Torchancen vor der Pause schnell aufgezählt. Timo Strohmer hätte die Gäste mit seinem 22-Meter-Schuss in Front bringen können, verzog aber deutlich. Und neben dem möglichen Konter, der wegen Handspiel von Petracek abgepfiffen wurde, hatte die Heimelf noch einen Freistoß an der Strafraumgrenze - den Yannick Frey in die Mauer setzte.
Nicht zimperlich: Ferdinand Seifert (li.) gegen Luca Ljevsic.
Hans Wunder
Auch in der zweiten Hälfte drückten die Gäste zunächst auf das Gaspedal - nur etwas länger als zu Spielbeginn. Luca Ljevsic köpfte nach Ecke von links unmittelbar nach Wiederanpfiff knapp drüber und anschließend baute Bamberg einen regelrechten Belagerungsring um die einheimische Hälfte auf. Nachdem der ohnehin angeschlagene Hofer Stürmer Petracek in der Kabine bleiben musste, drohte dem Spitzenreiter kaum Gefahr bei Kontern. Andreas Knoll, der in der Pause kam, war eher der Verteiler in der Spitze. Nach dem Abflauen der Eintracht-Drangphase ein ähnliches Bild wie im ersten Abschnitt - viel Abnutzungskampf, aber kaum Torraumszenen. Erst in der Schlussphase zog der Tabellenführer noch einmal die Zügel an. Doch als Luca Ljevsic eine Linksflanke knapp verpasste, mussten sich die beiden Bayernligisten langsam mit der Nullnummer anfreunden. Freilich quittierten die Hofer die vier Minuten Nachspielzeit, die von den Schiedsrichterin angezeigt wurde, mit ungläubigen Kopfschütteln und hatten wohl eine böse Vorahnung. Denn in der dritten Minute der Zusatzzeit kam der Auftritt von Luca Ljevsic, auf den ein hoher Ball verlängert wurde. Anschließend setzte er sich im Strafraum gegen Fabian Krantz durch und flankte scharf und halbhoch in die Mitte. Dort vollstreckte Innenverteidiger zum unverhofften 0:1 (93.). Entsprechend groß war die Freude beim Spitzenreiter. Doch die Sache war noch nicht durch, denn beim letzten Aufbäumen stand plötzlich Jugendspieler Tizian Mittereder völlig frei vor dem Gästetorwart Fabian Dellermann. Aber dem Joker rutschte etwas das Herz in die Hosentasche und der Eintracht-Keeper hatte keine Mühe, den halmlosen Ball zu entschärfen. Seine Mannschaft landete damit einen glücklichen Auswärtssieg
Doch Philipp Hack (li.) nimmt die Verfolgung gegen Julian Krantz auf.
Hans Wunder
"Wie kann man so ein Mädel so ein Spiel pfeifen lassen", zeigte sich der Bayern-Coach nach der Partie noch entsetzt. Seine Schützlinge hatten über 90 Minuten einen großen Kampf und dem Favoriten Paroli geboten. Trotzdem war der Sieg der Bamberger nicht unverdient, da sie offensiv deutlich mehr investiert hatten und bis zum Schluss nicht locker ließen. "Solche Spiele gewinnst du eigentlich nur, wenn du oben stehst", merkte Matchwinner Christopher Kettler zusammenfassend an.
Spielbericht eingestellt am 06.04.2022 23:37 Uhr