von sva01.de
Eine Wundertüte mit einigen Leckereien war erwartet worden, doch das spielerische Temperament der Truppe von Ulli Baumann war so trocken wie eine Reiswaffel oder ein chinesischer Glückskeks. Eine in allen Belangen überlegene Viktoria konnte vorne schalten und walten, wie sie wollte, und geriet in der Defensive in den gesamten 90 Minuten kein einziges Mal in Gefahr. Das war die Quintessenz des Heimspiels gegen die Schweinfurter Reserve vor 712 Zuschauern, in dem ein sehr gut aufgelegter Björn Schnitzer jenen Regionalliga-Esprit verströmte, den die Schweinfurter Reserve – an diesem Tage ohne Beistand von „oben“ – niemals hatte.
Die Viktoria begann mit der Aufstellung von Bamberg, in der Abwehr mit einer Viererkette agierend. Einzig Clay Verkaj stand für Philipp Beinenz wieder von Beginn an auf dem Platz. Die Gäste standen tief und handelten damit ganz des Auftrags von Trainer Baumann: „Es war schon unsere Taktik, tief zu stehen und den Gegner kommen zu lassen. Wir wollten keine Räume anbieten, was uns ganz gut gelungen ist.“ Dicht bekamen die Grün-Weißen ihre Abwehr dennoch nicht, weil sie gegen die individuelle Klasse der Aschaffenburger Angreifer ein ums andere Mal das Nachsehen hatten. Besonders der unermüdliche Björn Schnitzer, der auf der rechten Seite auf engstem Raum seine Dribblings ansetzte, war nicht auszuschalten und sorgte immer wieder für Gefahr vor dem Schweinfurter Tor. Nachdem ein Schuss von Clay Verkaj das Tor knapp verfehlt hatte, sorgte Björn Schnitzer für das erste Highlight, als sein lang und länger werdender Schuss in der 14. Minute ans Lattenkreuz prallte. Weiter ging es mit der Schnitzer-Show: Seinen aufs kurze Eck gezogenen Freistoß parierte FC-Keeper Christoph Saballus, wenig später bediente er mustergültig Kevin Wittke, dessen Schuss geblockt wurde. In der 23. Spielminute fiel dann die längst überfällige Führung der Viktoria. Nach einem Handspiel knapp außerhalb des 16ers legte Gökhan Aydin den fälligen Freistoß schlitzohrig quer auf den in den zentralen Rückraum startenden Björn Schnitzer, der mit einem Flachschuss ins linke Eck eintütete. „Ich habe extra vorher in der Kabine angesprochen, dass die Aschaffenburger den Ball auch kurz reinspielen und wir schauen müssen, wo sie die Räume offen lassen“, wusste Coach Ulli Baumann theoretisch, was seine Spieler praktisch vernachlässigten. Diese fanden im Angriff überhaupt nicht statt, Ansätze eines Konterspiels wurden schon früh durch die sehr gut nach hinten arbeitenden Hausherren unterbunden, das letzte Drittel des Spielfeldes schien fast eine Tabuzone für die Baumann-Elf zu sein. Ricardo Döbert durfte nur einmal mitspielen, nach einem Konter der Gäste wollte Albert mal nicht so sein. Ein Kracher war`s nicht grade, da hat Richie schon andere Dinger gehalten! Gegen Ende der ersten Hälfte machte die Viktoria noch mal mächtig Alarm. In der 43. Minute verpassten nach glänzender Vorarbeit von Björn Schnitzer gleich drei einschussbereite Viktorianer seine scharfe Hereingabe um Haaresbreite. Quasi mit dem Pausenpfiff traf Gökhan Aydin nach Zuspiel von Christian Breunig nur den Pfosten. Eine sehr gute erste Hälfte der Seitz-Truppe, ernüchternd nur der Blick auf die Anzeigetafel, als sich der Pulverdampf verzogen hatte.
Das „einzige Manko“ blieb diesmal folgenlos
„Das einzige Manko, was ich der Mannschaft heute ankreiden muss, ist die mangelhafte Chancenverwertung. Dann hätten wir nicht so lange zittern müssen“, bilanzierte Jochen Seitz nach dem Spiel. Nun, wirklich „zittern“ mussten die Weiß-Blauen auch nach der Pause nicht gegen offensiv limitierte Gäste, die auch aus dem etwas abflauenden Angriffselan des SVA keinerlei Kapital schlagen konnten Einzig ein das Tor knapp verfehlender Gewaltschuss von Roberto Desch war zu verzeichnen, ehe Björn Schnitzer in der 71. Minute die ihm zugestandene Freiheit 20 Meter vor den gegnerischen Tor zu einem Schuss nutzte, der eher mittig zum vorentscheidenden 2:0 im Schweinfurter Kasten einschlug. Wenn man so will das Ende eines Zitterns, das eigentlich keines war. Sechs Minuten später rebellierte der Fußballgott , vermutlich weil er in dem besten Spieler auf dem Platz einen Rivalen witterte. Björn Schnitzer verwandelte einen an Philipp Beinenz verursachten Foulelfmeter nicht, womit ihm sein dritter Treffer an diesem Tag versagt blieb.
„Wir sind auf einem guten Weg. Wir hoffen, dass die Tore, die wir heute nicht erzielt haben, in den nächsten Partien stattfinden, um dann die nächsten Siege zu feiern“, schloss Jochen Seitz sein Fazit ab. Diesem Wunsch kann man sich anschließen und scherzhaft hinzufügen: Nicht alle gegen Vatanspor. Gut dosiert bleiben die Weiß-Blauen mit den heute nicht erzielten Toren bis zur Winterpause ungeschlagen…
Spielbericht eingestellt am 05.08.2017 11:46 Uhr