von Frankenpost
Mit Zahlen ist das so eine Sache. Wenn die eine nichts Positives aussagt, kommt meistens ein weiterer unschöner Wert um die Ecke. Bei der SpVgg Bayern Hof war das am Mittwochabend gut zu erkennen. Vor dem Spiel gegen die Würzburger Kickers II hatte der Fußball-Bayernligist aus den jüngsten zehn Partien nur magere zehn Zähler geholt. So war es kein Wunder, dass auch die Zuschauerzahl eher an ordentliches Bezirksliga-Niveau erinnerte.
Dieses böse Zahlenwerk war am Mittwochabend vergessen, und das lag an der Hofer Leistung. Die war nämlich mehr als ansehnlich. Die Hausherren steigerten sich im Vergleich zu den vorangegangenen Spielen deutlich und feierten gegen Würzburg einen souveränen und absolut verdienten 4:1-Sieg. Dabei gab es sogar ein kleines Hofer Fußball-Märchen. Hauptdarsteller: Müseyin Durkan. Der Nachwuchsspieler der Bayern feierte sein Bayernliga-Debüt bei den Herren und erzielte direkt den 4:1-Endstand.
"Das ist unbeschreiblich, einfach ein perfekter Tag für mich", sagte Durkan nach Spielende. Nicht ganz so euphorisch, aber doch voll zufrieden war Trainer Alexander Spindler: "Wir haben unser Umschaltspiel heute sehr, sehr gut aufgezogen. Es ging darum, sich langsam mal wieder ein positives Gefühl zu holen - das ist uns gelungen." Vor dem Spiel sei seine Mannschaft nach Wochen des Misserfolgs in einer schwierigen Phase gewesen. "Das war eine Kopfsache", sagte Spindler. Nun sei der Rhythmus plötzlich wieder da gewesen - und damit auch das Selbstvertrauen. Spindler: "Schon nach 20 Minuten wusste ich, dass das heute was wird."
Die Gastgeber waren schon in der ersten Halbzeit das klar bessere Team. Sie spielten schnörkellos nach vorne, hatten viele gute Gelegenheiten - und sie präsentierten sich konsequent im Abschluss. Nach einer Viertelstunde durften die Bayern das erste Mal jubeln. Über drei Stationen landete der Ball bei Matej Kyndl, der relativ unbedrängt auf Kickers-Torhüter Maximilian Humpenöder zusteuerte und mit einem Flachschuss das 1:0 erzielte.
Vor dem Würzburg-Spiel hatten die Hofer ein finsteres Tal durchschritten. Aus diesem katapultierten sie sich nun eindrucksvoll wieder heraus - denn es ging auch nach dem Führungstreffer weiter mit der Dominanz der Heimelf. Keine 30 Minuten waren gespielt, da schlug es erneut im Würzburger Tor ein. Die Hofer nahmen das Kickers-Gehäuse unter Beschuss. Ein Schuss, noch ein zweiter. Mit dem dritten Versuch war der Ball dann drin. Malik McLemore stand nach einem Abpraller in zentraler Position goldrichtig und machte das 2:0.
Plötzlich alles eitel Sonnenschein in Hof - aber was war eigentlich mit den Gästen los? Da kam gar nichts. In der Defensive waren sie in vielen Szenen überfordert, Hof genügte oft ein langer Ball, um die Abwehrkette der Unterfranken auszuhebeln. Und in der Offensive? Auch da enttäuschten die ideenlosen Würzburger auf ganzer Linie. Jonas Lang, der diesmal von Trainer Spindler das Vertrauen bekam, hatte im ersten Abschnitt so gut wie nichts zu tun. Er drohte festzufrieren.
Wenn irgendetwas Lang im zweiten Durchgang erwärmte, dann war es das Hofer Spiel. Der Bayern-Schlussmann war nämlich weiter beschäftigungslos. Die Heimelf hatte alles im Griff - und sie durfte ein drittes Mal jubeln: strammer Schuss McLemore, Kyndl steht im Weg, wird angeschossen, Tor. Da ließ sich der Angreifer ordentlich feiern, obwohl er kaum etwas für diesen Treffer konnte.
Es war die sehr frühe Vorentscheidung. Am Sieg zweifelte niemand mehr - auch Coach Alexander Spindler nicht. So ergab sich die Gelegenheit, der nächsten Generation eine Chance zu geben: Müseyin Durkan, ein vielversprechender A-Jugend-Spieler, wurde in der 69. Minute eingewechselt. Auch mit ihm blieb Hof am Drücker. Allein Hajek, der sehr auffällig war, hätte noch zwei, drei Tore erzielen können. Die Hausherren waren gegen Ende der Partie ein bisschen zu verspielt, doch das machte nichts. Die Messe war ja schon gelesen.
Einzig ein wenig Ergebniskosmetik betrieben die viel zu harmlosen Unterfranken noch in Person von Mike Ebui - aber auch das brachte nichts. Denn: Da war ja noch Nachwuchsspieler Durkan, der nach einem Hofer Konter zur rechten Zeit am rechten Ort war und das 4:1 markierte und so sein eigenes Hofer Fußball-Märchen schrieb.
Die Hofer haben sich mit diesem Ergebnis rehabilitiert. Es bleibt die Frage, ob das Heimspiel gegen die Reserve der Würzburger Kickers nur eine Eintagsfliege war - oder ob es nun dauerhaft wieder aufwärts gehen wird. Eine Antwort dürfte es am Samstag (14 Uhr) geben, wenn die Bayern beim abstiegsbedrohten ASV Vach gastieren.
Spielbericht eingestellt am 09.05.2019 04:23 Uhr