von sva01.de
„Das sind ja fast noch Kinder“, war man beim Blick in die Gesichter der Akteure von Kickers Würzburg II versucht zu denken. Leider ließ sich das blutjunge Team mit der Aura einer U19 auf seiner eigenen engen Spielwiese am Hubland nichts vormachen und bestätigte seine Heimstärke mit einem 2:0 gegen eine Viktoria, die nie wirklich Spielkontrolle ausüben konnte.
Mit der Ambition, endlich mal wieder drei Punkte auf fremdem Terrain zu holen, war die Viktoria in die Residenzstadt gereist. Das allerdings schien den Hausherren nicht zu Ohren gekommen zu sein, sonst hätten sie ganz sicher nicht schon in der sechsten Spielminute das 1:0 erzielt. Torschütze war Alban Peci, der nach einer Halbflanke von rechts, obschon er sich das Leder selbst nicht sonderlich präzise in den freien Raum vorgelegt hatte, von vier um ihn postierten Viktoria-Spielern nicht rechtzeitig am Torschuss gehindert werden konnte. Die Diskrepanz in der Auffassungsgabe ließ sich in diesem Fall nicht alleine mit Jugend und Alter erklären.
Kein Angsthasenfußball: Kickers erfüllten nicht das gängige Klischee
Das oft bemühte Argument des Hinten-rein-Stellens des Gegners konnte man den Kickers an diesem Tag nun wirklich nicht anlasten, standen diese doch von Anfang an ungewöhnlich hoch – phasenweise auf Höhe der Mittellinie – , pressten die Viktoria in die eigene Hälfte und ließen sich dennoch nicht durch schnelle Konter überlisten. Sehr flink in der Rückwärtsbewegung, beantworteten sie Ballverluste im Angriff sofort mit intensivem Gegenpressing, um der Abwehr Gelegenheit zu geben, sich zu postieren. Gegen diese variable Spielweise fand die Viktoria kein adäquates Gegenmittel und hatte schon im Spielaufbau Probleme. Dass in zugestellten, engen Räumen lange Bälle ein Rezept sein können, hatte man wohl erkannt, doch in punkto „Abnehmer“ war nicht das richtige (kopfballstarke) Personal auf dem Platz. Die Abwehr der Hausherren stand sicher und ließ in der ersten Halbzeit nur Chancen im Kleinformat zu. Torabschlüsse von Aydin und Schnitzer stellten kein Problem für den Kickers-Keeper dar, ein Freistoß von Aydin ging knapp drüber (33.). Auf der anderen Seite hatte die Viktoria Glück, als nach einem der vielen durch aggressives Forechecking provozierten Fehlpässe im Mittelfeld der Gegenangriff in einem Lattenschuss mündete (29.). Gegen Ende der ersten Hälfte forcierte das Team von Jochen Seitz noch einmal die Angriffsbemühungen, konnte die Gastgeber aber nicht stellen, geschweige denn festnageln.
Peci gegen alle: Viktorias Abwehr in entscheidenden Momenten nicht auf der Höhe
In der zweiten Halbzeit passierte bis zur 61. Minute nichts, dann nutzte wiederum Alban Peci eine neuerliche Indisponiertheit in der Viktoria-Abwehr mit einem trockenen Schuss ins lange Eck zum 2:0. Vorausgegangen war ein weiter Abschlag vom Würzburger Keeper, ein Würzburger gewann das Kopfballduell und verlängerte über den Scheitel in den Strafraum, wo Simon Schmidt unfreiwillig per Kopf den späteren Torschützen bediente, der sich vor der Liquidation auch noch der Nahbewachung von Fabian Galm entzog. Keine zwei Minuten später war die nächste Chance der Rothosen zu verzeichnen, als ein Dribbling eines Würzburgers an der Strafraumgrenze nur mit einem Foul gebremst werden konnte. Nach einem gedankenschnell kurz ausgeführten Freistoß konnte ein scharfer Pass von der Grundlinie erneut von Alban Peci per Hacke verwertet werden, doch dieses Mal blieb Ricardo Döbert Sieger. Jochen Seitz reagierte nun und brachte mit dem gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrten und eigentlich gar nicht für einen Einsatz vorgesehenen Christian Breunig (für Max Grünewald) einen Brecher für den Angriff (65.). Die Kickers ließen sich jedoch weiterhin weder zurückdrängen noch zogen sie sich freiwillig zur Ergebnissicherung vorzeitig zurück. Fehler in der Vorwärtsbewegung des SVA beantworteten sie wiederholt mit Gegenangriffen und gerieten so kaum ernstlich unter Druck.
„Wilde fünf Minuten“ holten die Kastanien nicht mehr aus dem Feuer
Seinen letzten Trumpf holte Jochen Seitz dann mit der Einwechslung von Nils Herdt (für Kevin Wittke) aus dem Ärmel (75.). Der Ausrufung der totalen Offensive musste erst noch eine von Ricardo Döbert vereitelte Großchance der Kickers (76.) folgen, ehe sich die Viktoria auf ihren alten Trick besann, mittels eines guten letzten Eindrucks die vorangegangenen, weitaus bescheideneren zu verwischen. Fakt ist, dass die kurze Phase zwischen der 77. und der 83. Minute inklusive dreier Großchancen die lichteste im Spiel der Viktoria war – und auch die einzige, in der man kurzfristig das freilich sehr späte Gefühl hatte, dass die jungen Rothosen ihre Fasson verlieren könnten. In der 78. Minute fiel eine eher auf dem Zufallsprinzip aufgebaute „Volleyflanke“ von Simon Schmidt dem völlig freien Nils Herdt vor die Füße, doch dessen Volleyabnahme – die erste dicke Chance der Viktoria im ganzen Spiel – strich zum Entsetzen der Viktoria-Fans am langen Pfosten vorbei. In der 83. Minute sorgten dann noch einmal kurz nacheinander zwei Großchancen von Christian Breunig für Aufregung. Zunächst scheiterte er nach schöner Vorarbeit von Nils Herdt am Keeper, wenig später klärte ein Würzburger für seinen schon geschlagenen Torwart auf der Linie. Das war`s dann aber auch. Unverbesserliche Optimisten könnten behaupten, dass die Viktoria bei optimaler Verwertung an diesem Abend hätte gewinnen können. Realisten sagen wohl eher, dass das unterm Strich zu wenig war.
Spielbericht eingestellt am 06.09.2017 20:46 Uhr