von sva01.de
Deutlich in die Schranken gewiesen hat die Viktoria die SpVgg. Bayern Hof. Ausschlag gebend für den 6:1-Kantersieg durch Tore von Björn Schnitzer (2), Christian Breunig (2), Kevin Wittke und eine Hofer „Leihgabe“ namens Miranda war einmal mehr die zweite Halbzeit, in der die Oberfranken in gleichem Maße einbrachen, wie die Mannschaft von Jochen Seitz stärker aufkam. In den ersten 45 Minuten sahen die 543 Zuschauer ein ausgeglichenes Spiel, in dem Björn Schnitzer mit einem verwandelten Foulelfmeter unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff für die psychologisch wichtige 2:1-Pausenführung sorgte.
Erwartungsgemäß übernahm die Viktoria von Beginn an die Initiative gegen eine abwartende Hofer Elf, die sich in der Defensive nicht besonders schwer tat, da es dem Angriffsspiel der Viktoria an Schnelligkeit ermangelte. Die lautstarke Anweisung „Tempo“ von Coach Jochen Seitz war öfter zu hören, doch das Spiel der Viktoria nahm nur schleppend Fahrt auf und zuweilen fehlte auch die Präzision. Eher als ein Gastgeschenk zu werten war das 1:0 für die Viktoria, für das der Hofer Verteidiger Miranda per Eigentor verantwortlich zeichnete. Kein Aschaffenburger Stürmer war in der Nähe, als er nach einer Hereingabe von Björn Schnitzer völlig unbedrängt das Leder via Innenpfosten über die Linie bugsierte. Ein Weckruf war dieses Missgeschick aber eher für die Hofer denn für die Viktoria. Bei ihren Gegenangriffen suchten die Oberfranken immer wieder den pfeilschnellen Konterstürmer Tomas Petracek, der seinen Bewachern einige Male entwischte und zum Torabschluss kam. In der 19. Minute traf der Tscheche noch das Außennetz, doch zehn Minuten später veredelte er einen dynamischen Antritt, in dem er das Leder an Ricardo Döbert vorbei zum nicht unverdienten Ausgleich ins lange Eck schnippelte. Christian Breunig hatte in der 31. Spielminute seine erste Strafraumszene, doch verzog er nach Ballannahme mit dem Rücken zum Tor seinen Drehschuss. Auf der Gegenseite spielte Petracek das mittlerweile sattsam bekannte Spiel zum dritten Mal, doch wurde sein Schuss aus spitzem Winkel zur sicheren Beute für Ricardo Döbert (35.). Als sich alles schon auf ein Remis zur Pause eingestellt hatte, schlug die Viktoria in der Nachspielzeit der ersten Hälfte doch noch zu. Über drei, vier Stationen hatte die Viktoria auf allerengstem Raum im Hofer Strafraum kombiniert und Philipp Beinenz freigespielt, der durch ein glasklares Foul am Torschuss gehindert wurde. Björn Schnitzer schob den fälligen Elfmeter zur 2:1-Führung ein.
„Räumdienst“ Ricardo Döbert entschärft Granate, dann Hof nur noch pazifistisch
Obwohl der SVA nach Wiederanpfiff stürmisch aus der Kabine kam und durch einen Kopfball von Christian Breunig und einen Schuss von Daniele Toch (spielte von Beginn an) seine Absicht andeutete, seine Offensivbemühungen verstärken zu wollen, war die Gefahr des Ausgleichs noch lange nicht vom Tisch. Insofern mag man es als eine Schlüsselszene des Spiels werten, dass Ricardo Döbert in der 62. Minute mit einer akrobatischen Flugeinlage den Einschlag des satten und platzierten Schusses von Andreas Knoll verhindern konnte.
Für das, was danach folgte, fand der Hofer Coach Alexander Spindler die Worte: „Wir fallen in uns zusammen und die Dinge nehmen ihren Lauf.“ Zunächst meinte es die Viktoria noch gut mit den Oberfranken, denn Max Grünewald hätte schon in der 66. Minute zur ersten Exekution schreiten können, doch gewährte er – nach Pass von Verkay frei vor dem Tor – großzügig Schonung. Man musste sich nicht allzu lange grämen, denn bereits zwei Zeigerumdrehungen später holte Kevin Wittke auf Zuspiel Clay Verkaj Versäumtes nach und belohnte sich mit seinem zweiten Saisontreffer für ein gutes Spiel. Der an diesem Tag auch in der Rolle des Vorbereiters brillierende Björn Schnitzer entsann sich weitere zwei Minute später, dass „der Lange“ noch nicht geknipst hatte. Christian Breunig bedankte sich mit dem 4:1. Die Gegenwehr der Schwarz-Gelben war nun vollends erlahmt und als Björn Schnitzer in der 80. Minute von der rechten Seite in den Strafraum eindrang, wurde er unmittelbar nach Passieren der Linie gelegt. Die Geste des gut leitenden Schiris beim Elfmeterpfiff schien an die Adresse der Hofer gerichtet zu sagen: „Das war unnötig. Tut mir leid, aber ihr lasst mir keine Wahl“. In Aschaffenburg gibt es eine „Lex Schnitzer“, nach der der Gefoulte immer selbst schießt. Das Ergebnis wurde auf der Anzeigetafel eingeblendet und hieß „5:1“. In einer zunehmend einseitig gewordenen Partie setzte Christian Breunig den Schlusspunkt zum 6:1, sich wiederum strikt an die „Auflage“ von Björn Schnitzer haltend.
Das nackte Ergebnis allein wärmt nicht das Trainerherz…
Viktoria-Coach Jochen Seitz, der mit dem „Ergebnis natürlich hochzufrieden“ war, wies aber zugleich auf die Verpflichtung eines Trainers hin, „nicht nur wie die Fans das nackte Ergebnis zu sehen“, sondern das Spiel differenzierter zu betrachten.
Ein Dorn im Auge war ihm diesbezüglich das Auftreten seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit: „Wir waren sehr unkonzentriert und fahrig, das Passspiel hat überhaupt nicht funktioniert. Ich habe viele, teils unnötige Fehlpässe in die Füße des Gegners gesehen. So unkonzentriert, wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, werden wir mit stärkeren Gegnern Probleme bekommen.“ Das Kontrastprogramm gab es dann nach der Pause: „Da waren wir konzentrierter, haben mutig Bälle in die Tiefe gespielt und auch die Laufwege haben wieder gestimmt.“
Spielbericht eingestellt am 14.09.2017 22:22 Uhr