von Rudi Dümpert
Ergebnis des Herzschlagfinales: Die Entscheidung, wer als Tabellenzweiter der Bayernliga Nord die Relegation um den Aufstieg in die Regionalliga bestreitet, ist vertagt auf Freitag. Die besseren Karten hat nach dem 0:0 im direkten Duell weiterhin der TSV Aubstadt. Mit drei Punkten Vorsprung vor dem Würzburger FV geht er in die letzte Partie in Ammerthal und benötigt, um ganz sicher zu gehen, noch einen Punkt. „Wir wollten hier unbedingt gewinnen“, räumte Würzburgs Coach Marc Reitmaier ein, „aber es gab kein Durchkommen und wir hätten irgendwie einen Lucky Punch gebraucht. Freilich hatte Aubstadt so viele Chancen, dass das Spiel längst hätte entschieden sein können.“
Von Emotionen geprägt
Dieses von der Taktik und der Ausgangssituation geprägte Spiel vor 800 Zuschauern lebte überwiegend von seiner Spannung, den bissigen Zweikämpfen und von den Emotionen, die die einen mehr, die anderen weniger in Griff bekamen. Aubstadt kassierte zwei gelbe Karten, Würzburg deren sechs plus eine rote für Andreas Bauer: So wie es aussah wegen weniger schöner Worte für den Schiedsrichter Prof. Dr. Sven Laumer nach dem Schlusspfiff in der fünften Nachspielminute.
Auf Verlangen des Gästeblocks, dass „hier der WFV“ regiere, natürlich auch wegen der drei aufzuholenden Punkte, begann das Team aus der Zellerau mit der erwarteten offensiven Einstellung. Während Aubstadt den Gegner sich erst mal austoben ließ mit einer bärenstarken Hintermannschaft, die alles unter Kontrolle hatte. Diese Kontrollfunktion übte sie bis zum Schlusspfiff aus. Natürlich gab es starke und weniger starke offensive Phasen der Domstädter. Aber TSV-Schlussmann Christian Mack musste diese Saison schon mit mehr Arbeit die Null verteidigen und seinen Kasten sauberhalten.
Eine richtige Chance in Form von Latte, Pfosten, knapp daneben oder drüber oder eine sensationelle Torwartparade Macks gab es für den Tabellendritten das ganze Spiel über nicht. „Du musst halt immer damit rechnen, dass mal so ein Ding durch rutscht“, befand Aubstadts Coach Josef Francic hinterher mit schnellem Atem. Ob sein Puls schneller gegangen sei als sonst? „Gucken wir doch mal nach auf der Uhr“, antwortete er. „109“ zeigte sie an, gute fünf Minuten nach dem Schlusspfiff.
Angreifer zeigen sich geizig
Seine für die Tore zuständigen Spieler waren nämlich mal wieder geizig gewesen. Zwei Mal in der ersten Halbzeit und vier Mal in der zweiten waren sie von der Bank schon zum Torjubel aufgesprungen. In der zehnten Minute, als David Noack flankte und Martin Thomann an einer fantastischen Reaktion des Wülfershäusers André Koob im WFV-Tor scheiterte. In der 17. Minute hatte Michael Dellinger für Thomann aufgelegt. Der konnte annehmen fünf Meter vor dem Tor, Koob war schon geschlagen, und ihn rein machen. Doch Andreas Ganzinger grätschte den Ball doch noch von der Linie. Von diesen zwei hundertprozentigen Chancen abgesehen war es in der ersten Halbzeit ein Spiel auf Augenhöhe. Das Fazit zur Pause: Es war klar, dass es nicht viele Chancen geben würde, obwohl beide zusammen schon 138 Tore, je 69, in dieser Saison erzielt und im Schnitt nur ein Tor pro Spiel zugelassen hatten. Also muss man sie nutzen.
Der zweite Spielabschnitt war noch mehr geprägt von starkem Würzburger Druck mit schwacher Kreativität in Strafraumnähe. Da war ganz einfach Schluss, gab es kein Durchkommen gegen dieses Bollwerk und nur viel zu hoch angesetzte Distanzschüsse übers Tor. Ansonsten in dieser Spielhälfte viele rassige Kopfballduelle Benkenstein/Dan und Grader/Fries. Und in der anderen Spielhälfte fehlte den Aubstädtern einfach die Coolness, die teils mit Kombinationsfußball, teils mit schnellem Umschaltspiel kreierten Hochkaräter zu veredeln. Entweder der Teufelskerl Koob war auf dem Posten oder es fehlte an der nötigen Ruhe und Abgeklärtheit.
Koob reaktionsschnell
Thomann und Dellinger hätten mehrmals ihr Torkonto aufbessern können. Und selbst Außenverteidiger David Bauer hätte ums Haar mit seinem ersten Saisontreffer das Tor des Tages erzielen können, hätte Koob nicht reaktionsschnell die Hände hochgerissen. So war es bis zum Abpfiff ein Tanz auf der Rasierklinge – und das dürfte am Freitag in Ammerthal nicht anders werden.
Spielbericht eingestellt am 20.05.2018 20:53 Uhr