von Rudi Dümpert
Keine einzige Sekunde ließ Schiedsrichter Jan Lübberstedt aus dem hessischen Neuhof in dieser rassigen, bis zuletzt hoch spannenden, sehr guten Bayernliga-Nord-Partie zwischen dem TSV Aubstadt und der SpVgg Bayern Hof nachspielen. Als ob er keiner von beiden Mannschaften die ganz große Enttäuschung einer Niederlage zumuten mochte. Es wären wahrscheinlich die Oberfranken gewesen, eine der besten Gastmannschaften diese Saison in Aubstadt allerdings. Womit die Vorstellung des TSV schon beschrieben ist. Die Chancen zum 2:1 und mehr für die Aubstädter häuften sich gegen Spielende, wurden durch Hochgeschwindigkeitsfußball bis zum Abpfiff im Minutentakt kreiert – und vergeben.
Dabei: Was hätte er auch nachspielen lassen sollen? In diesem Fight gab es kaum Pausen irgendwelcher Art, weil einfach keiner liegen blieb und kostbare Zeit zum Erzielen des Siegtreffers liegen ließ. Es waren zwei, die den Sieg wollten, und einen, der ihn mehr wollte, aber kein Glück hatte. „Ich mag meinen Spielern keinen Vorwurf machen“, neigte TSV-Trainer Josef Francic hinterher den Kopf enttäuscht zur Schulter. „Keiner vergibt absichtlich eine Torchance. Die Häufung der Spiele alle drei Tage fordert ihren Tribut. Da fehlt in entscheidenden Sekundenbruchteilen auch die Konzentration.“
Auf Augenhöhe
Während sein Kollege Alexander Spindler einräumte: „In der ersten Halbzeit haben wir das Ganze sehr auf Augenhöhe gespielt und zu einem sehr guten, rassigen Spiel beigetragen. Da hatte man das Gefühl, es müsste jede Minute was für diese oder jene Mannschaft gehen. In der zweiten Halbzeit hat uns durch die Herausnahme von Tomas Petracek die Anspiel-Station beim Umschaltspiel gefehlt und die Entlastung. Da hätte uns Aubstadt beinahe abgeschossen. Wir hatten zuletzt gegen Würzburg und Aschaffenburg so viel Pech. Das ist heute als Glück geballt zurück gekommen.“
Ein kalkulierter Wechsel zur Halbzeit sei der des Tschechen Tomas Petracek wegen seiner Knieprobleme gewesen. Nicht kalkuliert war der Wechsel im TSV-Tor von Christian Mack (Kreislaufprobleme) zu Felix Reusch mit seinem dritten Saison-Einsatz, der aber alles richtig machte. Bis zum 0:1 hatte Aubstadt eine ausgezeichnete Chance, eine sehr gute und zwei gute. Aus eigentlich überhaupt keiner machte dieser Petracek, ein für diese Liga überragender Fußballer, die Gästeführung. In der 21. Minute war er von gleich drei Aubstädtern – Trunk, Leicht, Grader – gute zehn Meter draußen vorm Strafraum nicht zu verteidigen. Wie Schulbuben ließ er sie auf engstem Raum stehen, zog ab und traf links unten neben dem Pfosten ins Netz.
Diese SpVgg Bayern Hof war ein ganz anderes Kaliber als Erlenbach drei Tage vorher. Lange taten sich die Milzgründer schwer, eine Lösung zu finden, den Ausgleich zu erzielen. Dann fiel er durch einen Standard, einen sehr schnell ausgeführten Freistoß von Thomann, der selber gerade noch am Boden gelegen hatte. Der sah Trunk, Trunk sah Dellinger und schon stand?s zur rechten Zeit, kurz vor der Halbzeit, 1:1.
Zahlreiche Großchancen
Der Tempofußball mit unvermeidlichen Abspielfehlern ging auch nach dem Seitenwechsel unvermindert weiter, nur jetzt zunehmend mit Aubstädter Feld- und Chancen-Vorteilen. Während die Hofer immer mehr unter Druck gerieten und deshalb überhastet Ballbesitz-Anteile vergaben – oder umgedreht. Mit sechs torreifen Großchancen füllte sich der Zettel des Berichterstatters. Bauer (69.), das Trio Bauer/Grell/Thomann (74.), Schmidt (75.), Thomann (83.), Thomann/Dellinger im Duett (85.), Feser/Thomann/Grell (87.): Nuancen jeweils, Zentimeter zu lang oder zu kurz, Sekundenbruchteile und der überragende Hofer Keeper Christopher Schulz verhinderten den Siegtreffer bzw. hielt den Punkt fest.
Aubstadt hat wieder eine Chance vertan, Eltersdorf auf den Pelz zu rücken, aber den Zuschauern ein sehr gutes Bayernliga-Spiel gezeigt. „Wer weiß, wofür der Punkt noch mal gut ist“, tröstete Francic hinterher im Kreis seine Spieler. „Sie haben leidenschaftlich gekämpft und sehr gut gespielt. Die Chancen waren da, um klar zu gewinnen. Wir hätten die sechs Tore vom Mittwoch besser über die Woche verteilen sollen. Sie haben aber alles gegeben. Ich mache niemandem einen Vorwurf.“
Spielbericht eingestellt am 20.05.2018 20:43 Uhr