von sva01.de
Unter den Augen etlicher anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Pokalsensation im Stadion weilenden Viktoria-Helden hat das Team von Jochen Seitz am gestrigen Samstag zwar nicht den aktuellen Tabellenführer der Bundesliga, aber immerhin mit der SpVgg. Jahn Forchheim einen forsch auftretenden Bayernliga-Aufsteiger mit 3:2 niedergerungen und drei wichtige Punkte im Titelkampf verbuchen können.
„Wir haben hohen Besuch, macht es spannend bis zuletzt wie damals. Auch wenn es nur 623 Zuschauer sind, sie sollen vibrieren“, mag Jochen Seitz seinen Schützlingen vor dem Spiel gesagt haben. Seine Spieler beherzigten jedenfalls über die gesamte Spielzeit dieses „Konzept“, indem sie eine Vielzahl auf dem Silbertablett servierter Angebote, das Match vorzeitig zu entscheiden, brüsk zurückwiesen. Jochen Seitz hatte sich in seiner Startformation mit Ausnahme des von Beginn auflaufenden Philipp Beinenz für das bewährte Personal entschieden, dieses aber offensichtlich „geimpft“, denn eine „heiß gemachte“ Viktoria machte von Beginn an mächtig Dampf. Mit dem Tempo, das die Weiß-Blauen vorlegten, war der Jahn in der Anfangsphase völlig überfordert, was auch Gäste-Coach Christian Springer in der PK unumwunden einräumte.
Die Abwehr der Oberfranken war Dauerdruck ausgesetzt und konnte das Leder oft nicht aus der Gefahrenzone befördern. Dadurch ergaben sich viele Schusschancen aus zweiten Bällen. Die erste setzte Gökhan Aydin in der 5. Spielminute mit einem feinen Schlenzer von rechts an den linken Pfosten. Es ging weiter im Minutentakt: Ein Schuss von Björn Schnitzer wurde von einem Forchheimer Verteidiger von der Linie gekratzt (6.), Aydin zielte knapp drüber (7.). Mitten in den Belagerungszustand platzte die erste Chance der Gäste in der 9. Minute, als nach einer Flanke in den Viktoria-Strafraum Forchheims Steiner völlig frei vor Döbert aus wenigen Metern drüber schoss. Ein ganz dickes Ding, dass schon ahnen ließ, dass trotz des imposanten Angriffswirbels hinten noch Ungemach drohen könnte. Die Viktoria machte einstweilen unbeirrt weiter und hangelte sich von Chance zu Chance. Forchheims überragender Keeper Stahl machte zwei Großchancen durch Schnitzer und Aydin zunichte. Zudem ging ein Nachschuss von Björn Schnitzer hauchdünn am langen Pfosten vorbei. Auch Christian Breunig hatte seine Strafraumchance, doch er konnte aus dem Anspiel kein Kapital schlagen. Das Rückraum-Scheibenschießen war ergebnislos geblieben, der ersehnten und längst fälligen Führung in der 33. Minute ging ein schöner Spielzug des SVA voraus. Einen mustergültigen weiten Pass von Clay Verkaj nahm Björn Schnitzer am rechten Flügel mit und passte scharf nach innen, wo Christian Breunig am langen Pfosten nur noch den Fuß hinhalten musste. In der Schlussphase der ersten Halbzeit überschlugen sich noch mal die Ereignisse. Zunächst glich der Jahn einigermaßen überraschend durch Sebastian Schäferlein aus, der nach einem Anspiel in die Spitze Ricardo Döbert aussteigen ließ und zum 1:1-Ausgleich einschob (41.). Doch die Viktoria wollte dieses Mal nicht wieder Halbzeit-Gesprächsstoff sein des Inhalts, dass die weiß-blaue Maschine einmal mehr in Sachen Energieeffizienz durch die Stiftung-Warentest-Prüfung gefallen ist, und sorgte daher noch vor dem Halbzeitpfiff für die neuerliche Führung. Daniel Cheron traf in der 45. Minute aus dem Rückraum, er hatte alle Zeit, Maß zu nehmen und der Ball schlug dort ein, wo er ihn hin haben wollte: oben rechts.
„Solange uns die Viktoria nicht das Licht ausknipst…“
Während Jochen Seitz wohl unwidersprochen mit der Chancenverwertung in den ersten 30 Minuten haderte – „da hätten wir schon mindestens 2:0 führen müssen“ –, erläuterte Christian Springer hernach die bestechend einfache Jahn-Philosophie: „Solange uns die Viktoria nicht das Licht ausknipst, haben wir eine Chance. Nach vorne haben wir eine gewisse Qualität, wenn wir uns frei spielen.“ In der zweiten Halbzeit kam den Oberfranken natürlich entgegen, dass die Viktoria das enorme Tempo der Anfangsphase unmöglich über die vollen 90 Minuten gehen konnte. Der zweite Durchgang war denn auch nicht mehr ganz so spektakulär und reich an Höhepunkten wie die ersten 45 Minuten. „Wir waren nicht mehr ganz so zwingend, hatten allerdings auch dann noch zwei, drei sehr gute Möglichkeiten“, resümierte Jochen Seitz. Zuvorderst Björn Schnitzer, doch ob aus dem Spiel oder per Freistoß: Wohin Björn auch schoss, Stahls „Steelhand“ war schon da. Zwingende Offensivaktionen waren von Forchheim in der zweiten Hälfte nicht zu sehen, wohl aber in der 81. Minute eine indisponierte Viktoria-Defensive, die Sandro Gumbrecht zum 2:2-Ausgleich nahezu nötigte. Die schon trübe flackernde Gästefunzel war mit einem Mal wieder voll an den Stromkreislauf angeschlossen. Aber doch nicht am „Heldentag“… In der 90. Minute fand sich ein legitimer Erbe Uwe Höfers in Person von Hamza Boutakhrit, der nach drei vorangegangenen Versuchen endlich den Kippschalter betätigte und die Jahn-Lampe löschte. Die Frage von Franz-Josef Fries im Viktoria-Talk an unsere Oldies, ob diese Variante einstudiert war, braucht bei dieser 2017er Version freilich nicht gestellt werden…
Spielbericht eingestellt am 11.12.2017 18:42 Uhr