Dass dieses Unterfrankenderby am Ende irgendwie denkwürdig werden sollte, höchst dramatisch und ein bisschen diskussionswürdig, danach sah es anfangs eigentlich gar nicht aus. Als der von Marcel Hölderle bediente Florian Dietz von der Grundlinie zurückpasste und Dominik Zehe zum 1:0 einschoss, als dann nach einem Doppelpass mit Dietz Björn Schönwiesner zum 2:0 vollendete, da schien die Partie einen einseitigen Verlauf zu nehmen. Nach 25 Minuten führten die Grabfeld-Gallier, die ja schon beim 1:1 in Neumarkt überaus ordentlich spielten. Und die U23 der Würzburger Kickers, zum Auftakt bei nun von Erlangen-Bruck zuhause verklopften Ansbachern mit 0:4 unter die Räder gekommen, schienen der zweiten Pleite entgegen zu schlittern.
Der Großbardorfer Mert Topuz (links) kommt gegen den Würzburger Niclas Staudt (Bildmitte) zu spät.
Michael Horling
Was dann aber passierte, das konnte niemand der nur deutlich unter 300 Zuschauern wirklich so erwarten. Plötzlich kippte die Partie, ohne dass es dafür einen offensichtlichen Grund gab. Bei Großbardorf ging nach vorne einfach gar nichts mehr, Simon Snaschel blieb diesmal im Sturm nahezu wirkungslos. Und Würzburg verkürzte: Nach Flanke von Tresor Mbala nickte Niclas Staudt zehn Minuten vor der Pause zum 2:1 ein. Was sagt man da seinem Team zur Pause? Na klar: Die ersten Minuten nach Wiederanpfiff müssen wir erst einmal überstehen! Wollten die Großbardorfer sicherlich auch. Doch als Ismailcan Usta den tödlichen Pass spielte, da schlug wiederum Staudt eiskalt zu. Knapp 120 Sekunden nach Beginn der zweiten Halbzeit. Gallier als Schlafmützen. Wie konnte das nur passieren?
Der Würzburger Josef Burghard greift den Großbardorfer Björn Schönwiesner an, rechts Tresor Mbala.
Michael Horling
Hier wie da kaum erwähnbare Szenen gab´s danach, wobei die Kickers nun den Ton angaben. Bis zur 75. Minute und einer wegweisenden Aktion: Dem überaus blöden Foul von ausgerechnet Niclas Staudt in des Gegners Hälfte an Mert Topuz. Bereits mit Gelb verwarnt flog er vom Feld. Es folgten zwei gefährliche Kopfbälle des eingewechselten Großbardorfers Pascal Stahl und - noch wichtiger! - ein überaus grobes Foul von Leon Heppt auf Höhe der eigenen Trainerbank an Moriz Heusinger. Drei Minuten vor dem Ende konnte es da nur Knallrot geben. Und freilich deshalb auch eine lange Nachspielzeit. Fünf Minuten zeigte Schiedsrichter Roman Potemkin an. Drei mehr wurden daraus. Mit weiteren markanten Ereignissen. Zum Beispiel dem Kopfball von Marcel Hölderle in der 96. Minute. Der Ball passte. 3:2. Riesenjubel. Und dann eine komplette und unnötige Frustaktion des in Überzahl immer wieder auf dem rechten Flügel freistehend auf nicht kommende Bälle wartenden André Rieß: Der Großbardorfer spielte den bösen Gallier und wuchtete Felix Lehrmann um. Nach längerer Verletzungspause konnte sich der Würzburger nur gestützt vom Feld bewegen. Knallrot war auch hier die einzig denkbare Entscheidung. Nach 98 Minuten. Ehe die Sonne dann doch so langsam untergehen durfte und Schiri Potemkin sein Kartenset einpacken durfte.
Der Großbardorfer Björn Schönwiesner kommt gegen die Würzburger Tresor Mbala und Keeper Maximilian Humpenröder zum Schuss.
Michael Horling
Schon am Wochenende steht die dritte Saisonpartie für beide Mannschaften an. Beim Domstadt-Duell gegen die optimal gestarteten Jungs von Don Bosco Bamberg müssen die Würzburger am Samstag wohl mehr als nur eine weitere Schippe drauflegen, um das erste Erfolgserlebnis feiern zu können. Tags danach gilt das mit dem Steigerunswillen sicherlich auch für die Großbardorfer beim FSV Erlangen-Bruck, der genauso wie die Gallier vier Punkte hat. "Das ist eine gute und erfahrene Mannschaft. Uns erwartet wieder eine schwere Aufgabe", weiß TSV-Trainer André Betz. Verzichten muss er natürlich auf André Rieß nach der Roten Karte.
Spielbericht eingestellt am 19.07.2018 08:45 Uhr